Siegfried & Roy – ein Magierduo eroberte die Show-Welt (Teil 2)

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
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Magie (vom griechischen mageia, aus dem persischen magoš: der für magische Handlungen zuständige Priester) ist das Unternehmen des Magiers, die Elemente der magisch verstandenen Welt zum Wohle der Allgemeinheit zu manipulieren. (…) Der magische Umgang unterliegt genau vorgeschriebenen Regeln, Mustern und Ritualen.

Ein Magier (griech. mágos, lat. magus) ist ein Zauberer, ein Meister der Zauberkunst. (Quelle: Wikipedia)

Im ersten Teil haben Sie erfahren, wie Siegfried Fischbacher und Uwe Ludwig Horn aufgewachsen sind, und wie sie sich schließlich kennen gelernt haben. In diesem Teil soll es nun darum gehen, wie sie als junges Magierduo durch die Lande gezogen sind, um auf den verschiedensten Bühnen aufzutreten. Dieser Teil der Geschichte führt von ihren Anfängen mit oft schlecht bezahlten Auftritten auf kleinen Bühnen bis zu ihrem Durchbruch vor dem monegassischen Fürstenhaus nur wenige Jahre später. Den Abschluss für diesen Teil wird die endgültige „Ankunft“ von Siegfried & Roy in Las Vegas bilden.

1964

beendeten Siegfried und Roy ihre Jobs auf dem Kreuzfahrtschiff und gingen an Land. Ihr Ziel: als Magierduo die Welt zu erobern. Nach einem erfolglosen Versuch, in den USA ein Engagement zu bekommen, gingen die beiden erst einmal nach Bremen.
Dort hatten sie, im 1908 gegründeten „Astoria-Varieté“, einen ihrer ersten Auftritte auf „festem Boden“. Im Astoria waren schon legendäre Künstler wie zum Beispiel Zarah Leander und Marika Rökk erfolgreich aufgetreten. Nach dem Ende Ihres Engagements in Bremen zog es die beiden nach Berlin, wo sie in verschiedenen Spielstätten auftraten.

So trat das Duo beispielsweise im „alten“ Titania-Palast in Berlin auf. Der Titania-Palast war eine Kino- und Theaterspielstätte im West-Berliner Stadtteil Steglitz. Als einer der wenigen großen Veranstaltungsorte war der Palast von den Bomben des zweiten Weltkriegs verschont geblieben, so dass er schon bald nach Kriegsende wieder bespielt werden konnte. 1966 wurde der Titania-Palast zunächst geschlossen, weil die Betreiber pleite gegangen waren, um dann Mitte der 90er Jahre an gleicher Stelle als reines Kino-Center unter altem Namen neueröffnet zu werden.

Vom Titania-Palast abgesehen traten Siegfried & Roy noch in der „Urania“ und im „Eden-Saloon“ auf. Das „Eden“ war ein Nachtclub von zweifelhaftem Ruf, der von „Alt-Playboy“ Rolf Eden in Berlin-Charlottenburg betrieben wurde. Obwohl sich die Show von Siegfried & Roy bald herumsprach und die Gäste in den Club strömten, blieb der finanzielle Erfolg erstmal aus.

Nachdem die Leiterin des Hamburger „Hansa“-Theaters, Telse Grell, auf der Suche nach passenden Künstlern das Programm der beiden gesehen hatte, verschaffte sie ihnen ein Engagement in ihrem Theater. Das „Hansa“-Theater, das 1894 gegründet worden war und Ende 2001 geschlossen wurde, präsentierte das junge Magierduo erstmals im November 1964. In den nächsten Jahren zog es das Magier-Duo noch häufiger auf die Bühne des Hansa-Theaters.

Siegfried & Roy waren zwar offensichtlich erfolgreich dabei, sich eine Fangemeinde zu erspielen, dennoch waren sie Mitte der 60er Jahre finanziell noch alles andere als auf der sicheren Seite. Zumindest aber erkannte vor allem das Berliner Publikum den Unterhaltungswert der beiden mit ihrer Show an. Bald wurden Siegfried & Roy auch für Auftritte bei großen Galas unter dem Berliner Funkturm engagiert.

Die vielen Auftritte in Berlin zeigen, welche Rolle die Stadt auch in den Jahren nach Kriegsende für die Welt der Zauberer, Artisten, Sänger und Tänzer spielte. Diese Atmosphäre, die vor allem Künstler schon seit den 1920er Jahren in die Stadt gezogen hatte, ergab sich Anfang und Mitte der 1960er aus der besonderen Stellung seit dem Mauerbau. Zu verschiedenen Gelegenheiten haben Siegfried & Roy später geäußert, dass sie gerne wieder einmal mit einem Programm nach Berlin kommen würden. Dies ist jedoch immer am immensen logistischen Aufwand gescheitert.

Die nächsten beiden Jahre verbrachten die beiden damit, sich mit ihren Auftritten einen festen Platz in der deutschen Unterhaltungslandschaft zu erspielen. Den Geparden Chico hatten sie dabei immer im Gepäck.
Die Auftritte an den vielen verschiedenen Orten in unterschiedlichen Städten, mit unterschiedlichem Publikum trugen dazu bei, keine Routine aufkommen zu lassen. Stehts musste das Programm angepasst und ihre Show weiter perfektioniert werden. Sie mussten sich darauf konzentrieren, perfekt aufeinander eingespielt zu sein.

Das Publikum wusste die Mühen zu schätzen. Bald war es so, dass die beiden nicht mehr um eine Auftrittsmöglichkeit bitten mussten, sondern sie wurden gebeten. Ihre Show und der Eindruck, den sie auf ihr Publikum machten, waren ihre beste Empfehlung. Ihr Sprung über die deutschen Landesgrenzen hinaus zeigte auch, wie sicher und professionell sie innerhalb weniger Jahre geworden waren.

Der internationale Durchbruch

Da sie sich im wahrsten des Wortes durch ihre unermüdliche Umherreiserei einen Namen gemacht hatten, wurde in dieser Zeit „Siegfried & Roy“ zu ihrer Marke und blieb es auch. Ihr guter Ruf überschritt inzwischen auch die deutschen Landesgrenzen, so dass Siegfried & Roy nach einem Auftritt in Hamburg Mitte 1966 in die Schweiz eingeladen wurden. Hier traten sie beispielsweise im „Lido“ in Genf und im „Cabaret Tabaris“ in Lausanne auf. Letzterer Auftritt verschaffte ihnen dann auch die Einladung nach Monte Carlo. Dort aufzutreten bedeutete damals schon recht viel, aber erst recht, wenn die Einladung bedeutete, vor dem monegassischen Fürstenpaar aufzutreten. Bei der traditionellen „Gala des Rois“ – der Gala der Könige – traten Siegfried & Roy im Showprogramm auf. Die Gala-Gäste und das Fürstenpaar Rainier III. und Gracia Patrizia waren begeistert.
Die tolle Show des Magierduos aus Deutschland sprach sich schnell herum und es folgten Auftritte unter anderem in Nizza und in Madrid.

Der erste Auftritt in Las Vegas

1967 dann folgten Siegfried & Roy einer Einladung nach Las Vegas. Kleine Bühnen gehörten nun endgültig der Vergangenheit an. Noch war es jedoch nicht an der Zeit für eine komplett eigene Siegfried & Roy-Show. Die nächsten Monate traten sie als Sonderteil des „Tropicana“-Programms „Folies Bergère“ auf. Sie hatten damit zwar schon eine herausragende Stellung im Programm, ihr Part dauerte aber trotzdem lediglich 12 Minuten. Diese nutzten sie jedoch so effektiv, dass sie die Zuschauer restlos für sich einnehmen konnten.

Roy war sofort begeistert von Las Vegas und seinem Flair, aber vor allem von den Landschaften in der Umgebung. Siegfried hingegen war nicht auf Anhieb hingerissen, er brauchte noch eine Weile, bis er sich mit seiner neuen Heimat anfreundete. Alles in Allem schien Las Vegas aber tatsächlich der am besten geeignete Ort für das Magierduo. Zwar gab es bei ihrer Ankunft in Vegas längst noch nicht so viele Hotels und Casinos wie heute. Aber die Stadt hatte schon ihr eigenes Flair, das bereits damals in den 1960er Jahren Showgrößen anlockte und damit natürlich auch deren Publikum.

Am bekanntesten waren zu der Zeit drei Sänger, die durch ihren Lebensstil bald den Spitznamen „The Rat Pack“ weg hatten: Die Sänger und Schauspieler Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin hatten mit ihrem ausschweifenden (Nacht-)Lebensstil einen großen Anteil am leicht verruchten, aber dennoch reizvollen Image von Las Vegas. Filme wie „Viva Las Vegas“ mit Elvis Presley erhöhten den Bekanntheitsgrad der Stadt noch weiter. Dadurch, dass sich Geschäftsleute wie der Milliardär Howard Hughes in Vegas Hotels kauften, verlor die Stadt auch bald ihren Ruf als zentraler Treffpunkt der Unterwelt.

Im Anschluss an dieses erste kurze Vegas-Gastspiel kehrten Siegfried & Roy zunächst nach Europa zurück. Bereits bevor sie nach Vegas geflogen waren, hatten sie Verhandlungen über eine Spielzeit im „Lido“ in Paris geführt. Nachdem dieser, schon seit längerer Zeit gehegte, große Traum wahr wurde, blieben sie dort mit ihrem Programm auch für die nächsten drei Jahre.

1970 kehrten sie auf den amerikanischen Kontinent zurück, zunächst für Auftritte in Puerto Rico. Anschließend begann in Las Vegas ihr dreijähriges Engagement in der „Stardust“-Variante des Programms aus dem Lido. Ihren „Siegfried & Roy-Zoo“ hatten sie in der letzten Zeit um einige Tiere ergänzt: So gehörten inzwischen unter anderem ein zweiter Gepard, Flamingos und ein Tiger zum Programm. Dass sie für ihre Arbeit anerkannt und in die „Las Vegas-Gemeinde“ aufgenommen wurden, zeigte sich spätestens, als sie 1972 den Preis für die beste Show des Jahres entgegennehmen durften.