Italien verschärft iGaming-Regeln drastisch

Zahl der Anbieter schrumpft von 407 auf 52

Italiens Online-Glücksspielmarkt steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Mit der Umsetzung der ersten Phase der überarbeiteten iGaming-Gesetzgebung hat die Regulierungsbehörde Agenzia delle Dogane e dei Monopoli (ADM) am 13. November den Markt neu strukturiert – mit drastischen Folgen für die Zahl der Anbieter. Die Gesamtzahl der lizenzierten Betreiber sinkt von zuvor 407 auf nur noch 52.

Der neue Rechtsrahmen basiert auf deutlich höheren Anforderungen, steigenden Kosten und schärferen Kontrollen. Besonders einschneidend ist das Verbot von Schwesterseiten und Affiliate-Skins, die bislang einen bedeutenden Teil des italienischen Angebots ausmachten und zum Wettbewerb beitrugen.

Massive Kostensteigerungen und neue Auflagen

Die neuen Regeln führen zu erheblichen finanziellen Belastungen für Unternehmen:

  • Lizenzgebühr steigt von 200.000 € auf 7 Millionen € für neun Jahre
  • Steuersatz für Sportwetten erhöht sich von 24 % auf 24,5 %, ergänzt durch
  • jährliche Zusatzgebühr von 3 % des Bruttospielertrags (GGR)
  • neue Spielerschutzmaßnahmen ab Februar 2026, darunter verbindliche Einzahlungslimits und strengere Selbstausschlussoptionen

Diese Vorgaben haben zu einer deutlichen Marktbereinigung geführt. Bis zum verlängerten Stichtag am 12. November reichten nur 46 Betreiber erfolgreich neue Lizenzanträge ein.

Große Marken verlassen Italien

Besonders bemerkenswert ist der Rückzug mehrerer internationaler Top-Anbieter, die sich gegen eine Neulizenzierung entschieden haben. Zu den Unternehmen, die den Markt verlassen, gehören:

  • Unibet
  • Betway
  • Betaland
  • Betn1
  • 1xBet

Der Ausstieg dieser Marken wirft Fragen zur zukünftigen Wettbewerbsdynamik auf. Weniger Anbieter könnten zu höheren Preisen, eingeschränkter Produktvielfalt und weniger Innovation führen, da die verbleibenden Unternehmen ihre Ressourcen zunehmend für regulatorische Anforderungen statt für Produktentwicklung einsetzen müssen.

Flutter baut Marktposition aus

Während viele internationale Anbieter den Rückzug antreten, stärkt Flutter Entertainment seine Präsenz. Über die Tochtergesellschaften Sisal und Snaitech hat Flutter bereits einen dominanten Marktanteil aufgebaut und plant offenbar, die neue Marktstruktur strategisch zu nutzen.

Experten erwarten weitere Konsolidierung

Branchenanalysten rechnen damit, dass sich der Markt in den kommenden Monaten weiter verdichten wird. Prognosen gehen davon aus, dass bis Ende 2025 nur noch 30 bis 35 Betreiber aktiv sein könnten. Kleinere Unternehmen dürften angesichts hoher Kosten und komplexer Auflagen Schwierigkeiten haben, im Markt zu bestehen.

Die italienische Reform gilt als eine der umfassendsten Regulierungsmaßnahmen im europäischen iGaming-Sektor der vergangenen Jahre. Während die Regierung auf besseren Spielerschutz und mehr Kontrolle setzt, warnt die Branche vor einem Verlust an Vielfalt und Wettbewerbsfähigkeit.

Wie sich die strengere Regulierung auf Spielerverhalten, Marktanteile und illegale Angebote auswirkt, dürfte sich erst im Laufe des kommenden Jahres abzeichnen.