Der Bauer-Bericht

Am 26 Juni wurde dem französischen Haushaltsminister, Eric Woerth, ein Bericht zum Thema „Onlineglücksspiele und kriminelle Bedrohung“ übermittelt. Der 40-seitige Bericht wurde von Alain Bauer, dem Chef des Orientierungsrats der nationalen französischen Beobachtungsstelle für Kriminalität (OND), verfasst und behandelt die verschiedenen Betrugsarten, die angeblich im Bereich Onlineglücksspiele begangen werden. Der „Bauer-Bericht“ umfasst eine Reihe von Empfehlungen, beispielsweise: (i) die Einrichtung einer Genehmigungsbehörde und eines Lizenzierungssystems; (ii) die Offenlegung der Anteilseigner, Partner und Unterauftragsnehmer lizenzierter Betreiber; (iii) die Vorgabe, dass Anbieter im Staatsgebiet ansässig sein müssen; (iv) die Verpflichtung, jedes ungewöhnliche Wettmus- ter/Glücksspielverhalten zu melden, (v) der Informationsaustausch auf EU-Ebene über Bestechungs- /Korruptionsfälle im Sport, (vi) die Einrichtung eines an die Erfordernisse im Sport angepassten Konzepts zum „Insiderhandel“; (vii) die Bildung einer Partnerschaft mit Sportverbänden zur Ermittlung verdächtiger Ergebnisse.

Branchenkenner haben Bedenken in Bezug auf den Bericht geäußert, da er eine Reihe von ungenauen und wissenschaftlich nicht belegten Behauptungen zu Sportwetten mit festen Gewinnchancen aufstellt. Der Bericht wird (ebenso wie der Durieux-Bericht) als Schritt zur Rechtfertigung zukünftiger Restriktionen in den bevorstehenden französischen rechtlichen Rahmenvorschriften angesehen.

Am 22. Juli veröffentlichte das Französische Institut für Gesundheitswesen und medizinische Forschung (INSERM) einen Bericht mit dem Titel „Wetten und Glücksspiel – Kontext und Sucht“. Der INSERM-Bericht ist das Ergebnis einer interdisziplinären Studie: Historiker, Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler, Epidemiologen, Psychologen, Neurobiologen und Suchtexperten waren an dem Projekt beteiligt. Gemäß dem Bericht legen in anderen Ländern durchgeführte Studien nahe, dass zwischen 1% und 3% der Bevölkerung suchtanfällig sind. INSERM unterstreicht die ernsthaften Folgen, die eine Glücksspielsucht haben kann (Überschuldung, Scheidung, Depressionen, etc.), und stellt die These auf, dass es zu dem Thema in Frankreich bisher keine seriösen epidemiologischen Untersuchungen gebe. Der Bericht enthält außerdem eine Reihe von Empfehlungen, wie beispielsweise die Einrichtung eines nationalen Schulungsprogramms für Fachleute und die Durchführung von Informationskampagnen.

Senator François Trucy hat für den 23. Oktober eine Anhörung zu „den Bedingungen für die Öffnung des französischen Glücksspiel- und Wettmarkts“ in Paris geplant. Bereits im Oktober letzten Jahres wurde eine erste Anhörung abgehalten. Seit einigen Jahren befasst sich Senator Trucy intensiv mit Fragen zu Glücksspiel und Sportwetten. Er ist Autor eines Senatsberichts mit dem Titel „Die Entwicklung des Glücksspiels“ (herausgegeben im November 2006). Ziel der Anhörung ist es, vor der Verabschiedung der neuen rechtlichen Rahmenvorschriften wichtige Interessenvertreter zusammenzubringen. Der französische Haushaltsminister, Eric Woerth, und EU-Kommissar McCreevy wurden zur Teilnahme eingeladen.