In Uruguay gewinnt die Diskussion über die Regulierung des Online-Glücksspiels wieder an Dynamik. Wie von Tribuna und anderen Fachportalen berichtet, bereitet die Regierung von Präsident Yamandú Orsi derzeit die Wiedereinsetzung eines Gesetzesentwurfs vor, der bereits 2026 dem Parlament vorgelegt werden könnte.
Der Schritt kommt fast vier Jahre nach dem gescheiterten Versuch während der Amtszeit von Luis Lacalle Pou, dessen ursprünglicher Vorschlag zwar den Senat passierte, im Abgeordnetenhaus jedoch keine Mehrheit fand. Grund waren Uneinigkeiten zwischen Parteien und wirtschaftlichen Interessengruppen – insbesondere im Zusammenhang mit dem umstrittenen Casino-Projekt in Punta del Este.
Hintergrund: Zwischen Regulierung und wirtschaftlichen Interessen
Der frühere Entwurf sah vor, dass physische Casinos ihre Spiele auch online anbieten dürfen – mit befristeten und widerrufbaren Lizenzen, die von der Exekutive vergeben werden sollten. Während der Beratungen wurde zusätzlich vorgeschlagen, auch Unternehmen ohne stationäres Casino zuzulassen. Diese Änderung sorgte innerhalb der Regierungskoalition für Spannungen und führte letztlich zum Scheitern der Initiative.
Laut Tribuna drängen nun verschiedene Akteure auf eine Neuauflage des Projekts. Das Wirtschaftsministerium soll bereits an einem angepassten Entwurf arbeiten, der eine staatliche Plattform für Online-Wetten prüft – mit dem Ziel, Transparenz zu sichern, Minderjährige zu schützen und Spielsuchtprävention zu stärken.
Wirtschaftlicher Druck und neue Marktchancen
Parallel dazu fordern Sportverbände und private Anbieter seit Jahren eine Marktöffnung. Der uruguayische Fußballverband argumentiert, dass der Sport durch private Sponsoren deutlich höhere Einnahmen erzielen könnte.
Derzeit profitiert der Fußball nur indirekt von Supermatch, der einzigen staatlich autorisierten Online-Plattform, die rund 500.000 US-Dollar jährlich in den Verband einbringt. Mit einer kontrollierten Liberalisierung könnten diese Summen laut Branchenbeobachtern um ein Vielfaches steigen.
Auch die Banken- und Finanzbranche zeigt Interesse: Die Einführung neuer digitaler Zahlungsmethoden – ähnlich wie in Kolumbien oder Brasilien – könnte den Markt deutlich modernisieren. Zugleich warnt die Politik, dass unreguliertes Glücksspiel den Staat Einnahmen kostet und die soziale Kontrolle schwächt.
Politische Stimmen und gesellschaftliche Verantwortung
Senator Caraballo betonte zuletzt, dass die Regulierung des Online-Glücksspiels eine „strategische wirtschaftliche Entscheidung, aber auch eine Maßnahme der öffentlichen Gesundheit“ sei. Seine Position: Das Verbot stoppt das Phänomen nicht, sondern verlagert es in den Graubereich – und entzieht dem Staat wichtige Kontrollinstrumente.
Auch der Generaldirektor der Casinos, Fernando Estévez, bestätigte gegenüber der Gewerkschaft, dass bereits ein konkretes Konzept in Arbeit ist. Dieses solle wirtschaftliche Interessen, fiskalische Einnahmen und den Schutz der Spieler in Einklang bringen.
Ausblick: Balance zwischen Kontrolle und Wachstum
Mit dem Zeithorizont 2026 steht Uruguay vor einer heiklen Aufgabe: Es gilt, einen Rechtsrahmen zu schaffen, der Steuereinnahmen, Rechtssicherheit und Spielerwohl miteinander verbindet – ohne die Attraktivität des Marktes für internationale Betreiber zu mindern. Im August 2025 wurde bereits durch das Dekret 167/025 eine Steuer von 0,75 Prozent auf jede elektronische Wette eingeführt – ein erster Schritt in Richtung klarer fiskalischer Regeln. Wie Tribuna zusammenfasst, könnte Uruguay mit einer transparenten Regulierung und einer modernen Lizenzpolitik zum Vorreiter des verantwortungsvollen Online-Glücksspiels in Südamerika werden.