Antigua, die Insel der Offshore Online Casinos? (Teil 2)

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


Lizenzen, Gebühren, Zulassungsbestimmungen, Geldwäschegesetz, rechtliche Rahmenbedingungen für Antigua und deren einheimische Einwohner

Dass Antigua eine der bekanntesten Adressen für Onlinecasinos in den Medien ist, dürfte unumstritten sein. Waren es zu Beginn der Ära unter Lester Bird noch über 148 Onlinecasinos Lizenznehmer, sind es heute noch gerade ca. 50 Betreiber.

Interessant war es, in Erfahrung zu bringen, was heute eine Lizenz – im Vergleich zu früher – kostet und was man beachten muss, um diese Lizenz zu erhalten.
Unter der alten Regierung von Lester Bird hat die Lizenz pro Jahr 100.000 Dollar für ein Onlinecasino und 75.000 Dollar für ein Sportwettenportal gekostet. Die neue Regierung hat dieses abgeändert: Für eine Lizenz (Internetcasino) bezahlt man nun im Jahr 75.000 und für ein „Sportbook“ nur noch 50.000 Dollar. Dazu kommen die Gebühren der Anmeldung sowie die jährlichen Grundgebühren von 5.000 Dollar.
Besonders wichtig aber ist für unsere User und Fachinteressierten die Frage: „Wie sind die Kontrollen der Onlinecasinos durch die Regierung?“

Hierzu konnten wir offen mit Giancarlo Bettini, (siehe Interview), Lizenznehmer und Betreiber des Global Players Casinos sprechen:

Zitat: „Wenn es keine aufsehenerregende Ereignisse gibt, hat man keine Kontrollen zu befürchten, aber wenn man die Lizenz beantragt, dann ist die Regierung im Recht, ihre Kontrolle auszuüben. 50 Leute können dann kommen und das Büro auseinander nehmen, ohne dass man sich dagegen wehren kann. Das ist auch schon passiert. Wenn die Regierung den kleinsten Verdacht hat, dass Missbrauch in irgendeiner Art und Weise gemacht worden ist, werden sie sofort tätig und dann wird man die Aufsichtsbehörde nie mehr los. Sie kommen dann regelmäßig zu unangekündigten Zeiten.“

Vielen ist nicht bekannt, dass die Regierung in Antigua beschlossen hat, dass jeder, der in Antigua wohnt, ob ständig oder als Tourist, in ein öffentliches Casino gehen und ohne Limit spielen kann, soweit es diese ortsansässigen Casinos zulassen. Wiederum darf von Antigua aus niemand in einem Onlinecasinos spielen – weder der Tourist noch der Einheimische. Die Zugänge sind alle ausgeschaltet und wenn ein Onlinecasino trotzdem den Zugang ermöglicht und über die Daten erwischt wird, dann ist die Lizenz weg und sie wird auch nicht mehr erteilt werden. Dies ist eine Art von Sicherheitsbestimmung, die eingebaut worden ist, um die Einheimischen zu schützen
Alle Onlinecasinos und Sportwetten werden von einem Anbieter der Firma Cable & Wireless über einen Server angeboten. Diese Firma schaltet den Server wiederum erst frei, wenn eine rechtsgültige Lizenz von Antigua vorliegt.

Ein vieldiskutiertes Thema weltweit ist das Geldwäschegesetz. Überall werden Vermutungen und Befürchtungen geäußert, dass man nun über diese Onlinecasinos Geld in jeder Größenordnung waschen kann und dass hier Millionenbeträge hin und her geschoben werden.
ISA-CASINOS konfrontierte Giancarlo Bettini auch mit diesem ernst zu nehmendem Sachverhalt:

Zitat: „Das ist alles Blödsinn. Ich gebe Ihnen gerne ein typisches Beispiel, das man einfach nachvollziehen kann: Ein Spieler würde mit der „Western Union“ einen höheren Betrag in Cash schicken und uns damit beauftragen, auf die Bank zu gehen, um ein Konto einzurichten, damit er dann mit diesem Geld spielen könnte. Die Bank würde uns sofort auslachen und das Geld ohne Nachweise überhaupt nicht annehmen. Sie weiß sofort, dass wir ein Onlinecasino sind und mit Bargeld überhaupt nichts zu tun haben. Alles geht nur über Kreditkarten und Pay Karten, so dass die Bank immer den Nachweis hat, woher und vom wem das Geld kommt und wie hoch sein Limit über seine Kreditkarte ist. Dieser Kredit ist wiederum von einer Bank, bei dem der Kunde ist, gewährt und somit ist nachweisbar, woher das Geld des Spielers stammt. Eine richtige Offshore Bank darf gar kein Bargeld mehr annehmen, sondern nur noch mit Überweisungen arbeiten.“

Was aber machte Antigua bekannt und was verbindet man hauptsächlich mit dem Namen, wenn man diesen liest? Es ist unumwunden das Glücksspiel, das die Insel in den Mittelpunkt der Welt stellt.
Nicht bekannt wurde, welche Pannen es vorab bei der Einführung der Steuer gab. Ein Insider der Branche, der mehrere Serverplätze für Onlinecasinos besitzt und anbietet, erzählte der ISA-CASINOS:

Ein Minister hatte von einer australischen Firma gehört, die eine Art Black Box entwickelt hatten. An diese „Box“ sollten alle Onlinecasinos angeschlossen werden, damit die Behörden sehen konnten, was diese Casinos machen und was sie verdienen. Also hat die Regierung einen Vertrag mit dieser australischen Firma geschlossen. Das Ganze sollte 350.000 US Dollar kosten. In den Ministerien aber hatte niemand daran gedacht, dass die Casinos hier vor Ort alle unterschiedliche Systeme benutzen. Einige hatten Systeme von Bos Media oder Micro Gaming. Zusätzlich gibt es noch Dutzende von Kleinfirmen, die solche Software anbieten, die auch genutzt wird. Diese verschiedenen Systeme an eine „Black Box“ anzuschließen konnte nun nicht umgesetzt werden. Nachdem dieses herausgefunden wurde, war das Chaos perfekt. Die Australier, die über diese verschiedenen Systeme nicht informiert waren, bestanden darauf, ihr Geld zu erhalten – und sie wurden bezahlt. Die Regierung wollte damit einen Krach vermeiden und es sollte in der Presse nicht publik gemacht werden.
Erst nachdem der Versuch mit der „Black Box“ nicht ausgeführt werden konnte, wurde eine Steuer von 3% pro Quartal eingeführt. Aber das wurde so veranlagt, dass die Höhenbestimmung vom Gewinn so angelegt wurde, dass diese Steuer oft bei 17 oder sogar 20% lag. Somit haben viele Casinos das Land verlassen und sind nach Canavaki, Belis, Tirasau, Costa Rica oder Guatemala gegangen. Bos Media war sehr groß und hatte 13 oder 14 Casinos unter ihrem Namen laufen. Diese Casinos waren die ersten, die abgezogen wurden. Das zog andere hinterher.

Trotzdem ist nach wie vor das Glücksspiel für Antigua eine der größten Einnahmequellen und wirtschaftlich gesehen, nicht mehr weg zu denken.
Wie uns Lester Bird, ehemaliger Premierminister, in einem Interview mitteilte, wurden 5.000 Arbeitsplätze in Antigua durch die Onlinecasinos geschaffen.

Lester Bird:
Zitat: Derzeit arbeiten ungefähr zwei- bis dreitausend Leute in diesem Bereich. In Spitzenzeiten waren es fünftausend. Bei unserer kleinen Einwohnerzahl ist es sehr bemerkenswert, wie viel Geld dabei erwirtschaftet wird.

Auf der Insel ist selbstverständlich der Prozess gegen die USA und WTO immer ein Gesprächsthema. In erster Instanz gewann Antigua den Prozess. Amerika hat nun die Möglichkeit, Berufung einzulegen, was sie auch am 9. Januar 2005 tat. Die meisten Anbieter sind zuversichtlich, dass in ca. 5 Monaten Amerika erneut diesen Prozess verlieren wird. Inhaltlich geht es darum, ob amerikanische Bürger in den Onlinecasinos von Antigua und den umliegenden Inseln spielen dürfen.

Ein Betreiber von Sportwetten und Onlinecasinos auf die Frage: „Nehmen wir einmal an, dass auch die Berufungsverhandlung gewonnen würde – was würde das für Antigua und die Offshore Casinos bedeuten?“

„Die Amerikaner dürfen uns dann nichts mehr sperren, d.h. die Casinos können auch legal aus den Staaten besucht werden und sie müssen das anerkennen. Sie hätten umgekehrt natürlich auch die Möglichkeit, so etwas anzubieten. Ich habe einfach das Gefühl, dass die Amerikaner sich einfach mit dem kleinen Inselstaat Antigua streiten, weil sie es nicht mögen, dass wir amerikanische Spieler haben und ihnen die Gewinnsteuern entgehen. Die Prognosen der Analytiker gehen davon aus, dass die Gaming Industrie in 2017 einen Umsatz von 500 Billionen Dollar macht.“

Interessant ist auch das die Isle of Man ihre Casino – Regeln zwischenzeitlich geändert hat. Dass nun auf der Atlantikinsel auch US-Bürgern das Glücksspiel erlaubt wird, könnte sich als wirtschaftlich sehr bedeutsam erweisen. Denn von den etwa 7,6 Milliarden Dollar, die jedes Jahr bei Online-Wetten verloren werden, geht etwa die Hälfte auf die Kappe der amerikanischen Glücksspieler. Auch wenn die Teilnahme an diesen Spielen streng verboten ist. Sollte das Urteil also wie erwartet Bestand haben, dann dürfen zumindest die klagenden Inselstaaten US-Bürgern Zugang in ihre Online-Casinos geben. Und andere – wie jetzt der Fall der Isle of Man zeigt – haben wohl nicht vor, Antigua und Barbuda das ganze Geschäft kampflos zu überlassen.

ISA-CASINOS fragte den Betreiber (Name ist der Redaktion bekannt): Wie viel Umsatz macht ein Onlinecasino im Durchschnitt? Kann man da mit Zahlen rechnen? Darf man überhaupt Zahlen nennen?

„Niemand wird jemals Zahlen öffentlich machen, das ist logisch, nicht nur wegen der Steuern. Das sind einfach Dinge, die man nicht einfach weiter gibt. Das wissen wir von unseren besten Freunden eigentlich auch nicht – wir fragen nicht, die fragen nicht…
Ich würde es so ausdrücken, dass es ein sehr lukratives Geschäft ist. Man muss natürlich auch Sorge dafür tragen, dass man die richtige Kundschaft hat. Lukrativ ist dieses Geschäft auf lange Sicht nur, wenn man es sauber führt. Wer das nicht macht, der kann gleich abschalten. Die Onlinecasinos können es gar nicht darauf anlegen, die User in irgendeiner Art abzuzocken, denn dadurch würden sie ihren Namen kaputtmachen. Wenn jemand in einem normalen Casino gewinnt, geht er auch zum Kassierer und bekommt seinen Gewinn ausgezahlt, online ist es nicht anders. Und wenn das nicht funktioniert, dann ist der Ruf schnell ruiniert. Onlinecasinos haben unterschiedlich viele Spieler. Es ist aber schwer, da Zahlen zu nennen. Ich würde mal sagen, dass die kleinen Anbieter etwa 100.000 und die Großen bis zu 3 Millionen Spieler haben. Man darf aber nicht vergessen, dass das die Zahlen der Accounts sind – ein Spieler kann ja auch 10 Accounts haben. Ich schätze, dass etwas über 50% der Accounts die Summe der Spieler besser trifft.“

Onlinecasinos und Geldwäschegeschäfte sind wohl das, was mit dem Namen „Antigua“ in Verbindung gebracht wird. Auf diese Frage hin wird bei allen entrüstet geantwortet und von purer Verleumdung über die Medien und Presse gescholten. Dazu Giancarlo Bettini:
Zitat: „Das ist alles Blödsinn. Wir dürfen keine Bargeld-Transaktionen vornehmen, alle Buchungen finden auf elektronischem Wege statt und sind im Zweifelsfall rückverfolgbar. Überhaupt gehören Onlinecasinos zu den am strengsten kontrollierten Gewerben überhaupt und sind für Geldwäsche denkbar schlecht geeignet.“

Bei unserer Recherche auf der Insel trafen wir auch auf die Honorarkonsulin Maria Consuelo Britto aus Kolumbien. Spontan lud sie die ISA-CASINOS in ihr Haus ein, als sie von unseren Recherchen unterrichtet worden war, und gab uns ein kurzes Interview:

ISA-CASINOS: Können Sie uns bitte eine kurze Einführung zu Ihrer Person geben: Ihre Heimat, Ihr Beruf, seit wann sie Konsul sind?

Honorarkonsul Britto: „Mein Name ist Maria Consuelo Britto. Ich komme aus Valledupar, dies ist eine Stadt an der Nordküste von Kolumbien, ich bin 41 Jahre alt. Ich habe Kommunikationswissenschaft und Journalismus an der Xavier-Univerversität in Bogotá, der Hauptstadt von Kolumbien, studiert und abgeschlossen. Ich habe auch an der Tulane-Universität in New Orleans studiert. Ich bin seit 1999 zum Honorarkonsul berufen.“

ISA-CASINOS: Gibt es Casinos in Ihrem Land? Wenn ja, wo?

Honorarkonsul Britto: „In Kolumbien gibt es Casinos in allen größeren Städten: Bogotá, Medellín, Cartagena, Barranquilla und Santa Marta hauptsächlich.“

ISA-CASINOS: Sind diese Casinos vom Staat oder von privaten Organisationen kontrolliert?

Honorarkonsul Britto: Diese Casinos sind privat betrieben und unterliegen Bestimmungen und Versteuerung der Regierung.

ISA-CASINOS: Wer stellt die Lizenzen für diese Casinos aus?

Honorarkonsul Britto: Die Regierung.

Lesen sie im dritten und letzten Teil: Wo befinden sich die Onlinecasinos in Antigua. Wie sind sie untergebracht. Wer gab Auskunft und wer schlug uns die Türe vor der Nase zu. Welche Rolle spielen die Kreditkartenunternehmer noch in diesem Geschäft.

Antigua, die Insel der Offshore Online Casinos?