„Poker bleibt Glücksspiel“

Von Lisa Horn

„Poker bleibt Glücksspiel“ – das sagt der niederländische Justizminister Ernst Hirsch Ballin, wenn es darum geht Gesetzte zu lockern bzw. Lizenzlösungen anzustreben. Der niederländische Justizminister bleibt beharrlich auf seinem Contra-Kurs. Das ist seine Antwort auf die „Geschicklichkeits-Formel“ von Prof. Van der Genugten.

1998 ist Poker vom Obersten Gerichtshof der Niederlande als Glücksspiel verankert worden, ohne Lizenzen geht in Holland gar nichts – das gibt „Holland Casino“ einen Monopolstatus, ist das Unternehmen doch der einzig lizenzierte Betreiber des Landes.

Auch wenn die ganze Welt Poker als Geschicklichkeitsspiel anerkennen würde, die Niederlande können sich zu keiner staatlichen Deregulierung durchkämpfen – meint Justizminister Ballin. Und das, obwohl erst Anfang Oktober die Geschicklichkeit im Pokerspiel per mathematischer Formel bewiesen wurde. Hier die Ereignisse noch einmal im Schnelldurchlauf:

Am Abend vor seiner Pensionierung wollte es Professor Ben van der Genugten noch einmal gesagt haben – Poker ist Geschick und kein Glück und für diese Behauptung hätte er einen stichhaltigen Beweis. Der Experte auf dem Gebiet von Wahrscheinlichkeitsrechnungen und Statistik hatte, gemeinsam mit seinem Mathematik-Kollegen Peter Borm, eine Formel entwickelt, die den Anteil und Wert von Fachkenntnis, Geschick und Können beim Pokern in Relation zum Glücks-Faktor stellt und den Lerneffekt des Spiels unterstreicht. Das Ergebnis der Formel: je kleiner der Glücks-Faktor um so höher der Geschicklichkeits-Wert. Entsprechend dieser Formel ist der Lerneffekt die Abweichung des Spiel-Ergebnisses zwischen einem Top-Spieler und einem Anfänger. Die genauen Details der Super-Formel sind in unserem Artikel „Professor aus Holland zitiert: Poker ist ein Geschicklichkeitsspiel“ nachzulesen.

Natürlich hat sich die Nachricht über diesen „wissenschaftlichen Beweis“ wie ein Lauffeuer in den Medien verbreitet – und natürlich war man auf die Reaktionen aus der Politik gespannt. Justizminister Ernst Hirsch Ballin war gefordert zu Van der Genugtens Formel Stellung zu nehmen. Und nicht nur die Medien waren neugierig, was nun weiter passieren würde, auch Landespolitiker wollten von Ballin wissen, ob die Definition von 1998 nicht doch besser überdacht werden sollte.

Dieses Wiederaufflammen der Glücksspiel-Debatte in den Niederlanden überschneidet sich mit einem Gerichtsverfahren gegen zwei Poker-Turnier-Veranstalter. Es ist der erste Fall vor Gericht, seit der „Poker = Glücksspiel-Definition“ von 1998. Die Angeklagten waren, dank Van der Genugtens Formel, guter Dinge.

Doch der Justizminister lässt sich nicht beirren und verweist in seiner Stellungnahme auf eine Studie der Universität „Twente“, die darauf hinweist, dass Poker einen hohen Suchtfaktor hätte. Daher würde auch das Monopol für „Holland Casino“ bestehen bleiben, damit ein Spielerschutz gewährt bliebe. Er sehe keinen Grund den Obersten Gerichtshof damit zu beauftragen den „Glücksspiel-Status“ zu revidieren. Immerhin sei das nicht nur die Meinung der Niederlande, sondern die von 33 anderen europäischen Staaten. Gleichzeitig zu dieser Stellungnahme, kündigt der Justizminister eine Verschärfung gegen Online-Poker an. Man wolle Seiten sperren und Zugänge beschränken und die Anbieter zu mehr Verantwortung mahnen.