
In Brasilien zeichnet sich ein Meilenstein in der Regulierung digitaler Spiele ab: Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat das Gesetz Lei 15.211/2025 unterzeichnet, das unter anderem den Verkauf und die Bereitstellung von Lootboxen an Minderjährige (unter 18 Jahren) verbietet.
Diese Regelung ist Teil eines umfassenderen Gesetzespakets, das den Schutz von Kindern und Jugendlichen in der digitalen Welt stärken soll – in Brasilien als „Estatuto Digital da Criança e do Adolescente“ bekannt.
Was das neue Gesetz konkret vorsieht
In Kapitel VII, Artikel 20 wird explizit festgelegt, dass Lootboxen in Videospielen, die sich an Kinder und Jugendliche richten oder zu denen diese gemäß der jeweiligen Altersfreigabe wahrscheinlich Zugang haben, verboten sind.
Artikel 21 fordert, dass Spiele mit Nutzerinteraktionen (Text-, Audio-, Video-Chat) zusätzliche Schutzmechanismen implementieren müssen – etwa Meldesysteme, Moderation und standardmäßige Einschränkungen der Kommunikationsfunktionen, soweit keine Zustimmung der Erziehungsberechtigten vorliegt.
Das Gesetz bestimmt, dass Altersverifikationen durch „hinreichende, überprüfbare und technisch sichere Maßnahmen“ stattfinden müssen – bloße Selbsterklärungen genügen nicht mehr.
Die Umsetzung ist ab März 2026 vorgesehen, um den Anbietern Zeit zur Anpassung zu geben.
Warum Brasilien diesen Schritt wagt
Die öffentliche Debatte um Lootboxen und ähnliche Mikrotransaktionen wird längst international geführt. In Deutschland wie auch in vielen anderen Ländern gilt die Frage, ob Lootboxen als Glücksspiel angesehen werden können, als umstritten – denn häufig fehlt der Nachweis, dass ein erworbener virtueller Gegenstand einen echten wirtschaftlichen Wert hat.
Die brasilianische Gesetzgebung dagegen ist hier sehr klar: Sie stuft Lootboxen ganz explizit für Minderjährige als unzulässig ein – in diesem Kontext also als eine potentiell schädliche Monetarisierungsform im digitalen Raum. Spielentwickler, Plattformbetreiber und Publisher werden dadurch gezwungen, neue technische und administrative Schutzmechanismen zu etablieren, um sicherzustellen, dass Minderjährige nicht mehr auf diese Angebote zugreifen können.
Auswirkungen auf Spielebranche & Konsumenten
Große Spiele mit kosmetischen Lootboxen (z. B. Skins für Cosmetics, Überraschungspakete) könnten in Brasilien nur noch angeboten werden, wenn eine robuste Altersverifikation besteht oder die Lootbox-Mechanik entfernt wird.
Das Gesetz dürfte als Modell für andere Staaten dienen, die das Wachstum von Glücksspielmechanismen in Spielen zunehmend kritisch sehen.
Für Eltern und Verbraucherorganisationen ist es ein wichtiges Signal: Die Regulierung digitaler Geschäftsmodelle rückt zunehmend in den Fokus des Verbraucherschutzes.
Plattformbetreiber und Entwickler müssen nun technische Lösungen (z. B. Identitätsnachweise, Kontrollsysteme) implementieren, um nicht gegen brasilianisches Recht zu verstoßen.
Blick nach Deutschland & internationaler Vergleich
In Deutschland wird Lootboxen bis heute nicht bundeseinheitlich als Glücksspiel klassifiziert, und die rechtliche Bewertung bleibt umstritten. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen fordert dennoch ein Verbot von Lootboxen in Spielen für Minderjährige, um Käufer besser zu schützen.
Die neue brasilianische Regelung setzt hier einen starken Impuls – möglicherweise auch für die zukünftige Diskussionslage in der EU und in anderen Jurisdiktionen, die ähnliche Mechanismen untersuchen oder regulieren wollen.