Seit letztem Freitag bin ich in Hamburg. Der Grund ist ausnahmsweise nicht pokertechnischer Natur, sondern die mittelbare Konsequenz meines siebenwöchigen WSOP-Trips, von dem ich vier Wochen krank war. Die längst überfällige Nasennebenhöhlenoperation hatte ich schon einige Jahre vor mir her geschoben, aber jetzt war Schluss mit lustig.
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[key:keiner_icon] Während ich mir zurzeit in Kroatien die Sonne auf meinen glücklicherweise nicht mehr ganz so ausgeprägten Bauch scheinen lasse, ist pokertechnisch absolute Pause, nicht zuletzt auch aufgrund der steinzeitmäßigen Internetverbindung, angesagt. Also werde ich auf immer wieder vorgetragenen Wunsch hin die Zeit dazu nutzen, Euch eine Geschichte aus jener Zeit zu erzählen, als sowohl das Onlinepoker, als auch das Basiswissen des durchschnittlichen Pokerspielers noch in den absoluten Kleinkinderschuhen steckte. Zu jener Zeit war die Deutsche Mark noch die einzige Währung an den heimischen Livegame-Tischen und jenes altehrwürdige Spielcasino in Baden eine der wenigen deutschen Pokermetropolen.
Eigentlich hatte ich mich auf Velden mehr als nur tierisch gefreut. Nach einer äußerst bescheidenen WSOP Performance, unmenschlichen 47° C Tagestemperaturen in Las Vegas, die früher oder später jeden zu einem generell Tageslicht meidenden Vampir mutieren lassen, war die Eventwoche am Wörthersee genau jener Anreiz, der neue Lebensgeister wecken sollte. Wie schon in den Jahren zuvor wurde nach meiner Heimkehr nur flugs der Koffer gewechselt und schon ging es ab durch den Tauerntunnel nach Kärnten.
O.K., das Ganze ist für meine derzeitige Situation schon reichlich übertrieben, trifft aber recht gut die Stimmungslage, wenn ich von meiner bisherigen WSOP berichten soll. Die ersten drei Wochen war ich durchgehend krank mit einer Sinusitis inklusive Stirnhöhlenvereiterung, wie ich es noch nie erlebt hatte. Das Schlimmste war der Schlafentzug und die Nebenwirkungen der diversen Medikamente, so dass der Informationsaustausch meiner kleinen grauen Zellen bestenfalls im Schongang ablief.
Barcelona ist immer eine Reise wert. Die guten Restaurants oder die schicken Nachtclubs, das mediterrane Ambiente oder die kulturellen Sehenswürdigkeiten sind immer wieder Grund genug, der katalanischen Hauptstadt einen Besuch abzustatten. Abhalten von einem solchen Trip könnte mich eigentlich nur die miserable Organisation des Gran Casinos. Seit 2002 komme ich mehrmals jährlich nach Spanien, jedes Jahr hoffe ich, dass es etwas besser wird…aber meine Hoffnungen stellen sich immer wieder als fromme Wünsche heraus.
Die vergangene Woche verbrachte ich mal wieder nach der Devise: „See Europe in one week!“ Na gut, etwas übertrieben ist das schon, aber ein Hauch von Jet Set haftete dem Terminplan doch an. Am Dienstag startete ich nicht ganz so Jet Set-mäßig mit dem bekannten irischen Billigfluganbieter von Baden-Baden aus mit Ziel Girona (Hin und Rückflug für etwa 47 €!!!), um in Peralada meine bescheidenen Dienste bei der Ausrichtung des Live-Finales der World Poker Crown anbieten zu können. Etwa 2 Millionen US$ galt es an dem Finaltisch zu verteilen, allein der erste Platz war mit 1 Million dotiert.
Gerade mal drei Wochen dauert es noch, dann geht es wieder nach Las Vegas, zur WSOP. Wer mich etwas näher kennt, kann sich vermutlich auch ohne explizite Beschreibung meine Marschrichtung vorstellen. Bis auf den Main Event werde ich auch dieses Jahr die Nolimit Hold’em Turniere weitgehend links liegen lassen und meine Heil auf den Nebenschauplätzen suchen. Stud und Omaha in allen Stilrichtungen, selbstverständlich auch die Hi/Lo Varianten, stehen auf dem Programm.
Besucher und Bewohner des Fürstentums Monaco lassen sich grob vereinfacht in zwei Gruppen einteilen. Die erste Gruppe hat sehr viel Geld und zeigt es auch entsprechend. Die zweite Gruppe ist eigentlich nur im Lande, um der ersten das Geld auf die eine oder andere Art und Weise abzunehmen, aber um nicht weiter aufzufallen, tut sie so, als ob sie zur ersten Gruppe gehören würde. Nun, beim EPT Finale geht es auch nicht viel anders zu. Die erste Gruppe sind hoch bezahlte Superstars der Pokerszene, die mit ihrem Privatvermögen, zusammen gerechnet, den Staatshaushalt des einen oder anderen Schwellenlandes vor Neid erblassen lassen.
Der Poker Nations Cup 2008 in Cardiff ist zu Ende und es ist Zeit, ein wenig Resümee zu ziehen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Obwohl nur der vierte Platz heraus gekommen ist, bin ich unheimlich stolz auf unser Team. Deutschland wurde würdig vertreten! Nach der riesigen Performance mit zwei Siegen für Andreas und Ben am letzten Tag der Vorrundenheats katapultierten die Beiden uns auf den ersten Platz, als das Finale startete. Als Captain war für mich klar, dass ich für das Finale nur eine Ausgangsstrategie schaffen konnte.
Die Potlimit Omaha Partie mit Blinds von 10 EUR/20 EUR startet wieder einmal mit den üblichen Verdächtigen. Rechts von mir nimmt eine Dame Platz, die mir schon in Seefeld aufgefallen ist: Gut situiert, gepflegte Umgangsformen, gute Allgemeinbildung und erfrischend wenig Ahnung vom Pokern im Allgemeinen und Potlimit Omaha im Speziellen. Aber das ist auch überhaupt nicht nötig. Schon in Seefeld verließ sie Tag für Tag den Tisch als Gewinnerin. Gefloppte Top-Drillinge findet sie fast im 15 Minuten-Takt und trotz ihrer überaus passiven Spielweise hält die Hand dann auch noch am River.
Seit 12 Jahren spiele ich jetzt Nolimit Holdem Turniere. In all diesen Jahren habe ich es nicht ein einziges Mal geschafft, Pocket Könige preflop zu entsorgen. Aber für Alles gibt es irgendwann ein erstes Mal. Der Main Event „European Challenge II“ startete mit etwa halbstündiger Verspätung und ich wurde gleich zu Beginn an den TV-Tisch gesetzt. Rechts von mir nahm Rino Mattis Platz und ihn kenne ich ungefähr genauso lange, wie ich in Europa Poker spiele.
Ein paar Freunde gaben mir kürzlich den Rat, meinen Hauptwohnsitz am Besten gleich nach Österreich zu verlegen, da ich mich ohnehin mehr als die Hälfte des Jahres in unserem Nachbarland aufhalte. Wenn ich mir so meinen Terminkalender ansehe, haben sie nicht ganz Unrecht. Das liegt aber nicht nur an dem hervorragenden Angebot an Pokerevents, die hier zur Verfügung stehen, sondern auch an der Kunst der Umsetzung. Ich bin momentan wieder in Wien, im Concord Card Casino und vor mir liegt ein Pokerfestival der Spitzenklasse.
