Pokergewinne steuerpflichtig – oder doch nicht?

Ein Artikel von Steuerberater Dipl.-Kfm. Dirk Becker

Das Finanzgericht Köln hat am 31. Oktober 2012 entschieden, dass Gewinne eines erfolgreichen Pokerspielers der Einkommenssteuer unterliegen.

Da ich zahlreiche Pokerspieler steuerlich vertrete, sehe ich mich veranlasst, einige Gedanken zu äußern:

Bisher liegt zwar nur eine Pressemitteilung vor, aus ihr lässt sich jedoch schon entnehmen, dass mehr Fragen entstanden sind als Antworten gegeben wurden.

Es soll hier gar nicht darüber diskutiert werden, ob Pokern überhaupt steuerpflichtig sein kann. Dies würde hier zu weit führen.

Was macht einen erfolgreichen Spieler aus? Natürlich nur einer, der gewinnt und damit Steuern zahlt. Ein erfolgloser Spieler macht Verluste, und die sind selbstverständlich Privatsache. Das widerspricht aber eindeutig dem Steuerrecht. Es kommt – wenn überhaupt – nicht auf den tatsächlichen Gewinn an, sondern auf die Absicht, Gewinne zu machen.

Dann wird angeführt, dass Eddy Scharf ja Profispieler sei, weil er erfolgreich an großen Turnieren teilnimmt. Wenn er dies nur als Hobby ausübe, unterliegt es nach Ansicht der Finanzbehörden nicht der Einkommensteuer. Also ich weiß nicht: Wenn Pokern bei einem Flugkapitän kein Hobby ist, wie auch das Gericht wohl feststellt hat – wann dann? Wahrscheinlich nur wenn er verliert!

Weiterhin wird von namhaften großen Turnieren gesprochen. Wer entscheidet die Einordnung? Ich schlage eine jährliche Verlautbarung der Finanzverwaltung mit Auflistung der „namhaften“ Turniere vor. Dann kann jeder Spieler entscheiden, ob er an ihnen teilnehmen möchte (um die Gewinne zu versteuern) oder lieber welche auswählt, die nicht auf der Liste stehen (dann sind Gewinne steuerfrei). Das wäre doch eine logische Folgerung.

Die angekündigte ausführliche Begründung gibt hoffentlich mehr her als die Pressemitteilung. Insbesondere bin ich gespannt auf die Begründung, warum es sich bei dem Pokerspiel um ein Geschicklichkeitsspiel handelt.

Doch selbst wenn alle deutschen Gerichte einheitlich davon ausgingen, dass es sich bei Poker, insbesondere bei Texas Hold`em, um ein Geschicklichkeitsspiel handelt, wüssten die Spieler noch immer nicht woran sie sind. Denn die Grenze zwischen Hobby und Beruf wird offenbar von der Finanzverwaltung willkürlich je nach Erfolg gezogen.

Aufgrund der unbefriedigenden Pressemitteilung steht zu befürchten, dass auch bei umfangreicher Begründung noch immer keine endgültige Klärung und damit Sicherheit für Spieler erzielt wird. – Und die BFH-Entscheidung wird sicherlich noch Jahre auf sich warten lassen.

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