Sportwetten und Co.: Vorteil Schleswig-Holstein

Ein Artikel von Andreas Schultheis

Entwicklung der Glücksspiellandschaft erneut im Fokus des Sports-Business-Kongresses SpoBiS

Düsseldorf, Februar 2012 – Der Countdown läuft für Deutschlands Top-Treffen der Sportmarketing-Branche: Am 13./14. Februar laden der Sponsors-Verlag und die Europäische Sponsoring-Börse (ESB) zum Sports Business Summit (SpoBiS) (http://www.spobis.de) im CCD Congress Center Düsseldorf. Neben Medienrechten und Vermarktungsstrategien, Sponsoringtrends oder der Nachhaltigkeit im Sport wird einmal mehr die Frage nach der Zukunft der Sportwetten und des Glücksspielsektors zu den Top-Themen des Branchentreffs am Rhein gehören. Brisant: Während in Schleswig-Holstein als einzigem Bundesland im März ein von der Europäischen Kommission notifiziertes Glücksspielgesetz in Kraft tritt, das den Markt umfassend liberalisiert und gleichzeitig reguliert, halten die übrigen 15 Bundesländer an einem Entwurf des Glücksspielstaatsvertrages fest, der in seiner Ursprungsversion im letzten Sommer bereits von der EU-Kommission verworfen wurde und unter anderem eine nahezu willkürlich definierte Zahl von Anbieter-Lizenzen für den deutschen Markt festschreibt.

Erstmals sieht das Kieler Gesetz für den Wettmarkt eine wettbewerbsfähige Abgabe für Wettanbieter vor, ebenso angemessene Spielerschutz- und Präventionsmaßnahmen. Gleichzeitig werden zusätzliche Einnahmen generiert, die dem Breitensport zugute kommen. Der Profisport profitiert bereits durch neue Sponsoringpartner, denen der Einstieg in den Markt bislang verwehrt war, für die Medien locken Werbeetats, zusätzliche Arbeitsplätze werden geschaffen. Der wachsende Markt für Online-Poker wird zudem aus der Illegalität geholt. Nach einem Bericht des NDR haben bereits 80 Glücksspielanbieter entsprechende Anfragen bei der Landesregierung gestellt (http://www.ndr.de/regional/schleswig-holstein/gluecksspiel169.html). Was sich derzeit konkret in Schleswig-Holstein tut, darüber berichtet in Düsseldorf unter anderem der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU im Kieler Landtag, Hans-Jörn Arp, in einer Diskussionsrunde zum Thema „Auf dem Weg zum liberalisierten Sportwettenmarkt: Wie ist der Status quo in Schleswig-Holstein und bundesweit?“ (13. Februar, 13.45 Uhr).

Branchenkenner sehen in der Kieler Vorgehensweise einen epochalen Neubeginn, der der Entwicklung bei den europäischen Nachbarn entspricht. Als „eines der modernsten Glücksspielgesetze Europas, das sowohl dem Wettbewerbsgedanken wie dem Spielerschutz in hohem Maß Rechnung trägt und vor allem die Realitäten und Spielgewohnheiten der Online-Welt berücksichtigt“, bewertet etwa Dr. Wulf Hambach, Gründer und Managing Partner der Münchener Kanzlei Hambach & Hambach (http://www.timelaw.de), das Gesetz an der Förde. Mit einer Keynote zur Diskussionsrunde „Glücksspielindustrie: Wer profitiert von den Neuordnungen des Wettmarkts?“ (14. Februar, 12.05 Uhr) gehört auch er zu den diesjährigen SpoBiS-Referenten.

Gegner des Entwurfs der 15 Bundesländer kritisieren unter anderem, dass der Online-Poker- und Online-Casino-Markt keine Berücksichtigung findet. Damit würden weiterhin allein vier Millionen deutsche Pokerspieler in den Schwarzmarkt gedrängt – ohne Spielerschutz, ohne Einnahmen für den Fiskus. Dass moderne Regelungen möglich sind, beweist nicht nur Schleswig-Holstein. Auch bei den europäischen Nachbarn trägt man längst den Spielgewohnheiten und -möglichkeiten Rechnung, etwa in Belgien, wo derzeit der Online Gambling Markt reguliert wird. Erster voll lizenzierter Anbieter ist der Online-Poker-Anbieter PokerStars mit seinem belgischen Kooperationspartner Circus Groupe. „Wir freuen uns nun unser lizenziertes Produkt in Kooperation mit der Circus Groupe belgischen Spielern anbieten zu können. Dies fördert unser Ziel Lizenzen in allen neu-regulierten Märkten zu erhalten und wir freuen uns mit der Circus Groupe und dem Gaming Board zusammenzuarbeiten“, kommentierte Guy Templer, Head of Business Development bei PokerStars.

Zu diesen neu-regulierten Märkten zählen auch Spanien, Holland und Dänemark, die dem Glücksspielmonopol den Rücken kehren bzw. dies bereits getan haben. Während die europäischen Nachbarn ihre Gesetze der Glücksspiellandschaft des 21. Jahrhunderts anpassen und damit sowohl dem Spielerschutz wie der Suchtprävention gerecht werden, aber ebenso wettbewerbsrechtlich und fiskalisch attraktive Modelle schaffen und Milliarden generieren, nimmt Deutschland in der Frage eines modernen Glücksspielgesetzes – mit Ausnahme Schleswig-Holsteins – mit den Gralshütern der Lotto-Lobby im Führerhaus Kurs Richtung Abstellgleis. Von dort führt bekanntlich nur ein Weg zurück. Doch den werden die 15 Bundesländer wohl erst antreten, wenn sie sich erneut eine Brüsseler Abfuhr eingehandelt haben.