Steht Frankreich vor einer Marktliberalisierung?

Von Lisa Horn

Anfang Juni hatten sich der französische Haushaltsminister Eric Woerth mit EU Binnenmarkt Kommissar Charlie McCreevy getroffen. Grund des Aufeinandertreffens war ein Ideen-Austausch im Bezug auf mögliche Gesetzesänderungen, unter anderem war auch das Glücksspiel und das Monopol ein Thema.

Die EU übt schon länger Kritik am französischen Monopol, weil es den freien Handelsbestimmungen der EU widerspricht. Auch Frankreich wurde mit einer Klage vor dem europäischen Gerichtshof gedroht, falls es seine geltenden Gesetze nicht noch einmal überdenkt. Das dürfte der Anlass für die Aufnahme von ersten Gesprächen zwischen Frankreich und der EU gewesen sein. Laut einem Bericht in der „Financial Times“ ist das erste Treffen positiv verlaufen und man konnte sich in seinen Meinungen etwas annähern, einige Eckpunkt festhalten.

Die Pläne von Minister Woerth und EU-Kommissar McCreevy beinhalten eine staatlich kontrollierte Liberalisierung mit Lizenzierungen. Die Server müssten auf französischem Grund und Boden stehen und zugänglich für eine authorisierte Behörde sein. Die technischen Komponenten dürften bei einem tatsächlichen Beschluss aufwendig werden, denn jeder Spieler/in soll nur über einen persönlich zugeordneten PIN Zugangsberechtigungen zu einem Online-Portal erhalten.

Dennoch ist die Technik das geringere Problem als die zusätzlichen Verwaltungskosten. Minister Woerth kann aber darüber nachdenken, wie viele zusätzliche Steuereinnahmen ihm weitere Glücksspielanbieter bringen würden. Bei einer Hochrechnung dürfte sich das Verhältnis zwischen Investition und Gewinn in Richtung Gewinn bewegen.

Die französisch-staatliche Glücksspiel- und Lotteriegesellschaft „Francaises de Jeux“ ist die drittgrößte Glücksspielgesellschaft der Welt. Neben der „Francaises de Jeux“ gibt es noch ein Tochterunternehmen, das Wetten anbietet. Frankreich macht am Sektor Gambling einen der höchsten Umsätze von ganz Europa. Erst letzte Woche wurden Anteile des Unternehmens verkauft. Für einige Analysten ein Indiz, dass eine Marktliberalisierung bevorstehen könnte.

Sollte es wirklich zu einer Marktöffnung kommen, dann wird die staatliche Gesellschaft weiter bestehen bleiben. Der Unterschied wäre dann nur, dass auch private Anbieter am Markt tätig wären.

Die französische Presse äußert sich geteilt zu den neuen Ideen. Ein Bericht der „La Tribune“ betitelt seinen Artikel sogar mit „Online Glücksspiel ist für Kriminalität anfällig“.

Schon bald soll es weitere Gespräche geben, um die ersten Überlegungen vielleicht schon bald in die Tat umzusetzen.
Die „European Gaming und Betting Association“, die viele große Online-Anbieter als eine Stimme vertritt, kritisiert dennoch, dass es keine exakten Pläne über die nächsten Schritte gäbe und sie daher eine tatsächliche Marktliberalisierung bezweifeln würde.