Erfahrungsaustausch der Spielbankaufsichtsdienste in Wiesbaden

Wiesbaden – Aus nahezu allen deutschen Bundesländern zog es Vertreter der in den Spielbanken tätigen staatlichen (Finanz-)Aufsichtsdienste zu ihrem mittlerweile 45. Erfahrungsaustausch für zwei Tage nach Wiesbaden.

In die hessische Landeshauptstadt geladen hatte Ltd. RD Volkmar Dinges, Vorsteher des Finanzamtes Wiesbaden II, der es dieses Jahr übernahm, durch die umfangreiche Tagesordnung zu führen. Oberfinanzpräsident Albrecht Pfister, der eigens aus Frankfurt zur Begrüßung der rund 50 Teilnehmer anreiste, zeigte in seiner Eröffnungsansprache viel Detailkenntnis für die Tätigkeit der Finanzbeamten, leitete er vor Jahren doch selbst das für die Spielbanküberwachung in ganz Hessen zuständige Finanzamt in der Dostojewskistraße.

Thematisiert wurden in diesem Jahr insbesondere die praktischen Auswirkungen des voraussichtlich zum 1.01.2008 in Kraft tretenden Staatsvertrages über das Glücksspielwesen, der in der von den Ministerpräsidenten beschlossenen Fassung erstmals auch konkrete Vorgaben u. a. zum Spielangebot, zur Werbung und zur stärkeren Spielsuchtprävention in Spielbanken enthält. Einige dieser Vorgaben werfen schon heute ihre Schatten voraus: auch im so genannten Kleinen Spiel, dem Automatenspiel, erster Spielbanken wird seit einiger Zeit die Identität der Spielteilnehmer beim Zugang durch eine Kontrolle des Ausweises oder einem vergleichbaren Identifikationsverfahren überprüft bzw. steht die Einführung entsprechender Kontrollen unmittelbar bevor. Alle Spielstätten in Deutschland werden spätestens bis zum Beginn des nächsten Jahres diesem Beispiel folgen (müssen).

Ein weiterer Themenschwerpunkt der diesjährigen Sitzung waren glücksspiel- und abgabenrechtliche Fragestellungen im Zusammenhang mit der Veranstaltung von Poker turnieren. Das verwundert ambitionierte Beobachter des bundesdeutschen Glückspielmarktes insofern nicht, als dem Pokerspiel bereits beim letzten Erfahrungsaustausch vor einem Jahr in Aachen ein möglicherweise sehr hohes Potential zur Belebung des klassischen Tischspielangebotes der Spielbanken vorausgesagt wurde. Hier sind die bundesdeutschen Spielbank unternehmen ihrem ordnungsrechtlichen Kanalisierungsauftrag in beachtlicher Art und Weise nachgekommen und haben in wenigen Monaten einer stetig steigenden Nachfrage ein offensichtlich attraktives Angebot gegenüber stellen können.
Aufschlussreich war zudem ein von Dr. Thomas Drysch gehaltenes Referat über die Entwicklung des öffentlichen Spielbankenwesens und dessen Besteuerung. Die Qualifizierung der Spielbankabgabe als Steuer wurde in diesem Rahmen durchaus kritisch hinterfragt.

Nicht minder interessant werden sollte der zum festen Bestandteil eines Erfahrungsaustausches zählende abendliche Besuch einer Spielbank. In diesem Jahr bot sich die Gelegenheit, gleich zwei Traditions-Spielbanken, die Spielbank Bad Homburg und das Casino Wiesbaden zu besuchen. Die Teilnehmer wurden nicht ohne Stolz von der Spielbankleitung in die Geschichte und den Besonderheiten der jeweiligen Spielbank eingeführt. Beeindruckend, auf welch hohem Niveau und wie gästeorientiert hier in Hessen das klassische Glücksspiel angeboten wird: vorwiegend Französisches Roulette in einem gepflegten, geschichtsträchtigen Umfeld, wie es ganz offensichtlich auch in diesen Tagen von den Besuchern gerne nachgefragt wird.

Aufgrund der am Tage geführten interessanten Diskussionen richteten die Tagungsteilnehmer ihr Interesse bei den Spielbankbesuchen u. a. auf das bio metrische Zugangssystem zum erst vor zwei Jahren neu konzipierten Automatensaal der Spielbank Bad Homburg bzw. auf das auch an diesem Abend wieder ausgesprochen rege besuchte Pokerspielturnier in den denkmalgeschützten Räumen der Spielbank Wiesbaden. Zu fortgeschrittener Stunde ließen es sich einige Tagungsteilnehmer dann nicht nehmen, durch präzis vorgetragene Annoncen den ein oder anderen Croupier richtig zu fordern. Dabei schienen in beiden Spielbanken die Herren am Tisch auch höchsten Ansprüchen zu genügen, was ihnen mit mehreren „Stücken für die Angestellten“ anerkennend vergolten wurde.

Im nächsten Jahr wird übrigens die Hansestadt Hamburg den Erfahrungsaustausch ausrichten.