Berlin/Bonn (SR und RH). Gibt es weiterhin ein Interesse der Politik an Glücksspiel und Glücksspielregulierung oder dominiert der Wunsch nach Ruhe? Gespannt waren die rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Eröffnungsbeitrag des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert.
Bundesdrogenbeauftragter sieht vier Baustellen
Aus seiner Sicht gibt es vier relevante Themenfelder. Die Prävalenzzahlen hätten sich massiv verschlechtert. Riskantes Spielverhalten nehme zu. Daher gelte es beim Automatenspiel im terrestrischen Bereich nachzubessern und zeitgleich die zunehmenden illegalen Angebote zu bekämpfen. Auch über ein Nachsteuern beim Strafrecht müsse nachgedacht werden und der Vollzug sollte einfacher gestaltet werden. Die zweite Baustelle sieht er im Bereich Sportwetten und Werbung. Für ihn schaffe massive Werbung von heute Abhängigkeiten von morgen. Die dritte Baustelle, die es umgehend anzugehen sei, sind für ihn Lootboxen. Glücksspiel gerade für Kinder und Jugendliche quasi durch die Hintertür gelte es zu stoppen. Die Vermengung von Gaming und Gambling berge große Gefahren. Als vierten Bereich definierte er die wissenschaftliche Forschung. Hier müsse über eine Intensivierung nachgedacht werden. Natürlich prägten diese Themen auch den weiteren Diskussionsverlauf.
Überregulierung schafft Nährboden für illegale Angebote.
Mathias Dahms (Deutscher Sportwettenverband), Simon Priglinger-Simader (Deutscher Online Casino Verband) und Georg Stecker (Deutsche Automatenwirtschaft) bemängelten übereinstimmend, dass eine Überregulierung des legalen Angebotes fast zwangsläufig den illegalen oder Schwarzmarkt befeuern. Da war auch die Rede von einer übertriebenen, ja „kriminogenen“ Regulierung. Nur mit Maßnahmen des Ordnungs- und Strafrechts wäre der Schwarzmarkt nicht zu bezwingen, so zum Beispiel Manfred Stoffers (Vorstand Gauselmann AG). Legale Angebote mit allen notwendigen Bausteinen zum Spieler- und Jugendschutz benötigen „Luft zum Atmen“. Da sollte Politik nachdenken. Auch der Gedanke der „Relegalisierung“ wurde angesprochen.
Evaluierungsbericht bringt positive Nachrichten, offenbart aber auch Baustellen, vor allem in der Gastronomie.
Professor Dr. Gerhard Bühringer, TU Dresden, präsentierte die zentralen Inhalte seines Evaluierungsberichtes zur Spielverordnung. Zahlreiche Maßnahmen zur Regulierung des terrestrischen Angebotes seien positiv. Allerdings gebe es offene Baustellen im Bereich der Gastronomieaufstellung. Schwierig war in seinen Augen insbesondere die Generierung der Daten. Für die Zukunft gab er interessante Anregungen, wie ein Überblick über Standorte und Geräte besser zu ermöglichen sein könnte.
Zu den Themen Werbung, Lootboxen und Malta Bill 55 des Kongresses werden wir in den kommenden Tagen gesondert berichten.
Quelle: Gluecksspielwesen.de