Siegfried & Roy – ein Magierduo eroberte die Show-Welt (Teil 3)

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
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Nun waren Siegfried & Roy also in Las Vegas angekommen. Vegas war damals zwar noch lange nicht so flirrend und pompös wie heute. Damals gab es lediglich wenige Hotels und Casinos, der Flughafen war klein und übersichtlich. Aber man konnte durchaus schon erkennen, wo der Weg dieser Stadt und der Region, mitten in der Wüste Nevadas, führen würde.

Die erste Station nach ihrer Ankunft war das „Tropicana“. Es folgte noch einmal ein einjähriges Zwischenspiel in Puerto Rico, wo die beiden im „America“ auftraten. Danach ließen sie sich endgültig in Vegas nieder. In den letzten Jahren hatte sich auch ihr „Zauber-Zoo“ um einige Mitglieder wie einen Leoparden und einen Panther vergrößert.

1974

Schon während ihrer Zeit in Puerto Rico hatten Siegfried & Roy Verhandlungen über einen längerfristigen Show-Vertrag in Vegas geführt: Der Produzent Donn Arden, der für die neue Show des MGM Grand verantwortlich war, hatte die beiden letztendlich gebeten, ihre Zusage zu geben. Siegfried & Roy wurde so zu einem wesentlichen Bestandteil der Show „Hallelujah Hollywood“. Zur Feier dieses Engagements, das fünf Jahre bestehen sollte, und als Hommage an die große Filmfirma aus Hollywood integrierten Siegfried Roy das Markenzeichen von MGM, einen Löwen, in ihren 20-minütigen Part der Show.
Der Part in „Hallelujah Hollywood“ brachte den Jung-Magiern in den nächsten Jahren zahlreiche Auszeichnungen für ihre Show und ihre Zaubertricks. Unter anderem erhielten sie den Preis für den besten Show-Act des Jahres, welchen sie auch im Foglejahr für sich verbuchen konnten.
Andere Hotels, die in den letzten Monaten ebenfalls angefangen hatten, ein eigenes Showprogramm zu bieten, ließen nun auch Zauberer und Magier in ihrem Programm auftreten, um dem MGM Konkurrenz zu machen.

1976

Hatten sich die beiden schon über ihre wiederholten Auszeichnungen als bester Show-Act des Jahres gefreut, wie groß muss dann die Ehre 1976 gewesen sein? In dem Jahr bekamen sie von der amerikanischen Zauberer- und Magierakademie den Titel „Magier des Jahres“. Die Rolle dieses Preises für Magier ist gleichzusetzen mit der des Oscars für Filmschauspieler. Die Ansprache für den Preis hielt kein Geringerer als Hollywood-Legende Cary Grant, der auch den Preis überreichte.

1977

In diesem Jahr trat Bernie Yuman in das Leben von Siegfried & Roy und war von nun an der Manager der beiden. Im folgenden Jahr kehrten Siegfried & Roy zurück zum „Stardust“, wo sie vor einigen Jahren in der „Lido“ aufgetreten waren. Diese Show war in der Zwischenzeit weitergelaufen, jedoch mit immer geringerem Erfolg. Der schwindende Zuschauerandrang hatte nicht unwesentlich mit der sehr erfolgreichen MGM-Show zu tun, die sich damals als wahrer Zuschauermagnet entpuppte. Bernie Yuman vermittelte geschickt und sorgte so dafür, dass Siegfried & Roy wieder in der Show „Lido de Paris“ im „Stardust“ auftraten.

Diesmal hatten sie jedoch wesentlich mehr Zeit für ihren Teil des Programms, nämlich um die 30 Minuten. Ihr Auftritt bildete den Programmschluss und brachte ihnen regelmäßig stehende Ovationen des Publikums ein. Das Verhandlungsgeschick Bernie Yumans und der Ruf des Duos als „Magier-Superstars“ sorgte außerdem dafür, dass der Name „Siegfried & Roy“ über dem Eingang zum „Stardust“ leuchtete. Ebenso ist es Yuman zu verdanken, dass für die Auftritte im „Lido“-Programm die bis dahin höchste je ausgezahlte Gage für einen Künstlerauftritt gezahlt wurde.
Nun war es also endgültig an der Zeit für Siegfried & Roy, ihre Ideen und Wünsche für die Show selbstbewusst umzusetzen. Um dies zu feiern, gönnten sich die beiden persönliche Assistenten auf der Bühne: Sie integrierten einfach ihre beiden Freunde Lynette Chappell und Toney Mitchell mit in die Show. Lynette Chappell war in diesem Programm und auch in späteren die „Queen of Evil“, die in den mystisch-theatralischen Shows von Siegfried & Roy besiegt werden musste.

Die Premiere wurde zunächst von einem Zwischenfall überschattet, der aber – wie wir heute wissen – ohne Folgen blieb: Der Löwe, den sich die beiden anlässlich der MGM-Show angeschafft hatten, biss Siegfried während des Auftritts in den Arm. Obwohl die Wunden in einer Pause mit Dutzenden von Stichen genäht werden mussten, gingen Siegfried & Roy auch für den 2. Teil der Show auf die Bühne zurück und brachten den Auftritt erfolgreich zu Ende.

In diesem Jahr hatten Siegfried & Roy auch das erste Mal Kontakt mit Irvin Feld. Der Gründer des „Ringling Bros. Barnum & Bailey Clown College“ wollte mit ihnen gemeinsam zwei „Siegried & Roy-Specials“ für den Sender NBC produzieren. Diese sollten 1979 gesendet werden. Feld und das Duo wurden enge Freunde, umso tiefer trauerten sie 1984, als Irvin Feld im Alter von 66 Jahren verstarb.

1981

Die nächste Station des Magierduos in Las Vegas war das „Frontier“. Hier hatten sie ihre, durch die Vermittlung von Irvin und Kenneth Feld, erste eigene große Show. Und es war nicht nur ihre erste eigene große Show, sondern es war das erste mal in Vegas, das ein „Zauber-Act“ eine eigene Show in der Größenordnung bekommen hatte.
Unter dem Titel „Beyond Belief“ lockten sie bis 1988 insgesamt rund 3 Millionen Zuschauer an, dabei war jede einzelne Vorstellung ausverkauft.

1982

In diesem Jahr begannen Siegfried & Roy sich auch offiziell für den Fortbestand bedrohter Tierarten zu engagieren. Der Maharadscha von Boroda hatte die beiden kontaktiert und ihnen ermöglicht, sich aktiv am Fortbestand der weißen Tiger zu beteiligen. Dazu vermittelte er zwischen Roy und dem Zoo in Cincinnati, welcher dem Magier zwei weiße Tigerjunge für die Zucht überließ.

Im Jahre 1985 freuten sich Siegfried & Roy über einen Preis aus ihrer „1. Heimat“, Deutschland: Sie erhielten die „Goldene Kamera“, den jährlich verliehenen Medienpreis der Zeitschrift „Hörzu“. Ein Jahr später – 1986 – bekamen zwei der weißen Tiger aus Siegfried & Roys Zoo ihre ersten Jungen. 1986 bedeutete wiederum eine Reise nach Europa. Diesmal zog es die beiden nach Italien: Siegfried & Roy machten eine Pilgerreise nach Italien und wurden im Vatikan in einer Audienz vom Papst empfangen.

1987

Der Vertrag mit dem Frontier stand vor seinem baldigen Ende. Sicherlich wäre es kein Problem gewesen, den Vertrag zu verlängern, denn so eine erfolgreiche Show würde sich das Haus nicht durch die Lappen gehen lassen. Siegfried & Roy jedoch begannen Verhandlungen über ein noch größeres Projekt: Der Unternehmer Steve Wynn plante den Bau des „Mirage“-Hotels, in dem er dem Magierduo ein eigenes Theater für ihre Show bauen wollte. Also unterschrieben sie 1987 den Multi-Millionen-Dollar-Vertrag und schworen außerdem zusammen mit ihrer Freundin Lynette Chappell im Oktober den Eid auf die Amerikanische Verfassung.

Da der Bau des „Mirage“ noch einige Zeit dauern sollte, reisten Siegfried und Roy zunächst mit Sack und Pack aus Vegas ab. Das taten sie jedoch nicht, um der Stadt den Rücken zu kehren, sondern sie benötigten ihr ganzes Equipment für ihr Programm, das sie eigens für ihr Publikum in Tokio konzipiert hatten. Tokio sollte für die nächste Zeit ihr Auftrittsort werden. Natürlich waren auch die Japaner begeistert von der magischen Show, die sie über fast 40 Wochen in Japan vorführten. Nach ihrer Rückkehr in die USA machten Siegfried & Roy 1989 Halt in der altehrwürdigen „Radio City Music Hall“ in New York City. Dort traten sie mehrere Wochen lang auf und brachen auch hier Besucherrekorde. Der Unterschied zu den Rekorden in Vegas war, das der in der „Music Hall“ bereits fast 60 Jahre alt war, als er von den beiden übertrumpft wurde.

Am Ende des Jahre 1989, genauer gesagt am 22. November wurde das „Mirage“-Hotel mit über 3000 Zimmern in Las Vegas eröffnet. Steve Wynn hatte wie vereinbart einen extra Showroom mit 1.500 Plätzen gebaut, das „Siegfried & Roy Theatre“, das einzig und allein auf die Bedürfnisse der beiden Zauberkünstler und ihre Show zugeschnitten war. Allein das Theater hatte rund 40 Millionen Dollar an Baukosten verschlungen, das Extra-Gehege für die Wildtiere des Duos kostete rund 18 Millionen.