Isabelle – No Mercy – Mercier und Ihr Durchbruch beim Pokern

Wenn Isabelle Mercier nicht vor 8 Jahren darum gebeten worden wäre, im Aviation Club in Paris einen Job als Manager anzunehmen und sich damit dagegen entschieden hat Full-Time Poker zu spielen, könnten Sie sie heute vielleicht als ihre Beraterin engagieren. „Mich sollten Sie nicht engagieren“, sagt sie. „Ich habe alles vergessen, was ich mal gelernt hatte“, Isabelle lacht und nippt an ihrem Glas Rotwein, während Sie sich im Zimmer umschaut. Der Hut, welchen sie trägt, lässt sie wie ein junges Mädchen aussehen, welches gerade angefangen hat Poker um Geld zu spielen, sie sieht auf keinen Fall aus, wie eine der bekanntesten weiblichen Poker Stars mit einer immer größer werdenden Liste von Turniergewinnen.

Isabelle hat das World Poker Tour Ladies Main Event im Jahr 2004 gewonnen und dank ihres aggressiven Spielstils den Spitznamen „No Mercy (keine Erbarmen)“ erhalten. Die Talent-Scouts von PokerStars haben Sie entdeckt und Ihr einen der besten Sponsoren-Verträge der gesamten Pokerszene angeboten. PokerNews hat sich mit Isabelle in Amsterdam getroffen, wo Sie sich mit uns über ihren PokerStars Sponsoren-Vertrag und einige andere Dinge unterhalten hat.

Mercier: Ein Traum wurde wahr. Plötzlich hatte ich einen Sponsoren Vertrag mit PokerStars, an der Seite von Chris Moneymaker und Chris Raymer. Seit diesem Zeitpunkt, hatte ich die Möglichkeit an vielen Pokerturnieren überall in der Welt teilzunehmen und es gefällt mir sehr gut. Es ist kein unbefristeter Vertrag, aber der Vertrag ist sehr gut und ich voll zufrieden damit. PokerStars erwartet eine Menge von mir: Werbung für die Internetseite, Photo-Shootings und Interviews. Ich weiss dass einige andere Spieler Probleme mit diesen Dingen haben, mir macht das aber nichts aus. Es ist eine hervorragende Möglichkeit für mich und zusätzlich ist PokerStars die beste Seite überhaupt. Ich bin stolz darauf, dass PokerStars mich ausgesucht hat, um die Seite zu repräsentieren. Am Anfang habe ich nur Cash-Games mit kleineren Einsätzen gespielt und hatte Probleme ein Ende zu finden. Nun habe ich diesen Druck nicht mehr, ich bin außerdem mittlerweile viel besser bei Cash-Games. Wenn ich 20 Tische spiele, verlasse ich mindestens 18 mit Gewinn. Ich spiele nicht oft Cash-Games, hauptsächlich spiele ich Turniere. Wenn ich aber, wie hier in Amsterdam, eine ganze Woche an einem Platz verbringe, möchte ich etwas Spaß haben und spiele gerne mal eine Runde Cash-Game, im speziellen, wenn es mir auf dem Hotelzimmer zu langweilig wird.

PokerNews: Wie kommt es, dass eine junge Frau in einer von Männern dominierten Pokerszene High Stakes Poker spielt?

Mercier: Ich habe keine Ahnung. Als ich 3 Jahre alt war habe ich angefangen, Poker gegen meine Onkel zu spielen. Karten und Würfelspiele waren für mich schon immer ein natürlicher Teil meines normalen Lebens und das hat sich nie geändert.

PN: Vor 3 Jahre hatten Sie beschlossen ihr Leben komplett zu ändern. Sie haben alle Ihre Besitztümer verkauft, den Arbeitsplatz gekündigt und wurden zur professionellen Pokerspielerin. Sie besitzen kein Haus und haben alle Ihre Besitztümer in einem Koffer. Denken Sie manchmal darüber nach, ob ihre Entscheidung die richtige war?

Mercier: Absolut – Ich spielte zum überleben nur Cash-Games mit kleinen Einsätzen und das war sehr hart. Ich war damals sehr am zweifeln ob meine Entscheidung richtig war. Den Tiefpunkt erreichte ich als ich an einem 1 Wochen Turnier in Turning Stone (New York) teilnahm. Ich war mitten in einer Pechsträhne, schon seit Wochen lief alles schief und ich konnte in New York nicht eine einzige Hand gewinnen. Ich war wirklich in einer tiefen Krise und einen Abend vor dem Main Event, habe ich in meinem Hotelzimmer gesessen und mir die Augen ausgeheult. Ich flehte zu Gott, er solle mir ein Zeichen senden, damit ich erkennen kann, ob ich gut genug bin professionell Poker zu spielen. In der zweiten Hand bekam ich Pocket 10. Der gesamte Tisch limpte, nur der Big Blind ging All-In. Ich war mir sicher dass es nur ein Move war, ein Bluff und ich callte Ihn nach einer kurzen Bedenkzeit. „Lass mich sehen, ob ich gut genug bin“ sagte ich. Natürlich hatte mein Gegner Pocket Ass und ich habe die Hand verloren. Mir verblieben noch 2 Chips und ich dachte, meine Pokerkarriere wäre beendet. Das Turnier endete damit, dass ich mir den ersten Preis mit drei anderen Spielern teilte. Ich hatte nur noch zwei Chips übrig!!!

PN: Sie baten um ein Zeichen?

Mercier: Ja, ich bin sehr gläubig. Ich glaube das Universum ist immer ums uns und dass es immer wieder Zeichen gibt, nach denen wir Ausschau halten sollten.

PN: Warum sind alle Pokerspieler immer damit beschäftigt, kein Poker zu spielen, aber stattdessen irgendwelche Geschäfte zu machen?

Mercier: Das große Geld wird nicht beim Spielen verdient, aber in allem, was damit zusammenhängt. Sie können wirklich viel Geld beim Pokerspielen verdienen, wenn Sie z.B. ein größeres Main Event gewinnen, aber die Chancen dafür sind natürlich sehr gering. Das ist der Grund, warum mir der Sponsoren-Vertrag mit PokerStars so gut gefällt, ich habe meine eigene Webseite, einen Online-Shop und ich schreibe Kolumnen. Dank allen diesen Dingen kann ich völlig unbesorgt Poker spielen. Natürlich können diese Dinge sich auch negativ auf Ihr Pokerspiel auswirken. Vor einigen Monaten hatte ich den Kopf voll mit irgendwelchen Dingen rund ums Pokern, was dazu führte dass jedes Turnier, welches ich während dieser Zeit spielte Geldverschwendung war. Ich habe meine innere Balance wiedererlangt. Es kann also auch genau umgekehrt sein, wenn Sie den Kopf voll mit anderen Dingen haben und entscheiden jetzt alles stehen und liegen zu lassen und einfach eine Runde Poker spielen, kann das sich sehr positiv auf Ihr Befinden auswirken. Jedes Ding hat zwei Seiten.

PN: Devilfish sagte mir vor einigen Stunden, dass Frauen nicht in der Lage wären, genauso gut Poker zu spielen, wie Männer, weil Frauen von Natur aus nicht aggressiv genug wären. Was denkst Du darüber?

Mercier: Devilfish hat recht! Ich weiss nicht, wie ich es erklären soll. Vielleicht liegt es an den Genen; Frauen neigen dazu eher konservativ zu spielen. Vielleicht fehlt es den meisten Frauen einfach an Erfahrung. Ich weiss jedenfalls, dass ich wirklich mein bestes gebe, damit ich genau so gut bin, wie die männlichen Spieler, welche meine Vorbilder sind. In diesem Jahr spielte ich bei der WSOP am Final Table zusammen mit Spielern wie Marcel Luske und Phil Hellmuth. Ich war nicht nervöser als alle anderen auch und spielte ein gutes Spiel. Die Tatsache dass ich mit ihnen unterhalten konnte und sogar ein wenig „Trash-Talk“ geredet habe, war ein großartiges Gefühl. Das hat nichts damit zu tun, dass ich eine Frau bin. Ich weiss, dass ich noch eine Menge lernen muss. Gott sei Dank bekomme ich immer wieder Tipps von Männern wie z.B. Devilfish, Luske und Gus Hanson (mein Mentor). Sie unterrichten mich kostenlos und ich lerne jede Menge von Ihnen. Ist das nicht wundervoll?

PN: Haben Sie jemals Ihren Charme benutzt um einen anderen Spieler zum Aufgeben zu bewegen? Oder hatten Sie jemals das Gefühl dass Spieler leichtfertig mit ihnen umgegangen sind, weil Sie eine Frau sind?

Mercier: Vielleicht ab und an. Um ehrlich zu sein, ich sollte das viel öfter tun. Ich habe mal eine Frau spielen sehen, welche gewaltige Brüste hatte und das hatte sicherlich eine Auswirkung auf ihr Spiel. Manchmal wünsche ich, ich hätte auch so einen Vorbau und könnte so spielen! Das hat definitiv Vorteile. Ich beneide Spieler wie z.B. Tony G ein wenig um Ihr Table-Persönlichkeit. Eins ist klar, wenn ich große Brüste hätte und Tony’s innere Einstellung, hätte ich sicherlich mehr Spaß, aber nicht jetzt, vielleicht irgendwann in der Zukunft.

PN: Was möchten Sie den Frauen im Allgemeinen mitteilen?

Mercier: ich erhalte viele E-mails von jungen Frauen. Sie möchten nicht nur mit mir über Poker reden, sondern oft auch über die Entscheidung, welche ich vor kurzem getroffen habe; alles hinter mir zu lassen und komplett neu zu beginnen. Ich bin stolz darauf, dass ich für diese Frauen eine Inspiration bin. Vielleicht ist das meine Absicht hier, meine Message für alle anderen. Ihnen zu sagen, dass Sie sich nicht vor Veränderungen fürchten sollen und nicht davor zurückschrecken sollten, das Beste aus Ihrem Leben zu machen. Was ist das schlimmste das passieren kann? Sterben – und das ist OK!

PN: So, Sie fürchten sich also nicht vor dem Tod?

Mercier:
Aber sicherlich doch, ich fürchte mich vor dem Tod! Der Tod ist allgegenwärtig und das ist der Grund, warum ich immer versuche das Beste aus jeder Situation zu machen. Poker hat mein Leben wirklich verändert. Ich komme aus einer Kleinstadt mit nur 40.000 Einwohnern. In den letzten 3 Jahren habe ich mehr brillante Leute kennen gelernt, als in den gesamten 28 vorherigen Jahren. Interessante Charaktere, faszinierende Persönlichkeiten. Poker ist ein Spiegelbild des täglichen Lebens. Ich spielte mal an einem Tisch, wo ein Spieler jedes Mal ausflippte, wenn er eine Hand verloren hat, er schrie dann „F*** this“, „screw that“ oder so was ähnliches. Haben Sie jemals erlebt, dass Phil Ivey so reagiert? Ich denke, die Art, wie sie Poker spielen, sagt viel darüber aus, wie sie ihr Leben leben und wo sie in ihrer Entwicklung stehen,

PN (nach einem Telefonanruf, welchen Mercier schnell wieder beendete): Sind Sie momentan verliebt?

Mercier (schaut überrascht und kichert): Ich? Nein, warum? Oh, das am Telefon war meine Mutter. Sie hat prozentuale Anteile an meinem Gewinn gekauft und ich habe Ihr nur kurz erzählt, dass ich aus dem Turnier ausgeschieden bin. Vielleicht wäre es besser, wenn Sie in irgendjemand anderes investieren würde. Ich möchte nicht, dass Sie durch mich Geld verliert.

PN: Ihre Mutter kauft sich Gewinnanteile von Ihnen?

Mercier: Nur bei kleinen Turnieren. Ich spiele nicht oft kleine Turniere, nur in Paris und Amsterdam, weil es mir dort gut gefällt. Meistens spiele ich nur in großen Turnieren, wenn das der Fall ist, kann meine Mutter sich das leider nicht leisten. Ich denke meine Eltern hatten nicht viel Glück mit mir als Person. Sie hatten lange Zeit versucht ein Kind zu bekommen und dann wurde ich geboren. Und als Sie es dann endlich geschafft hatten, habe ich mich mit 12 Jahren entschieden (für eine Weile) von Zuhause auszureißen.

PN: Sie erwähnten, dass Gus Hanson Ihr Mentor ist. Gerüchte sagen, dass Gus und Sie ein Verhältnis hätten. Ich weiss, dass diese Frage sehr gewagt ist, aber die Leser möchten es gerne wissen……

Mercier (nach einer kleinen Pause und mit Gekicher):
Gus Hanson ist ein sehr, sehr guter Freund und mein Mentor, das ist aber auch schon alles.
Filip Frederiks
Quelle: http://www.pokerspieleonline.de