Card Counting-Tipps und Tricks für den seriösen Black Jack Spieler (Teil 2): Die Theorie des Kartenzählens

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
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(rs) Thorp entdeckte 2 entscheidende Dinge bei seiner Studie über Black Jack: Zum einen war es offensichtlich, dass ein Spieler, der die restliche Zusammensetzung des Kartendecks kennen würde, in gewissen Augenblicken im Vorteil gegenüber der Bank war, während es die Momente gab, in denen es genau umgekehrt war. Mit der ursprünglich bereits bekannten so genannten „Perfect-Strategy“ konnte ein Spieler seinen Nachteil gegenüber der Bank, resultierend aus der Tatsache, dass er stets zuerst ziehen musste, nahezu neutralisieren, aber in Vorteil geraten konnte er dadurch nicht. Allerdings würde bereits eine kleine Änderung der Zusammensetzung der restlichen Karten genügen, um dem Spieler einen massiven Vorteil gegenüber der Bank zu geben. Was jedoch viele Experten dieses Spieles zu jenem Zeitpunkt nicht berücksichtigten, nachdem die Perfekt-Strategie bekannt war, das war die Tatsache, dass man seine Spielweise den gegebenen Umständen anpassen musste. Die optimale Spielweise variierte also ständig aufgrund der gegenwärtigen Konstellation der Karten des Restdecks. Also wurde es notwendig, die Kartenwerte in gewisse Kategorien einzuteilen und den aktuellen Bestand des Restdecks irgendwie zu ermitteln. Der Vorteil für den Spieler wuchs jeweils dann, wenn sich im Restdeck mehr hohe Karten mit einem 10er-Wert und natürlich mehr Asse als gewöhnlich befanden.

„Moment“, werden Sie nun vielleicht sagen, „wenn der Spieler mehr Chancen hat, die 20 Punkte mit 2 Bildern zu erreichen, dann hat der Geber ja genau dieselbe Chance und wird auch häufiger 20 Punkte kriegen, oder?“ Nun, dies ist natürlich richtig, aber etwas entscheidendes wird hier nicht berücksichtigt. Wenn die Bank Black Jack hat, gewinnt sie nur 1:1, aber wenn der Spieler Black Jack hat, dann bekommt er 3:2 für sein Geld. Und hier ist der große Vorteil, den der Spieler bei einem günstigen, also reichhaltigem Deck an Bildern hat.

Und während die Chancen, einen Black Jack zu bekommen, bei einem „neutralen“ Deck so in der Nähe von 5% liegen, ändert sich dies schlagartig, wenn das Restdeck viele Asse und Bilder hat. In diesem Fall liegt die Wahrscheinlichkeit nämlich schnell einmal bei 7 oder 8 Prozent und wenn man dann mit höherem Einsatz spielt als gewöhnlich, wird man auf Dauer gutes Geld gewinnen können.

Der zweite große Vorteil für den Spieler, höhere Einsätze in Zeiten zu bringen, in denen das Kartendeck reich an hohen Karten ist, besteht darin, dass er in so genannten Grenzsituationen keine Karten mehr kaufen muss, währen der Geber diese Option nicht hat und immer nach denselben Ziehregeln spielen muss. Das beste Beispiel hierfür wäre also, wenn der Spieler beispielsweise 14 hat und der Geber eine 7 offen. Bei einem Kartendeck, welches sehr fett an hohen Karten ist, ist es für den Spieler nun vorteilhaft, keine Karte mehr zu ziehen und es darauf ankommen zu lassen, ob der Geber die 17 Punkte schafft oder nicht. Zieht der Geber nämlich beispielsweise eine Nicht-10-wertige Karte als zweite Karte, dann ist die Wahrscheinlichkeit nun sehr hoch, dass er sich überkaufen wird. Würde der Spieler seinerseits im selben Beispiel mit 14 eine Karte ziehen, hätte er sich in den meisten Fällen überkauft und sein Einsatz wäre verloren. So lässt es der Counter auf die Chance ankommen, dass sich der Geber überkaufen wird.

Um die Karten und den Bestand des Restdecks zählen zu können, mussten die Spielkarten in gewisse Gruppen unterteilt werden:

– Niedrige Karten, also die Karten 2 / 3 / 4 / 5 und 6 bekamen den Wert Plus 1
– Hohe Karten, also 10 / J / Q / K und A bekamen den Wert Minus 1
– Alle anderen Karten, also 7 / 8 / 9 wurden als „neutral“ betrachtet, mit dem Wert Null.

Was nützen uns diese Informationen jetzt?

Wir machen einiges damit. Erstens einmal setzen wir höher, wenn das Deck reich an hohen Karten (10wertig) wird. Wenn das Deck mittelmäßig viele hohe Karten hat, kann sich der Vorteil des Spielers sehr rasch auf 2 bis 3 Prozent steigern, gelegentlich sogar bis über 5%!!! In diesem Fall ist es empfehlenswert, dass man nun das 2- oder gar 3fache seines üblichen Einsatzes platziert. Die Chancen stehen nun zugunsten des Spielers und nicht mehr zugunsten der Bank, das sollte man ausnützen.
Wenn das Kartendeck allerdings reich an niedrigen Karten wird, steigt der Vorteil für die Bank massiv an. In diesem Fall sollte man sowenig wie möglich – oder auch gar nichts – einsetzen. Doch gar nichts einzusetzen, wäre nicht sehr sinnvoll, denn so wird man all zu schnell Aufmerksamkeit beim Pit-Boss erregen. Viele Casinomanager können selbst zwar nicht die Karten zählen, ihnen ist jedoch bekannt, dass es möglich ist. Daher ist für sie das erste Anzeichen, dass jemand die Karten zählt und profitabel Black Jack spielt, eigentlich nicht, wie viel er im Augenblick gewinnt, sondern….WIE HOCH SEINE EINSÄTZE SCHWANKEN. Das vor allem erregt ihre Aufmerksamkeit und in einigen Ländern werden Kartenzähler am Spiel nicht mehr zugelassen. So muss man sich als Profi einiges einfallen lassen, um nicht gleich am ersten Abend aufzufallen.

Ein weiterer Vorteil beim Kartenzählen ist nicht nur der, dass man mehr Geld setzt, wenn das Deck reich an hohen Karten ist, sondern man beginnt auch, seine Karten ganz anders in diesen extremen Situationen zu spielen. Bei einem enorm negativen Deck beispielsweise, bei dem man circa 10% Nachteil gegenüber der Bank hat, kann man bei einer geänderten Spielweise, also einer Abweichung von der idealen Strategie, seinen Nachteil auf vielleicht 2 bis 3 Prozentpunkte reduzieren. Und wie Sie schon in unserem bereits veröffentlichten Bericht über Tischspiele erfahren konnten, macht es langfristig sehr viel aus, ob man mit Minus 10% oder nur mit Minus 3% spielt. Das ist ungefähr vergleichbar mit dem Einkaufen im Supermarkt. Ob man für eine Tüte Milch 1 Euro oder 3 Euro bezahlen muss, das spielt nämlich auch sehr wohl eine Rolle, oder?

Wichtig zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass der Vorteil des Kartenzählens insbesondere für Spiele mit einem oder zwei Decks besteht. Je mehr Decks im Spiel sind, desto geringer ist der Vorteil für den Gast, denn umso ungenauer sind die Ergebnisse, weil die Schwankungen immer größer werden – und natürlich auch, weil der Croupier einen Teil der Karten „absticht“, d.h. diese Karten nicht für das laufende Spiel des Schlittens verwenden darf. Je mehr Karten abgestochen werden, desto schlechter für den Spieler, denn umso ungenauer wird der Count.

Der nächste Vorteil des Countens ist die Anpassung der momentanen Spielweise an den gegenwärtigen Count. Besonders die Option, dass man die Versicherungswette annimmt, wenn die Bank ein As als Aufkarte hat, kann unter gewissen Umständen für den Spieler einen positiven Erwartungswert bringen. Grundsätzlich wissen wir ja inzwischen, dass man die Insurance-Wette nicht annehmen sollte, weil sie unter neutralen Bedingungen einen negativen Erwartungswert von über 7% hat. Unter normalen Umständen besteht das Kartendeck aus ungefähr 1/3 Bild- und Zehnerkarten. Aber wenn das Deck stark positiv wird, dann kann das Verhältnis so stark ansteigen, dass sich die Versicherungswette durchaus lohnt.

In den Vereinigten Staaten und anderen Ländern wird teilweise die Option „surrender“ angeboten. Darunter versteht sich die Chance für den Spieler, dass er auf die Hälfte seines Einsatzes verzichtet und seine Hand aufgibt (surrender). Das deutet er durch ein Handsignal dem Croupier an. Der Croupier teilt also den Einsatz und der Spieler bekommt die Hälfte zurück. Seine Hand ist aufgegeben. Die Sache ist nun die, dass man mit einem Punktestand von 15 gegen eine Aufkarte von 10 der Bank in einem ernsthaften Dilemma steckt. Wenn man zieht, überkauft man sich meistens, und wenn man keine Karte zieht, dann verliert man trotzdem meistens, nämlich zu über 50% der Fälle. So oder so hat man ein Problem.

Für den Counter gibt es nun jedoch gute Alternativen zu diesem Problem. Bei einem enorm stark positiven Deck ist die Surrender-Option für den Spieler eine gute Sache, während er bei einem stark negativen Deck kein Surrender annehmen sollte und besser fährt, wenn er stattdessen eine Karte zieht.

Lesen sie im 3. Teil: Wie man die Karten zählen sollte