In Deutschland sorgt aktuell eine Bundesratsinitiative aus Mecklenburg-Vorpommern für Aufmerksamkeit. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche besser zu schützen, indem Glücksspielrecht und Jugendschutzrecht enger miteinander verzahnt werden. Vorgesehen sind Transparenzpflichten, Warnhinweise und eine klare Alterskennzeichnung für Spiele mit Lootboxen.
Doch auch in anderen Ländern haben Regulierungsbehörden und Gerichte bereits reagiert – mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen.
Australien
Australien hat am 22. September 2024 neue Klassifizierungsrichtlinien eingeführt. Spiele mit Lootboxen, die gegen Bezahlung verfügbar sind, erhalten seitdem mindestens die Einstufung „M“ (nicht empfohlen für Kinder unter 15 Jahren). Spiele mit simuliertem Glücksspiel können sogar mit „R-18+“ bewertet werden. Damit will Australien deutlich machen, dass Glücksspiel-ähnliche Inhalte in Videospielen einer klaren Alterskontrolle unterliegen.
→ Offizielle Information der australischen Behörde
Belgien
Belgien zählt zu den strengsten Ländern Europas. Bereits 2018 entschied die Belgische Glücksspielkommission, dass Lootboxen mit Echtgeldzahlungen Glücksspiel sind. In der Folge mussten viele internationale Spieleanbieter diese Mechanik in Belgien deaktivieren. Dennoch zeigen Studien, dass die Umsetzung nicht überall lückenlos gelingt und Lootboxen teilweise noch in Spielen verfügbar sind.
→ Hintergrundanalyse zu Belgien
Niederlande
Die Niederlande haben ebenfalls geprüft, ob Lootboxen als Glücksspiel gelten. Insbesondere FIFA Ultimate Team-Packs standen im Fokus. Während die Glücksspielbehörde anfangs ein Verbot aussprach, entschied ein Gericht später, dass die Packs Teil des Spiels und kein eigenständiges Glücksspiel seien. Diese widersprüchlichen Entscheidungen zeigen, wie schwierig die rechtliche Abgrenzung in der Praxis ist.
→ Übersicht zur Rechtslage in den Niederlanden
Japan
Japan hat bereits 2012 eine besonders aggressive Form der Lootbox-Mechanik, die sogenannte „Kompu Gacha“, verboten. Dabei mussten Spieler mehrere Teilobjekte sammeln, um am Ende ein seltenes Item zu erhalten. Diese Mechanik wurde als unzulässig eingestuft, weil sie Spieler zu übermäßigem Geldausgeben verleitet. Für andere Formen von Lootboxen gelten inzwischen Transparenzpflichten, etwa die Offenlegung von Wahrscheinlichkeiten.
→ Analyse zu Gacha-Mechaniken in Japan
USA
In den Vereinigten Staaten gibt es keine nationale Regelung. Stattdessen setzt man auf Selbstregulierung durch das ESRB, das Lootboxen seit 2020 mit dem Hinweis „In-Game Purchases (Includes Random Items)“ kennzeichnet.
Einzelne Bundesstaaten wie Kalifornien oder Washington haben Gesetzesinitiativen eingebracht, aber bisher ohne bundeseinheitliche Wirkung.
→ FTC Workshop 2019 zu Lootboxen
Österreich
Österreich kennt bisher keine bundesweite Regulierung, aber mehrere Gerichtsverfahren haben Lootboxen bereits als Glücksspiel eingestuft – etwa bei FIFA Ultimate Team. Andere Gerichte widersprachen, was zu Rechtsunsicherheit führt.
→ Bericht zu Verfahren in Österreich
Fazit
Der internationale Vergleich zeigt: Länder gehen sehr unterschiedlich mit Lootboxen um. Belgien und Australien haben strenge Vorgaben bis hin zu Verboten oder Altersbeschränkungen eingeführt, während in den Niederlanden und Japan einzelne Mechaniken rechtlich eingegrenzt wurden. Deutschland reiht sich mit der aktuellen Bundesratsinitiative in diese weltweiten Entwicklungen ein. Deutlich wird: Das Thema Lootboxen hat sich von einer branchenspezifischen Diskussion zu einer internationalen Regulierungsfrage entwickelt, die zunehmend Gesetzgeber und Behörden beschäftigt.
Wie hoch die Umsätze mit Lootboxen in Deutschland genau ausfallen, ist schwer zu beziffern. Zwar weisen Branchenberichte regelmäßig Zahlen zu In-Game- und In-App-Käufen aus, doch werden Lootboxen dabei nicht separat erfasst. Entsprechend gibt es derzeit keine verlässlichen, aktuellen Statistiken zu diesem Teilmarkt.