1. Online-Poker ist in Deutschland sowie in weiten Teilen der EU bis dato nicht reguliert. Trotz dieses Verbots ist der deutsche Onlinepokermarkt der zweitgrößte Pokermarkt der Welt. Etwa zehn Prozent aller online Pokerspielenden kommen aus Deutschland. Fast ein Prozent der Internetnutzer in Deutschland spielen Onlinepoker.
2. Der existente Markt ist damit weitgehend unreguliert und unkontrolliert. Lassen die Bundesländer diesen Markt unreguliert, so würden diese Bürger auch in Zukunft in den Schwarzmarkt gedrängt und kriminalisiert werden. Dieses auch mit der Folge, dass pathologische Spieler nicht identifiziert werden und nicht suchtpräventiv kontrolliert werden können. Pathologische Spieler generieren einen nachhaltigen, gesellschaftlichen Schaden. Dieser Schaden entsteht gegenwärtig über einen zweifelsfrei existenten Schwarzmarkt und damit vollkommen unkontrolliert zu Lasten der gesamten Gesellschaft. Zudem ist ein wirksamer Spielerschutz gegenwärtig ob der herrschenden Rechts-lage nicht möglich.
3. Der unkontrollierte Schwarzmarkt ermöglicht und fördert zudem die illegale Geldwäsche innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Hierdurch entsteht der Gesellschaft zweifelsfrei ein unmittelbarer wirtschaftlicher Schaden, der aufgrund der unregulierten Marktbedingungen gegenwärtig nicht zu identifizieren ist. Es werden aktuell faktisch Rahmenbedingungen geschaffen, die Geldwäsche in Deutschland geradezu zu fördern scheint, der auch über Deutschland hinaus gesellschaftliche Schäden innerhalb der EU zu multiplizieren scheint.
4. Der Online-Markt macht gegenwärtig mindestens 10% des gesamten Marktes von Glücks- und Geschicklichkeitsspielen in Deutschland aus. Tendenz progressiv steigend. Davon entfällt der größte Teil auf Online Poker (€ 0,34 Mrd.), gefolgt von Online Sportwetten (€ 0,29 Mrd.). Online-Poker hat gegenwärtig mit 33,4 % einen höheren Marktanteil im deutschen Glücksspielmarkt als Online-Sportwetten (29,4%) und nimmt rund ein Drittel des gesamten deutschen Online-Glücks-/Geschicklichkeitsspielmarktes ein.
5. Eine grundlegende quantitative Bewertung und Beurteilung von Suchtpotentialen des Online-Pokerspiels Texas Hold’em No-Limit, die mit rund 90% aller online angebotenen Pokerspiele am weitesten verbreitete Spielform, bietet das vom Wissenschaftlichen Forum Glücksspiel auf Initiative der beiden deutschen Soziallotterien – der Aktion Mensch und der ARD-Fernsehlotterie – entwickelte Mess- und Bewertungsinstrument zur Feststellung des Gefährdungspotentials von Glücksspielprodukten (Assessment Tool to Measure and Evaluate the Risk Potential of Gambling Products – AsTERiG). Dieses ist gegenwärtig global führend und in der wissenschaftlichen und medizinischen Praxis etabliert.
6. Das Instrument AsTERiG bemisst anhand von Punktwerten (Scores), wie groß das Gefährdungspotential eines Glücks- oder Geschicklichkeitsspiels sein kann. Es lässt dadurch auch einen unmittelbar komparativen Vergleich der Suchtpotentiale zwischen verschiedenen Glücksspielprodukten zu. Darüber hinaus zeigt das Instrument, wo konkret die Gefährdungspotentiale einzelner Glücks- oder Geschicklichkeitsspiele liegen. Damit hat es sich zu einem unverzichtbaren Werkzeug für die Gesetzgebung, für die Rechtssprechung sowie für die Verwaltungspraxis national und international etabliert.
7. Eine erste quantitative Beurteilung des Online-Pokerspiels Texas Hold’em No-Limit stuft dessen Suchtgefährdungspotential auf einer Fünfer-Skala als mittel ein, was derselben Suchtgefährdungsklasse entsprechen dürfte wie Sportwetten.
Prof. Dr. Dr. Franz W. Peren
Prof. Dr. Reiner Clement
www.forschung-gluecksspiel.de
erstellt im Auftrag der TÜV TRUST IT GmbH
Unternehmensgruppe TÜV AUSTRIA
Die TÜV TRUST IT Unternehmensgruppe TÜV AUSTRIA hat das Forschungsinstitut für Glückspiel und Wetten beauftragt eine wissenschaftliche Studie zur potentiellen Suchtgefährdung von Online-Poker in der Variante Texas Hold’em No-Limit zu erstellen. Dies geschieht vor dem Hintergrund von gesellschaftlichen Anforderungen und einer möglichen Deregulierung der Märkte. Die vollständige Studie wird unter Beteiligung von anerkannten europäischen Wissenschaftlern bis Anfang 2012 erstellt.
Bonn, im November 2011