Unter der Schirmherrschaft des Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert
Am 28. September 2022 findet der bundesweite Aktionstag Glücksspielsucht statt. Damit machen die Bundesländer jedes Jahr auf die Probleme rund um riskantes Glücksspielverhalten und pathologisches Glücksspielen/Glücksspielsucht aufmerksam. Unterschiedliche Akteure von Beratungsstellen über Kliniken bis hin zur Selbsthilfe beteiligen sich mit öffentlichen Aktionen. Ziel ist es, auf die Risiken der Glücksspielteilnahme hinzuweisen und über Hilfemöglichkeiten aufzuklären. Schirmherr des bundesweiten Aktionstags Glücksspielsucht ist der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert.
Die thematischen Schwerpunkte für die bundesweiten Informations- und Öffentlichkeitsveranstaltungen werden vorab von den Ländern vereinbart. In diesem Jahr sind es die Themen Kinder aus glücksspielsuchtbelasteten Familien und Glücksspielwerbung. Die Themenschwerpunkte orientieren sich an jeweils aktuellen Aspekten und greifen drängende Themen auf, wie in diesem Jahr das Thema Glücksspielwerbung. Andererseits wird mit dem Thema Kinder aus glücksspielsuchtbelasteten Familien ein besonderes Schlaglicht auf Aspekte geworfen, die bislang wenig Beachtung fanden. Insgesamt soll die Themenauswahl die Vielfalt der glücksspielsuchtinhärenten Probleme hervorheben.
Burkhard Blienert, Sucht- und Drogenbeauftragter der Bundesregierung: „Werbung für Glücksspiel und Sportwetten wird immer präsenter: Im Netz, im Fernsehen, auf Trikots. Es ist eine Entwicklung, die ich mit großer Sorge sehe. Werbung für riskantes Glücksspiel, dazu gehören für mich auch Sportwetten, gehört nicht in die Primetime. Schließlich erliegen gerade junge Menschen den Versprechungen der Werbebranche und spielen oft langfristig. Durch die omnipräsente Werbung bekommt Glücksspiel eine Selbstverständlichkeit, die völlig unangemessen ist. Wir wissen: Glücksspiel kann leicht abhängig machen und ist – wenn überhaupt – etwas für Erwachsene. Wir sollten gemeinsam vor den gesundheitlichen Folgen warnen und nicht weiter immer und überall für Glücksspiel werben. Daher freue ich mich über den bundesweiten Aktionstag und appelliere erneut an die Länder, sich dieses Themas endlich anzunehmen. Konkret heißt das: Bitte keine Sportwettenwerbung in Fernsehen, Radio und Internet vor 21 Uhr, und das am besten noch vor der kommenden Fußball WM. Schließlich sollte hier für den Spaß am Sport und nicht dem vermeintlichen Spaß am Glücksspiel geworben werden!“
Verena Küpperbusch, Leiterin der Landesfachstelle Glücksspielsucht der Suchtkooperation NRW: „Kinder leiden besonders unter den Folgen einer Glücksspielsucht innerhalb der Familie. Ihr Schutz und ihre Unterstützung sind daher besonders wichtig – erst recht, nach den gravierenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, während derer viele Kinder kaum Ansprechpersonen außerhalb der Familie hatten. Stattdessen waren sie verstärkt der massiven Werbung für Glücksspiele ausgesetzt: Im Internet, im Fernsehen oder als Trikot- und Bandenwerbung im Sport. Dadurch wecken Glücksspiele den Eindruck einer normalen Freizeitbeschäftigung. Dieser Effekt ist das genaue Gegenteil von Aufklärung, Suchtprävention und Jugendschutz.“
Kinder aus glücksspielsuchtbelasteten Familien stehen unter großen emotionalen und sozialen Belastungen. Diese Kinder haben einen besonders großen Bedarf an Erfolgserlebnissen, Akzeptanz und Anerkennung. Studien zeigen zudem, dass 13 % der betroffenen Kinder bereits einen Suizidversuch unternommen haben. Oft leiden sie unter einem geringen Selbstwertgefühl und haben noch als Erwachsene psychische Probleme, wie etwa Angststörungen oder Depressionen. Kinder aus glücksspielsuchtbelasteten Familien haben ein deutlich erhöhtes Risiko, eigene Suchtprobleme zu entwickeln: Ihr Risiko, später selbst glücksspielsüchtig zu werden, liegt für sie etwa 10-mal höher als bei Gleichaltrigen ohne glücksspielsüchtigen Elternteil.
Glücksspielwerbung ist allgegenwärtig und macht auch vor Kinderzimmern nicht Halt. Dabei ist Werbung ist ein wichtiger Anreiz für die Teilnahme an Glücksspielen. Gefährdete Gruppen wie Kinder oder Personen mit problematischem Glücksspielverhalten werden durch sie besonders stark beeinflusst: Durch Werbung geben sie mehr Geld für Glücksspiele aus und nehmen häufiger an Glücksspielen teil, auch wenn sie es eigentlich nicht geplant hatten.
Die Landesfachstellen der Bundesländer sind zentrale Anlaufstellen zum Thema Glücksspielsucht. Sie qualifizieren die Mitarbeitenden von Suchtberatungsstellen und sensibilisieren die Öffentlichkeit für die Risiken des Glücksspielens. Die Landesfachstellen bieten unter www.buwei.de verschiedene Beratungsformate für Betroffene und Angehörige an. Darüber hinaus gewährleisten die Landesfachstellen den Transfer von Forschungsergebnissen in die Politik und Praxis.
Hilfetelefon Glücksspielsucht kostenfrei und anonym 0800 077 66 11 (in deutscher Sprache) 0800 326 47 62 (in türkischer Sprache)
Quelle: Landesfachstelle Glücksspielsucht der Suchtkooperation NRW