Zwischen Suchtprävention und Kulturförderung: Der Glücksspielmarkt nach dem Bundesverfassungsgerichts- Urteil

Pressekonferenz und „Symposium Glücksspiel 2006“ an der Universität Hohenheim 27. April 2006, ab 13:30 Uhr, Euroforum, Kirchnerstr. 3, 70593 Stuttgart

Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden: Das staatliche Glücksspielmonopol ist in dieser Form nicht haltbar. Nach der Detailanalyse des Urteils beschäftigt sich Deutschlands einzige Forschungsstelle Glücksspiel nun mit den Konsequenzen des Urteils, dem Markt und Gefährdungspotenzial von
Glücksspiel und Sportwetten im Besonderen sowie ökonomischen, finanz- und steuerpolitischen Aspekten des Spiels mit dem Glück.

Gern laden wir Sie ein zum interdisziplinären Expertengespräch auf unserer Pressekonferenz am 27. April 2006 um 12.15 Uhr im Euroforum der Universität Hohenheim und zu den anschließenden Vorträgen und Diskussionsrunden ab 13:30 Uhr.

Fast fünf Milliarden Euro jährlich verdienen die Bundesländer in Deutschland dank dem staatlichen Glücksspielmonopol. Abhängig von den politischen Zielsetzungen fließt die Summe in Bereiche wie Kunst und Kultur, Sport, Denkmalpflege und soziale Projekte. Rechtlich und ordnungspolitisch herrschen allerdings Grauzonen. Speziell im Bereich Sportwetten hat das Bundesverfassungsgericht nun erste Einschränkungen gemacht: Das staatliche Monopol darf bestehen bleiben – Voraussetzung ist allerdings, dass keine aggressive Werbung stattfindet und mehr Suchtprävention betrieben wird. Als die andere mögliche Option wird die Liberalisierung des Glücksspielmarktes vom Bundesverfassungsgericht genannt. Das Problem der so genannten DDR-Lizenzen wird allerdings vom Bundesverfassungsgericht nicht berücksichtigt.

Auf dem Symposium wird von Prof. Dr. Tilman Becker, Universität Hohenheim, in einem ersten Vortrag ein Überblick über den Markt für Glücksspiel und insbesondere Sportwetten gegeben. Die Effizienz und Verhältnismäßigkeit der Regulierung unterschiedlicher Glücksspiele wird diskutiert. Eine vollständige Liberalisierung, staatliche Konzessionen und ein staatliches Monopol werden miteinander verglichen. In einem zweiten Vortrag wird von Prof. Dr. Rolf Caesar, Universität Hohenheim, ein Überblick über die staatlichen Einnahmen aus Spielbankabgabe, der Rennwett und Lotteriesteuer sowie den Konzessionsabgaben bzw. Gewinnablieferung gegeben.

In einem dritten Beitrag beschäftigt sich Prof. Dr. Holger Kahle, Universität Hohenheim, mit der Besteuerung des Glücksspiels. Neuere Entwicklungen, wie die Einbeziehung des „Kleinen Spiels“ in die Umsatzsteuer, werden diskutiert. In einem vierten Beitrag wird von Prof. Dr. Gerhard Meyer, Universität Bremen, auf das Suchtpotenzial der Glücksspiele, insbesondere der Sportwetten, eingegangen. Die Ergebnisse eigener empirischer Untersuchungen werden vorgestellt.

Das Symposium endet mit einer juristischen Diskussionsrunde, geleitet von Prof. Dr. Armin Dittmann, Jurist an der Universität Hohenheim und den Teilnehmern Dr. Martin Bahr, Rechtsanwalt aus Hamburg, Herrn Dr. Kurt Bohr, Geschäftsführer der Saarland Sporttoto GmbH, Martin Reeckmann, Rechtsanwalt aus Berlin und Prof. Dr. Andreas Vosskuhle, Jurist an der Universität Freiburg. Da sowohl erklärte Befürworter als auch erklärte Gegner einer Liberalisierung des Glücksspielmarktes an der Diskussionsrunde teilnehmen, versprechen wir uns eine interessante und kontroverse Diskussion.

Der Schwerpunkt des Symposiums wird die Diskussion über den Regulierungsbedarf und -möglichkeiten des Glücksspielsektors darstellen. Das Symposium ist daher von Interesse für alle diejenigen, seien es Unternehmen, Politiker, Wissenschaftler oder Journalisten, die an der zukünftigen Ausgestaltung des Glücksspielsektors interessiert sind. Das Symposium der Forschungsstelle Glücksspiel unterscheidet sich von anderen Veranstaltungen in diesem Themenbereich durch die interdisziplinäre Herangehensweise. Nicht nur die juristische Perspektive oder die Perspektive der Suchtforschung, sondern gerade auch andere wichtige Aspekte wie mikorökonomische, finanzpolitische und steuerliche Aspekte werden diskutiert. Nur
auf dem Symposium der Forschungsstelle Glücksspiel erhalten Sie einen umfassenden Überblick über das Thema in allen seinen unterschiedlichen Aspekten von ausgewiesenen Experten in den jeweiligen Gebieten.

Hintergrund: Forschungsstelle Glücksspiel

Rund die Hälfte der Bürger nimmt regelmäßig an Glücksspielen teil. Doch Glücksspiel fasziniert auch die Forschung: Ganz gleich ob Wahrscheinlichkeitsrechnung, Ordnungspolitik oder Verbraucherverhalten – für viele wissenschaftliche Fragen liefern Glücksspiele wertvolle Modelle.
Die deutschlandweit einzigartige Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim vereint Spezialisten aus zwölf Fachgebieten. Dieser interdisziplinäre Zugang zum Glücksspiel ist weltweit einmalig. Abgedeckt sind unter anderem Ordnungs- und Verbraucherpolitik, Verbraucherverhalten, Kommunikationswissenschaften, Marketing, Mikroökonomie, Genderökonomie, Konsumökonomik, Spiel- und Wirtschaftstheorie, Finanzwissenschaften sowie
Öffentliches und Bürgerliches Recht. Auch die Risiken und Gefahren des exzessiven Spielens werden umfassend untersucht.

Anmeldungen noch möglich

Forschungsstelle Glücksspiel: /www.uni-hohenheim.de/gluecksspiel
Forschungsstelle Glücksspiel: /www.uni-hohenheim.de/i3v/00000700/14867041.htm