Online-Sportwetten: Auch Platz für „kleine Brüder“

LINZ/FRANKFURT/MALTA. Neben dem Börsen-Shootingstar BetandWin hat der Linzer Internet-Sportwettenanbieter Bet-at-home in aller Stille einen Börsegang hingelegt.

Selten, dass ein Unternehmen so wenig Wirbel schlägt, wenn es sich Geld von der Börse holen will. Die beiden Oberösterreicher Jochen Dickinger (31) aus Linz und Franz Ömer (29) aus Ansfelden haben jedenfalls unbemerkt von einer breiteren Öffentlichkeit mit ihrer Internet-Sportwetten-Firma Bet-at-home einen Börsegang an der Deutschen Börse aufs Parkett gelegt, der nicht von schlechten Eltern ist.

„Es war von Anfang an großes Interesse von Seiten der Investoren da, wir mussten gar nicht viel Werbung machen“, schildert Dickinger seine Beweggründe dafür im OÖN-Gespräch.

In Frankfurt allein am Feld

Zunächst wurde der 1999 in Wels gegründete Sportwettenanbieter als Börsekandidat für Wien gehandelt. Doch weil man dort im Schatten des „Großen Bruders“ BetandWin gestanden wäre, entschied man sich für Frankfurt. „Dort sind wir die einzigen Sportwettenanbieter, was für uns ein großer Vorteil ist“, sagt Dickinger, der 30 Prozent der Firma an die Börse gebracht hat.

Im Vergleich zu BetandWin nehmen sich die Gaming-Umsätze der Oberösterreicher noch bescheiden aus, wenngleich die Wachstumsraten ähnlich frappierend sind: „Mehr als 40 Millionen Euro“ Spielumsätze machte Bet-at-home mit 320.000 registrierten Nutzern im abgelaufenen Geschäftsjahr. Die Bilanz wird erst in den nächsten Tagen gelegt. 2004 waren es 28 Millionen Euro Spielumsätze.

Beim Branchenprimus BetandWin wetteten 2,1 Millionen registrierte Zocker zuletzt um 1,14 Milliarden Euro. „Dafür verbrennen wir kein Geld“, sagt Dickinger. Man mache Gewinne. BetandWin hingegen hat bis 2004 Verluste geschrieben, erst im letzten Jahr verbuchte es 6,4 Milllionen Euro Gewinn.

Bet-at-home ist mittlerweile ins TechCenter im Linzer Hafen übersiedelt. Offizieller Firmensitz ist Malta – die einzige Möglichkeit für Private, an Casinolizenzen in Europa zu gelangen, so Dickinger.

Von den 40 Mitarbeitern sitzen 35 in Linz, darunter viele Software-Experten aus Hagenberg. Weil das Wettgeschäft gut läuft, müssen monatlich neue eingestellt werden. Meist sind es „native speakers“ für das Kundenservice, also Personen, die die Sprachen der Hauptmärkte des Online-Wettbüros muttersprachlich beherrschen. Denn nur mehr fünf Prozent der Kunden sind in Österreich, die meisten sitzen in Süd- und Osteuropa vor den Bildschirmen.

Die beiden Unternehmensgründer sind „zufrieden“ mit dem Börsegang, und den zwei Kapitalerhöhungen. „Wir haben 15 Millionen Euro liquider Mittel.“ Die werde man verwenden, um die Werbetrommel für die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland Anfang Juni zu rühren.

Börsekurse überhitzt

Der Börsekurs von Bet-at-home (siehe Chart) explodierte ähnlich wie der von BetandWin. Beim Börsestart im Jänner 2005 lag der Kurs je Bet-at-home Aktie noch bei zwei Euro, gestern notierte das Papier bei 68,50 Euro. Die Seitwärtsbewegung der letzten Wochen sei deshalb „gesund“.

Für Analysten der RCB stellen bestehende Rechtsunsicherheiten in europäischen Staaten bezüglich Lizenzen weiterhin ein Risiko bei Online-Wett- und Casinoanbietern dar. Bei BetandWin seien zudem auch die hohen Wachstumsraten schon im Aktienkurs eingepreist. Die Aktie sei bereits „überhitzt“.