Glückselige Betrachtungen von Boris Hoeller
Endlich – alles wird gut. Schluss mit unserem ungebremsten Spaßdrang. Wir haben ein neues Glücksspiel- und Unterhaltungsrecht. Damit wird das Entstehen von Glücksspielsucht und Wettsucht tatsächlich verhindert. Ja, wir sind jetzt wirklich kohärent. Zum Glück sind jetzt endlich die Voraussetzungen für eine wirksame Suchtbekämpfung geschaffen. Ja, unser begrenztes, eine geeignete Alternative zum nicht erlaubten Glücksspiel darstellendes Glücksspielangebot wird unseren natürlichen Spieltrieb nun in geordnete und überwachte Bahnen lenken. Alles wird – alles ist von nun an auch besser erreichbar, diesmal mit Ausnahmen von den zielführenden Regeln. Danke Vater Staat, für soviel gesetzgeberische Diversität.
Wir spielen Lotto und Eurojackpot im Internet und wirken so der Entwicklung und Ausbreitung von unerlaubten Glücksspielen in Schwarzmärkten entgegen. Wir, ja nur wir, die nicht spielsuchtgefährdet oder überschuldet sind. Nur wir, die unseren finanziellen Verpflichtungen nachkommen oder nur Spieleinsätze riskieren, die in einem Verhältnis zu unseren Einkommen oder Vermögen stehen. Ja, das sind wir, die sich darauf verlassen können, dass der Jugend- und den Spielerschutz nunmehr gewährleistet ist. Alles, ganz sauber, endlich. Es ist soweit. Glücksspiele werden ordnungsgemäß durchgeführt und wir sind vor betrügerischen Machenschaften geschützt. Gut, denn man hat daran gedacht, dass auch sichergestellt ist, dass die mit Glücksspielen verbundene Folge- und Begleitkriminalität abgewehrt wird. So geht eben Glücksspielwesen heute.
Wir können ja auch nur noch verantwortungsbewusst spielen. Süchtig werden vom staatlich geregelten Spiel – ist ausgeschlossen. Die Gefahrenabwehr ist gelungen. Danke Vater Staat, dass Du das sichergestellt hast. Und danke lieber Veranstalter und Vermittler für die Erfüllung eurer Gewährleistungsverpflichtung zur partnerschaftlichen Fürsorge, die uns von Last und Leid, Sünde und Sorge überhöhter Ausgaben für das Glücksspiel fernhält. Ihr werdet uns dazu anhalten und fürsorglich Vorbeugung üben. Dank euch sind wir über alle Kosten, die mit der Teilnahme veranlasst sind, die Höhe aller Gewinne, wann und wo alle Gewinne veröffentlicht werden, den Prozentsatz der Auszahlungen für Gewinne vom Einsatz (Auszahlungsquote), die Informationen zu den Gewinn- und Verlustwahrscheinlichkeiten, den Annahmeschluss der Teilnahme, das Verfahren, nach dem der Gewinner ermittelt wird, insbesondere die Information über den Zufallsmechanismus, der der Generierung der zufallsabhängigen Spielergebnisse zu Grunde liegt, darüber wie die Gewinne zwischen den Gewinnern aufgeteilt werden, die Ausschlussfrist, bis wann Gewinner Anspruch auf ihren Gewinn erheben müssen, den Name des Erlaubnisinhabers sowie seine Kontaktdaten (Anschrift, E-Mail, Telefon), seine Handelsregisternummer (soweit vorhanden), darüber wie der Spieler Beschwerden vorbringen kann und das Datum der ausgestellten Erlaubnis, immer bestens informiert und können so immer sorgfältig und kritisch abwägen, ob wir das Glücksspiel wagen wollen oder nicht. Wir sind jetzt in die Lage versetzt, frei zu entscheiden, ob wir den Höchstgewinn, der uns nur sachlichst präsentiert werden kann, wirklich wollen. 5, 10, 20, 30 Millionen Euro bei 1:140 Millionen, 1:60 Millionen – Millionen, Millionen, süße Träume und das Schicksal meint es einfach gut mit uns, letzte Woche gab es doch noch einen Großgewinner unter uns, oder? Und – wenn nicht ich gewinne, dann doch wir. Wir wissen doch, dass es beim staatlich geregelten Glücksspiel keinen Verlierer gibt. Verliere ich, gewinnen wir. Verlieren wir, gewinne ich. Ein Gewinn für alle und was für eine erfreuliche Nebenfolge, wenn sichergestellt ist, dass ein erheblicher Teil der unerwarteten Einnahmen aus Glücksspielen zur Förderung öffentlicher oder gemeinnütziger, kirchlicher oder mildtätiger Zwecke verwendet wird und wir jetzt verstanden haben: Lotto hilft uns, Lotto hilft mir. Lotto ist eben die Lösung. Wir sind angekommen. Wir sind endlich Glücksspieländerungsstaatsvertrag!
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