Das Glücksspiel lockt die Länder

VON HARALD SERVUS AUS LONDON

Eine Legalisierung des „kleinen Glücksspiels“ – darunter versteht man das Spiel an Automaten mit einem Maximaleinsatz von 50 Cent und einem Höchstgewinn von 20 Euro – könnte viel Geld in die Kassen der Bundesländer bringen. Davon ist Franz Wohlfahrt, Chef der heimischen Glücksspiel-Gruppe Novomatic in Gumpoldskirchen überzeugt. Allein für NÖ könnten die jährlichen Einnahmen bei 36 Millionen Euro liegen – das wäre fast eine Kompensation jener 45 Millionen Euro, die dem Land NÖ durch die Aufhebung der umstrittenen Handymasten-Steuer entgeht. „Diesen zu erwartenden Fiskaleinnahmen wird sich die Politik nicht verschließen“, so Wohlfahrt am Rande der International Casino Exhibition in London, der größten Glücksspielmesse Europas.

Derzeit gibt es das „kleine Glücksspiel“ nur in Wien, Kärnten und der Steiermark – 6000 Automaten sind in diesen Bundesländern aufgestellt. Wohlfahrt rechnet allerdings damit, dass auch in den anderen Bundesländern – namentlich NÖ – der Widerstand gegen eine Freigabe des „kleinen Glücksspiels“ brechen könnte: „Ich glaube, dass in den nächsten drei Jahren auch in den anderen Bundesländern die legistischen Rahmenbedingungen für das kleine Glücksspiel geschaffen werden können.“

Für die Bundesländer würde eine Freigabe – so Wohlfahrt – nicht nur regen Geldsegen bedeuten: „Auch aus ordnungspolitischen Gründen wird die Politik dem Druck durch das Internet oder angrenzende Anbieter nicht standhalten können.“

Wohlfahrt ist dafür, die Internetspieler in ortsfeste Bahnen zu lenken – auch, um sie besser kontrollieren zu können: „Leider gibt es bis zu 3 Prozent der Spieler, die mit Glücksspiel nicht verantwortungsvoll umgehen können.“ Für NÖ kann sich Wohlfahrt vorstellen, dass hier 3000 Automaten aufgestellt werden können – entweder in Gaststätten oder in Spielzentren. Wobei ihm Letzteres lieber wäre: „Da wäre die Überwachung leichter – auch in fiskalischer Hinsicht und punkto Jugendschutz.“ Für NÖ würde das bedeuten, dass es in jeder Bezirkshauptstadt Automaten-Casinos geben könnte.

Wie viel das Land NÖ an den Automaten-Casinos mitverdienen könnte, lässt sich leicht ausloten: In Wien fließen pro Automat pro Monat 1400 Euro pauschal in die Landeskasse, in Kärnten ist es etwa halb so viel. Die magische Obergrenze für NÖ liegt für Wohlfahrt bei 1000 Euro pro Monat: „Es muss aus betriebswirtschaftlicher Sicht ja auch verträglich sein, Wien ist als starker Ballungsraum ein Sonderfall.“

1000 neue Arbeitsplätze

Wohlfahrt winkt den Bundesländern aber nicht nur mit Budgeteinnahmen, sondern auch mit Arbeitsplätzen: „Bei einer Freigabe des kleinen Glücksspiels könnten österreichweit bis zu 1000 neue Arbeitsplätze entstehen.“ Ein Teil davon käme auch NÖ zugute: Neben Casino-Jobs und Arbeitsplätzen in der Automatenproduktion in Gumpoldskirchen – derzeit sind hier bei Novomatic 600 Mitarbeiter beschäftigt – könnten in NÖ auch 150 Jobs im Bereich Forschung und Entwicklung dazukommen. Gumpoldskirchen dürfte gut abgesichert sein. Wohlfahrt: „Wir sind zwar ein internationaler Konzern, wir werden unser Headquarter und unsere Forschung aber sicher in NÖ belassen.“ Novomatic hat 2005 erstmals die Umsatz-Schallmauer von 1 Milliarde Euro durchbrochen, man ist in 19 Ländern tätig und produziert jährlich 80.000 Spielanlagen.