Computer fordert Poker-Asse

Am Montag und Dienstag tritt das Pokerprogramm Polaris in Vancouver gegen die Pokerprofis Phil Laak und Ali Eslami an. Nach Einschätzung von Experten dürfte der Kampf Mensch gegen Maschine diesmal noch zu Gunsten der menschlichen Spieler entschieden werden.

Polaris, das von Forschern der kanadischen University of Alberta entwickelt wurde, werden in den Anfang der Woche in Vancouver stattfindenden Partien jedoch gute Chancen eingeräumt, gegen die Profis eine gute Figur zu machen.

Vier Matches

Insgesamt sind während des zweitägigen Bewerbs vier Matches zu je 500 Runden Texas Hold ‚Em angesetzt. Laak, der 2004 die World Poker Tour gewann, und Eslami werden dabei in getrennten Räumen sitzend gleichzeitig gegen die Maschine antreten.

Um den Faktor Glück zu minimieren, wird das Polaris-Programm in einem Raum dieselben Karten erhalten, die der Profi im anderen Raum erhält, und umgekehrt.

Haben die beiden Profis am Ende gemeinsam mehr gewonnen als der Pokerroboter, wird das Match für sie gezählt.
Stattfinden wird das mit 50.000 Dollar dotierte Spiel Mensch gegen Maschine nicht im Casino, sondern im Rahmen eines Kongresses der Association for Advancement of Artificial Intelligence [AAAI] in einem Hotel in Vancouver.

Schach für Computer einfacher zu lernen

Im Vergleich zu Schach sei es ungleich schwieriger, dem Computer Poker beizubringen, meinte die Computerwissenschaftlerin Dana S. Nau im Vorfeld des Aufeinandertreffens.

Während beim Schach zwar eine enorme, aber letztlich doch endliche Anzahl möglicher Züge zu berücksichtigen ist, die auf Basis genau definierter Regeln ausgeführt werden, bleibt beim Poker immer eine gewisse Unsicherheit. So sind die Karten der Spieler nicht bekannt. Offen ist auch, wie sie gespielt werden.

Beim Schach wurde der Wettkampf zwischen Mensch und Maschine bereits 1997 entschieden. Damals hatte der damalige Schachweltmeister Garri Kasparow gegen den IBM-Rechner Deep Blue das Nachsehen. Im Dezember 2006 unterlag sein Nachfolger Wladimir Kramnik dem Schachprogramm Deep Fritz in Hannover mit 2:4.

Spielweise des Gegners zentral

Das Verständnis der Spielweise der gegnerischen Spieler sei für den Erfolg zentral, sagte Darse Billings, der gemeinsam mit Jonathan Schaeffer 15 Jahre lang am Pokercomputer gearbeitet hatte und drei Jahre lang selbst professionell Poker gespielt hat.

Die Taktik der einzelnen Spieler wird jedoch auch während des Spiels laufend geändert und an die Spielweise der Gegner angepasst.

Spieltheorie gibt Hilfestellung

Beim Programmieren des Computers kommt den Forschern dabei die von John von Neumann entwickelte und von John Nash verfeinerte Spieltheorie zu Hilfe, die es dem Computer ermöglicht, sein Spiel zu variieren, sodass sich der gegnerische Spieler nicht sicher sein kann, ob der Computer blufft oder die Strategie gewechselt hat.

Das Programm bezieht in seine „Strategieplanung“ auch ein, wie oft der Gegner mit schlechten Karten geblufft hat, und adapiert seine Spielweise entsprechend. Die sei der schwierigste Teil, sagte die Computerwissenschaftlerin Nau.

Mensch in der Favoritenrolle

laak, der den Beinamen „The Unabomber“ trägt, war bereits vor zwei Jahren in Las Vegas siegreich gegen den Pokercomputer angetreten. Damals hatte er die Möglichkeit, in den Code des Programms einzusehen und gegen die Maschine zu üben.

Für das Aufeinandertreffen in der kommenden Woche zeigt er sich zuversichtlilch. Auch Experten räumen ihm und seinem Mitspieler die größeren Chancen ein.

Es sei jedoch nur eine Frage der Zeit, bis auch beim Pokern wie bereits bei Schach, Dame und Backgammon der Computer die Oberhand gegen seine menschlichen Gegenspieler gewinnt, meinten Experten. Innerhalb eines Jahrzehnts sollte es so weit sein. Amateurspieler haben schon heute gegen Computerprogramme keine Chancen.