Die Pokerwoche in den Medien

Poker boomt in Deutschland. Eine Binsenweisheit? Ja, für die vielen tausend Pokerbegeisterten, die mehr oder weniger regelmäßig bei Liveturnieren aller Größenordnungen oder im Internet dieser Trendsportart mit großer Begeisterung frönen. Doch in der breiten Öffentlichkeit und in den Medien erfährt Poker etwa dieselbe Aufmerksamkeit wie die Weltmeisterschaften im Angeln. Daran konnte auch Stefan Raab mit seiner Poker-Promirunde bei Pro7 nichts ändern, obwohl er selbst um Mitternacht noch ein Millionenpublikum vor der Mattscheibe fesselte. Bisher zumindest nicht.

In dieser Woche traf und trifft Poker auf eine geballte Medienaufmerksamkeit. Ein Artikel bei Welt-Online und einer beim Onlinedienst der Südwestpresse, praktisch im Tagesrhythmus erschienen. Obwohl beide Autoren mit unterschiedlichen Ansätzen das Thema angehen, haben sie eines gemein: Poker wird ohne die Klischees betrachtet. Man lässt das übliche Szenario mit verqualmten Hinterzimmern oder knackevollem Saloon hinter sich. Die Pokerstory endet weder mit einer wüsten Keilerei, noch mit einer tödlichen Ballerei. Einfach deshalb nicht, weil sich die Autoren sachkundig gemacht haben.

Wie sachkundig die deutsche Ausgabe des dänischen Pokermagazins ACE ausfallen wird, bleibt abzuwarten. Morgen soll sie an den Zeitungskiosken zu haben sein. Fachlich bestehen natürlich keine Bedenken. Aber das Bluff-Magazin musste erfahren, dass es einfach nicht reicht, kompetente Berichte in ein deutsches Kauderwelsch zu übersetzen. Außerdem sind weder das Championat von Nordjütland noch die Stadtmeisterschaft von Macclesfield Town die Themen, bei denen deutsche Pokerfans vor Aufregung und Begeisterung ausrasten. Doch belebt Konkurrenz bekanntlich das Geschäft. Nach den deutschen Magazinen Showdown, Royal Flush, Pokerblatt und Bluff wollen nun auch die Dänen mitspielen.

Und damit ist die Medien-Pokerwoche nicht vorbei. Morgen Abend präsentiert Weltmeister Michael Keiner Poker im Fernsehen. Als Gast in der Live-Talkshow 3 nach 9 auf N3 (22:00 Uhr) wird der Schönheitschirurg Poker mit Sicherheit weiter von dem angestaubten Image befreien können. Offenbar hat die Redaktion der Talkshow Spaß an den deutschen Poker-Assen gefunden. Auch Katja Thater hatte nach dem Gewinn ihres Bracelets in Las Vegas eine Einladung zur Plauderstunde erhalten.

Trotz dieser Aktivitäten wird Poker nun nicht gleich die Titelseiten der Zeitungen und Zeitschriften stürmen, auch die Schlagzeilen der Nachrichtensendungen werden weiter von anderen Ereignissen bestimmt werden. Doch macht eine solche Woche hoffungsfroh, dass Poker in der öffentlichen Wahrnehmung nicht länger nur ein dubioses Spiel von zweilichtigen Gestalten ist, sondern ein spannender, intellektueller Wettbewerb.