Pressemeldung der Bremer Senatskanzlei vom 14.06.2024
Schon Wochen vor dem Anpfiff des Eröffnungsspiels der Fußball-EM war sie im Gange: Die massive Werbeoffensive der Sportwettenbranche, die in diesem Jahr mit diversen Sportgroßereignissen kräftige Umsatzsteigerungen erwartet. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) in Halle/Saale brachte sich ebenfalls in Stellung und intensivierte die Aufsicht über die Sportwettenanbieter und deren Werbeaktivitäten. Dem Anbieter Interwetten untersagte sie kürzlich den bereits eingesetzten Slogan "Du hast das Wissen. Wir die Wetten."
Innensenator Ullrich Mäurer: "Mit einer solchen Botschaft wird suggeriert, der Ausgang der Wetten ist durch die Spieler beeinflussbar. Der Ausgang von Glücksspielen, und somit auch von Sportwetten, hängt jedoch ganz oder überwiegend vom Zufall ab, daher sind solch irreführende Werbebotschaften gesetzlich nicht zulässig." Mäurer begrüßt das Einschreiten der GGL, die auf diesen offensichtlichen Werbeverstoß angemessen reagiert habe. Gleichzeitig betont er, dass solcherlei punktuelles Einschreiten ein Tropfen auf dem heißen Stein bleibe.
"Werbung und Sponsoring sorgen für eine Normalisierung und Verharmlosung von Glücksspielen. Der Profisport, allen voran der Fußball, wird als Vehikel genutzt, um suchtgefährdende und somit sozialschädliche Glücksspiele salonfähig zu machen und in zahllose Haushalte zu katapultieren", so Mäurer.
Das Statement des Deutschen Sportwettenverbandes, die Sportwette sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen, kommentiert Mäurer: "Das ist zutreffend. Das Problem ist: Da gehört sie definitiv nicht hin!" Angesichts der aktuellen Zahlen bezüglich glücksspielsüchtiger und problematisch spielender Personen sei es besorgniserregend, dass den Menschen im Lande suggeriert werde, Sport und Sportwetten gehörten zusammen. Allen voran die jungen, sportbegeisterten Menschen gelte es zu schützen und über die hohen mit Sportwetten verbundenen Risiken aufzuklären.
"Niemand kann der Sportwettenwerbung entgehen: Im Fernsehen um die Übertragung von Sportereignissen herum, im Internet, auf den Werbebanden in den Stadien, auf den Trikots der Spieler – kaum eine warnende Botschaft dringt durch diese massive Werbemauer hindurch, um gerade unsere schwächsten und damit am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu erreichen." Dass selbst der Deutsche Fußball-Bund (DFB) das Werbeansinnen der Branche mit Aussagen wie "Wetten macht Spaß, ist aufregend und spannend" unterstützt, sieht Mäurer äußerst kritisch. Auch hier werde deutlich, wie eng die Sportwettenwirtschaft mit dem Profifußball verzahnt sei.
Auch wenn er die Durchsetzung eines Werbeverbots politisch derzeit nicht für durchsetzbar hält: Ein partielles Werbeverbot zwischen 6 und 21 Uhr, wie es bei den anderen gefährlichen Online-Glücksspielen besteht, wäre nach Mäurers Überzeugung ein wichtiger und auch notwendiger erster Schritt. Dabei sei es geboten, die Verbotszeit bis 23 Uhr auszuweiten, um dem Ziel des Jugendschutzes tatsächlich näher zu kommen.
Quelle: Pressestelle des Bremer Senats