Finnland vor der Marktöffnung: Glücksspielanbieter bereiten sich auf das Ende des Monopols vor

Wie bereits berichtet, bereitet sich Finnalnd auf einen tiefgreifenden Wandel im Glücksspielsektor vor. Nach mehr als 20 Jahren staatlichem Monopol steht das Land kurz davor, ein lizenziertes Marktsystem einzuführen. Während die politische Mehrheit den Kurswechsel klar unterstützt, herrscht große Unsicherheit darüber, wann die Marktöffnung tatsächlich erfolgt – und ob die Regulierungsbehörde rechtzeitig bereit sein wird.

Für die Branche ist die Richtung jedoch eindeutig: Das Monopol des staatlichen Betreibers Veikkaus hat seine Ziele verfehlt, die Kanalisierung fiel unter 50 Prozent, und die Einnahmen des Staates haben sich seit 2017 nahezu halbiert. Nun soll ein neues Lizenzsystem den Markt in geregelte Bahnen lenken und die wachsende Dominanz internationaler Anbieter eindämmen.

Gesetzentwurf kurz vor dem Abschluss – doch Verzögerungen wahrscheinlich

Zwar arbeitet der parlamentarische Verwaltungsausschuss bereits am Abschlussbericht zum neuen Glücksspielgesetz, doch Insider rechnen mit Verzögerungen.

Offiziell könnte die Marktöffnung planmäßig zum 1. Januar 2027 erfolgen. Hinter den Kulissen wird jedoch diskutiert, den Start auf Sommer 2027 zu verschieben – und damit auf die Zeit nach den Parlamentswahlen.

Der Grund: Politiker befürchten, eine übereilte Öffnung könnte zu einem sprunghaften Anstieg von Glücksspielwerbung führen und die öffentliche Meinung im Wahlkampf belasten.

Breiter politischer Konsens – aber Unsicherheit beim Zeitplan

Ungewöhnlich für Europa: Die Parteien sind sich weitgehend einig, dass das Monopol nicht länger haltbar ist.

Auch Veikkaus selbst hat öffentlich erklärt, dass ein staatliches Monopol nicht mehr zeitgemäß sei.

Uneinigkeit besteht lediglich darüber,

  • wie restriktiv die Werbung geregelt wird,
  • welche Maßnahmen zur Schadensprävention/zum Spielerschutz notwendig sind
  • und wann der operative Start erfolgen soll.

Der Inhalt des Gesetzes gilt hingegen als weitgehend unstrittig.

Regulierungsbehörde noch nicht bereit für den Start

Während die Betreiber bereits Teams aufbauen, lokale Strategien entwickeln und juristische Beratung einholen, sind Zweifel groß, ob die Behörden rechtzeitig einsatzfähig sein werden.

Die neue Glücksspielbehörde soll erst 2026 entstehen und wird in eine regionale Verwaltungsstruktur eingebettet – Sanktionen können nur indirekt über Gerichte verhängt werden.

Experten kritisieren dabei die fehlende Erfahrung im Glücksspielbereich, die unzureichende Personalplanung sowie mangelnden Austausch mit der Branche. Der Übergang wird dadurch „alles andere als reibungslos“, warnt ein Compliance-Experte.

Schwarzmarktbekämpfung bleibt Achillesferse

Die größte strukturelle Schwäche des neuen Systems zeigt sich deutlich: Finnland plant weder Zahlungs- noch Website-Blockaden.

Damit bleiben zentrale Durchsetzungsinstrumente ungenutzt. Branchenexperten prognostizieren, dass:

  • illegale Anbieter weiterhin zugänglich bleiben,
  • lizenzierte Unternehmen härter kontrolliert werden als unlizenzierte,
  • die Kanalisierung langfristig gefährdet ist.

Einige warnen bereits, dass die Gesetzgebung bis 2030 erneut überarbeitet werden müsse.

Betreiber reagieren: vorsichtiger Optimismus trotz offener Fragen

Trotz der Unsicherheit ist die Stimmung in der Branche überwiegend positiv.

Viele Anbieter sehen in Finnland einen stabilen, attraktiven Markt mit hoher Zahlungsbereitschaft der Verbraucher.

Daher richten inzwischen mehrere Unternehmen neue Büros in Helsinki ein, stellen Personal für Produkt-Marketing und Support ein und entwickeln länderspezifische Markenstrategien.

Andere wollen überwiegend aus dem Ausland operieren und sich auf ihre bestehenden Plattformen stützen.

Werbung als politischer Streitpunkt

Die Regeln zur verantwortungsbewussten Werbung gelten als eines der größten Risiken des neuen Systems. Kritiker bemängeln unklare Formulierungen, die Gerichten die Auslegung erschweren könnten.

Während einige Betreiber die Regelungen als „relativ liberal“ betrachten, warnen Experten vor einer ungleichen Ausgangslage, da einige Werbekanäle — etwa Affiliate-Seiten — künftig stark eingeschränkt sind.

Europa blickt auf Finnland – symbolische Bedeutung für den Kontinent

Wirtschaftlich ist die Bedeutung Finnlands überschaubar, doch politisch ist der Schritt weitreichend. Es ist nach Schweden das zweite nordische Land, das sein Monopol aufgibt.

Insbesondere Norwegen wird das Ergebnis genau beobachten. Dort hält die Regierung am Monopol fest, stützt sich dabei aber zunehmend auf Argumente, die in Finnland bereits an Überzeugungskraft verloren haben.

Europaweit könnte die finnische Reform den Trend hin zu stärker harmonisierten Regulierungsmodellen weiter stärken – insbesondere im Kampf gegen den Schwarzmarkt.

Fazit: Ein großer Schritt – aber kein einfacher

Finnland steht an einem Wendepunkt. Die Branche ist bereit, doch Gesetzgeber und Behörden kämpfen mit Zeitdruck, politischer Nervosität und strukturellen Lücken.

Die eigentliche Bewährungsprobe kommt nach der Marktöffnung: Dann wird sich zeigen, ob Finnland die Kanalisierung verbessern, den Schwarzmarkt bekämpfen und einen stabilen, sicheren Markt schaffen kann.

Bis dahin bleibt die Branche optimistisch – und wartet auf den endgültigen Startschuss.