ver.di-Fidi Programmatik Spielbanken

1. Wie stellt sich die Spielbanken Branche in Deutschland zurzeit dar:

Derzeit werden in Deutschland 78 staatlich konzessionierte Spielbanken bzw. Automatenspiele betrieben. (Zum Vergleich: 1982 = 27) Die Anzahl der Beschäftigten in diesem Bereich beträgt ca. 5.000. Obwohl dieser Bereich im Verhältnis zur gesamten Glücksspielbranche (Wetten, Lotterien etc.) nur etwa 10 ausmacht, erreicht er doch stabile Wachstumsraten von über 10 p.a. Diese werden jedoch beinahe ausschließlich in den Automatenspielen erwirtschaftet, während die klassischen Spiele stagnieren bzw. rückläufig sind. Zu dieser Entwicklung haben die Investitionsentscheidungen der Unternehmer, mehr in den automatisierten Spielangeboten als in den klassischen Glücksspielangeboten zu investieren als auch eine verantwortungslose Standortpolitik in den einzelnen Bundesländern beigetragen. Eine strukturschwache Region wie Mecklenburg – Vorpommern verfügt über mehr Spielbankstandorte als Hessen. Trotzdem führen die fiskalischen Probleme von Ländern und Gemeinden zu immer neue Spielbank Projekten, die den Erwartungen oft nicht gerecht werden (Zuletzt in Potsdam 2002).

Da die Spielbank Gesetzgebung nach wie vor in der Hand der Länder liegt, sind die Betriebsbedingungen oft unterschiedlich. So gibt es staatliche Spielbanken (Bayern, Niedersachsen), die häufig von den Lotterieverwaltungen der Länder geführt werden, halb staatliche (Saarland, Nordrhein-Westfalen) und privat konzessionierte (Hessen, Rheinland-Pfalz). Sowohl die auf die Betriebsgewinne zu zahlenden Abgaben (zwischen 70 und 93 %) als auch die Konzessionslaufzeiten (5- 15 Jahre) unterscheiden sich erheblich.
Bereits jetzt zeichnet sich eine Marktkonzentration ab, die zu Lasten der kleinen privat konzessionierten Spielbankbetriebe voranschreitet. Darüber hinaus drängen international tätige Glücksspielkonzerne, insbesondere aus Frankreich und Österreich auf den Deutschen Spielbanken Markt, was zu einer weiteren Verschärfung der Wettbewerbssituation führt.
Mit dem Wachstum des Glücksspiel- und Wettbranche Angebots geht eine evidente Steigerung der Spielsucht einher, ohne dass von staatlicher Seite verpflichtende Hilfsangebote vorgeschrieben wären. Die Suchtprävention in Deutschland kann in diesem Punkt im Vergleich zu den Nachbarländern Niederlande, Schweiz oder Polen nur als entwicklungsbedürftig eingestuft werden.

2. Die Situation der Beschäftigten in den Spielbanken

Im Grundsatz gibt es zwei Gruppen von Beschäftigten in Spielbanken. Das Personal des klassischen Spiels, die Croupiers und das Personal der Automatenspiele, Techniker und Kassierer. Charakteristisch für diese Berufe ist ein hoher Anteil an Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit sowie Arbeit in Rollierenden Wechselschichtsystemen. Der zunehmende Bedeutungsverlust des personalintensiven klassischen Spiels und die Einführung Personal sparender Spielformen (halbautomatisches Roulette, American Roulette etc.) werden die Anzahl des sog. Spieltechnischen Personals in Zukunft deutlich reduzieren. Diese Beschäftigungsverluste können durch die Expansion der personalextensiven Automatenspiele nicht ausgeglichen werden.
Verstärkt wird dieser Trend noch durch ein großes Spielangebot im Internet.
Neu eröffnete Spielbanken kennen überdies die räumliche Trennung zwischen klassischem – und Automatenspiel nicht mehr. Hier zeigt der Trend zum multifunktionalen Beschäftigten abseits der traditionellen Berufsbilder. Da es bis heute kein einheitliches Berufsbild gibt, sondern es sich in der Regel um eine reine Anlerntätigkeit handelt, bleibt die Aus- und Weiterbildung den einzelnen Spielbankunternehmen vorbehalten, die unterschiedlichen und nicht vergleichbaren Qualitätsstandards setzen.

Im Grundsatz basiert die Entlohnung der Spielbank Beschäftigten noch immer auf dem Tronc, d. h. den von den Spielern aus Spielgewinnen abgezweigten Trinkgeldern. Wegen des unregelmäßigen Spielaufkommens führt dies zu monatlich erheblich schwankenden Einkommen. Diese Mittel reichen heute in vielen Betrieben nicht mehr zur Deckung der Personalkosten aus. In den jeweiligen Haustarifverträgen sind daher in der Regel Garantiesummen geregelt, die für die Grundabsicherung der Beschäftigten sorgen.
Im Grundsatz stehen sinkenden Einkommen im klassischen Spiel steigende Einkommen in den Automatenspielen gegenüber.
Bis zur Mitte der 90er Jahre setzten sich die Gehälter der Spieltechniker aus ca. 50 Grundgehalt sowie etwa derselben Anzahl von steuerfreien Zuschlägen zusammen. Durch die Steuerreform erhalten Spielbankbeschäftigte jetzt nur noch die gesetzlichen Zuschläge, daher ist der Anteil ihrer steuerfreien Zuschläge auf ca. 30 abgesunken. Da nur auf das Grundgehalt Sozialabgaben entrichtet werden, haben viele Beschäftigte im Spielbankenbereich Probleme bei der Altersversorgung.
Durch die gewollte Verlagerung von personal- und troncintensivem Spielangebot ( Roulette ) zum weniger personal- und troncintensiven Automatenspiel kommt es für den Großteil der Spielbankbeschäftigten zu enormen Einkommensverlusten.
Die Beschäftigtenstruktur hat sich seit Mitte der 90er Jahre vor dem Hintergrund der Troncproblematik in Richtung auf befristet Beschäftigte und Aushilfsbeschäftigte verschoben. Eine solche Personalpolitik führt vielfach zu nachhaltiger Dequalifizierung der Belegschaften.
Die Tarifverhandlungen in den Spielbanken gestalten sich äußern schwierig, da durch die Spielbankdichte und die hohe Spielbankabgabe der Handlungsspielraum der Unternehmer eingeschränkt ist. Die hohe Spielbankabgabe bewirkt, dass die Unternehmen ihr Interesse immer mehr auf die mit wenig Personal betriebenen Glückspielangebote verlagert.

3. Trends

Weltweit ist eine Expansion des Glücksspielmarkts zu beobachten. Damit einher geht ein Konzentrationsprozess mit der Tendenz zum integrierten Glücksspielkonzern, der die gesamte Wertschöpfungskette einschließt. Diese Entwicklung könnte sich in Europa noch verschärfen, wenn die stark gesetzlich regulierten Märkte durch die Deregulierungsbemühungen der Europäischen Kommission geöffnet würden. Durch fortschreitende Technisierung der Arbeitsabläufe werden Rationalisierungspotentiale abgeschöpft. Durch Angebotserweiterung (z. B. neue Spielformen wie Internet- Casinos) werden neue Kundenschichten akquiriert, so dass mittelfristig mit anhaltendem Wachstum zu rechnen ist.
Es ist festzustellen, dass die großen Hersteller von Glücksspielautomaten zunehmend versuchen, eine Beteiligung an die von den Landesregierungen vergebenen Konzessionen zu bekommen um damit ihre Produkte am Markt besser platzieren zu können.

4. Forderungskatalog von ver.di

  • Erfüllung des ordnungspolitischen Auftrages der Länder und der zwingende Erhalt des Lebendspiels
  • Festschreibung der Relation von Spieltischen zur Anzahl der Automaten in den Tarifverträgen
  • Gemäßigte und verantwortungsvolle Standortpolitik
  • In Übereinstimmung mit dem Verein Glückspielsucht e.V. gleiche ‚Bedingungen für Lebend- und Automatenspiel ( Eintrittskontrolle ) schaffen
  • Absicherung der Gehälter durch kurzfristige Erhöhung der Garantiegehälter
  • Entwicklung eines neuen Bezahlungssystems das nicht ausschließlich Troncabhängig ist
  • Reduzierung der Spielbankabgabe durch die Länder
  • Die Personalkosten sind vor der Erhebung der Spielbankabgabe vom Bruttoeinspielergebnis abzuziehen
  • Abschaffung der Troncabgabe
  • Entwicklung eines Berufsbildes „Croupier“
  • Tarifvertragliche Absicherung einer Altersvorsorge
  • Eine Videoüberwachung darf ausschließlich zur Feststellung von Streitsätzen an Spieltischen, jedoch nicht zur Überwachung des Personals führen
  • Schulung der Mitarbeiter zwecks Suchtprävention, insbesondere im Automatenbereich
  • Verantwortungsvolle Standortpolitik: Dazu ist die Grundvoraussetzung einer florierenden, attraktiven Spielbank eine großzügige Grundfläche mit einem gepflegten Ambiente und einer gehobenen Gastronomie. Weiterhin müssen Events genauso wie ein klassisches Spielangebot mit französischen Tischen sowie Black-Jack angeboten werden. Die Spielbank muss als ein komplettes Angebot dargestellt werden und Bestandteil der örtlichen Presse sowie des Veranstaltungskalenders sein.
  • Betreuungsstruktur ver.di erarbeiten
  • Mitarbeit im Arbeitskreis Spielbanken auf europäischer Ebene bei UNI durch ver.di durch einen ehren- und hauptamtlichen des Bundesarbeitskreises Spielbanken

Pressemeldung für ISA-CASINOS
ver.di – Bundeskoordinierung Spielbanken , c/o Bernhard Stracke