Ein entscheidendes Marketingmittel, welches die Casinos einsetzen sind die Facilities, wie Suiten, Luxuszimmer, Restaurants und dergleichen. Für einige Zocker sind diese Einladungen für ein Wochenende in einer Supersuite häufig Grund genug, es mit dem Casino bei einer Runde Black Jack oder Craps aufzunehmen. Diese Vergünstigungen, die man “Comps” nennt, sind die stärkste Marketingwaffe eines Casinos. Und darüber geht es in diesem Bericht.
Die Deals, die ein Casino-Host mit einem Wal abschließt, umfassen in der Regel die Kreditlinien, Einsatzhöhen (wie Minimum und Maximum), Casino-Cash zur Begrüßung und den Betrag, den ein Casino dem Zocker zurückerstattet, sollte dieser “wider Erwarten” einen Verlust erleiden. Diese Cash-Back Offerten entstanden in den Depressions geplagten 80er Jahren bevor Mirage und die ganzen anderen Super-Ressorts eröffnet wurden. Internationalen High Rollers, mehrheitlich aus Asien, wurden Discounts um 5% auf die Verluste gewährt, sofern die Rückzahlung der Restschuld innerhalb von 30 oder 60 Tagen erfolgte. Ein Casino offerierte diesen Deal und nachdem sich diese Nachricht herumgesprochen hatte, mussten die anderen Casinos nachziehen.
Ursprünglich, als sich das Cashback-Programm etabliert hatte, waren Rabatte von 10% auf sämtliche Verluste ab 1 Million Dollar aufwärts üblich. Dann ging es hinauf bis auf 15% bei 2 Millionen und auf 20% für Verluste von 3 Millionen oder mehr. Wie gesagt, diese Verlust Rückerstattungen gab es ursprünglich nur für internationale Spieler. Später entwickelte sich sogar noch ein weiterer Trend. Spieler, die “nur” 250.000 Dollar oder 100.000 Dollar verspielten, bekamen ebenfalls ein gewisses Cashback auf die Spielverluste. Der damals beste Deal war beim Binion’s Horseshoe Casino zu finden. Dort bekam ein Spieler einen Rabatt von 20% auf Verluste von 100.000 Dollar, sofern er seinen Marker innerhalb von 7 Tagen zahlen würde. Einen besseren Deal konnte man in ganz Vegas nicht finden und nach der Übernahme von Harrah’s Corporation im Jahre 2004 wurde auch dieser 20% Rabatt-Bonus gestrichen. Nebst diesem Cashback System und all den Super-Comps hat ein Casino-Host noch die Möglichkeit, einen Wal mit einem Begrüßungsgeschenk anzulocken. “Show-Up-Money”, oder wie es Steve Cyr nennt, “appearance fee”, worunter man nichts anderes zu verstehen hat als Begrüßungschips, die das Casino dem Wal schenkte, allein wenn dieser nur das Casino betritt. Solche Begrüßungsofferten können den Betrag von 100.000 oder gar 150.000 Dollar erreichen, wenn der Wal dem Casino als sehr risikofreudiger Zocker bekannt ist.
Interessant ist auch folgendes: 1967 erwarb Kirk Kerkorian, über den wir bereits früher im geschichtlichen Rückblick über Las Vegas berichtet haben, das Flamingo für 13 Millionen Dollar von einer Investmentgruppe aus Florida. Im Jahre 1969 eröffnete er das damals größte Hotel und Casino etwas abseits vom Las Vegas Boulevard, das International, welches später, nachdem es für 54 Millionen Dollar von der Hilton-Gruppe übernommen wurde, in Las Vegas Hilton umbenannt wurde. Nur 20 Jahre später entschied sich die Hilton-Gruppe für eine Gesamt-Investition von weiteren 45 Millionen Dollar, also nur 9 Millionen Dollar weniger als sie damals für die Übernahme des gesamten Hotels ausgegeben hatten. Für diese 45 Millionen Dollar wurde im 30. Stock des Vegas Hilton ein Bereich des Hotelturmes umgebaut, hier sollten 3 Super-Luxus Suiten entstehen, die Penthouse Sky Villas. Eine sagenhafte Investition in 3 Suiten, die das Walfänger-Geschäft in neue Dimensionen hoben. Über eine dieser 3 Sky Villas, die Verona Villa, möchten wir Ihnen nun ein paar Grundinformationen liefern.
Außerhalb der Verona Villa befindet sich ein kleiner Garten mit einem privaten Swimmingpool. Schiebetüren vom Hauptschlafbereich öffnen den Zugang zu diesem Privatparadies. In der Suite befindet sich nebst den beiden Whirlpools noch ein kleinerer Pool für Koikarpfen, die in der asiatischen Kultur Glück und ein langes Leben symbolisieren. Wie gesagt, diese Villen wurden ursprünglich einzig und alleine für die Super-Wale aus Asien gebaut. Die Suiten werden von Vollzeitangestellten betreut, die sich nur um diese Suiten und ihre Gäste zu kümmern haben. Für Jahre konnte man diese Verona Villa und die anderen beiden Sky Villas um keinen Preis der Welt mieten. Selbst Bill Gates hatte Interesse, die Villa zu mieten und war im Gespräch mit Steve Cyr. Dieser erklärte Gates am Telephon, man könne die Suite nicht mieten, auch nicht für 20.000 oder 100.000 Dollar pro Nacht. Denn diese Suite sei nur für Spieler, die beim Baccara oder Black Jack mindestens 20.000 Dollar pro Hand spielten.
Heute allerdings hat sich das Ganze etwas geändert und selbst diese Luxus Suiten sind nun zu mieten. Gemäß Informationen des Hotels ist die Verona Villa für 17.500 Dollar pro Nacht zu bekommen. Wer zwei oder drei Nächte bleiben möchte, bekommt einen kleinen Rabatt, aber komplett gratis bekommt die Suiten nur, wer wirklich groß spielt und dafür reichen 200.000 Dollar Bankroll nicht aus!
Für weitere 13 Millionen Dollar wurde 1997 im Vegas Hilton der 29. Stock umgebaut und in einen weiteren Suiten-Bereich transformiert, hier findet man fortan die sogenannten Classic Suiten. In den Classic Suiten werden Spieler einquartiert, die zwischen 100.000 und 750.000 Dollar riskieren. Wer über eine Million Dollar spielt, der wohnt in den Sky Villas. Für diese insgesamt sechs Classic Luxussuiten investierte das Vegas Hilton die Summe von sagenhaften 60 Millionen Dollar, also fast so viel für die Übernahme des Bally’s in Reno fünf Jahre vorher. Und das Bally’s hat nicht weniger als 2.000 Zimmer aufzuweisen!
Aber, die Konkurrenz schläft nicht (und belebt das Geschäft). 1998 eröffnete am Las Vegas Boulevard ein Casino, welches noch einmal ganz neue Maßstäbe setzen sollte: das Bellagio. Dieses exklusive Luxus-Hotel verfügt über ein ganzes Sortiment von Suiten, Villas und Penthouse-Suiten. So kann man im Bellagio, für 6.000 Dollar aufwärts pro Nacht, in einer komfortablen Luxus-Suite mit 3 Schlafzimmern, einem riesigen Jacuzzi und einem eigenen französischen Garten wohnen, in dem sich auch noch ein privater Swimmingpool befindet. Wer sich für eine Einladung in eine solche Supersuite qualifizieren möchte, nun, der sollte besser mit Millionen von Dollar in seinem Koffer angereist kommen. Denn solche Unterkünfte sind nur für die gehobene Klasse reserviert.
Diese Palazzo-Suiten wurden 1998 in Betrieb genommen und sollten die Top-Spieler der Welt anlocken. Was für eine Konkurrenz für das Vegas Hilton! Aber mit der Übernahme des Rio durch die Harrah’s Corporation nur wenige Monate vor Fertigstellung der Palazzo-Suiten sollte sich einiges ändern. Die Top-Manager von Harrah’s entschieden sich noch im selben Jahr, künftig auf das Geschäft mit den Super-Highrollers zu verzichten und nahmen das enorm risiko- und kostenintensive Walfängergeschäft aus ihrer Firmenphilosophie heraus. Welch Ironie des Schicksals.
Offiziell heißt es heute, die Palazzo-Suiten sind für “CEO’s und sonstige VIPs” gedacht. Durch die herabgesetzten Höchsteinsätze an den Spieltischen im Rio gilt man bereits als Super-Player, wenn man mit 5.000 oder 10.000 Dollar pro Spiel seine Bankroll riskiert. Das sind natürlich ganz andere Summen als das was, zu den Hoch-Zeiten, im Vegas Hilton abging. Wer heute im Durchschnitt 10.000 Dollar im Rio spielt, bekommt seine Suite, aber nicht mehr all die Vorzüge, mit denen das Vegas Hilton in seinen Goldenen Zeiten die Wale an Land gezogen hat.
Aber die Veränderungen gingen noch weiter: 2003 eröffnete im Hard Rock Hotel und Casino ein neuer Gebäudekomplex, mit einer ganzen Reihe von Luxus-Suiten im 11. Stock, die sogenannten Penthouse-Suiten. In der luxuriösesten dieser Suiten befindet sich, bis dato einzigartig, eine eigene Bowling-Bahn, inklusive Bowling-Kugeln und Schuhen. Neben der Bowling-Bahn befindet sich ein Billardzimmer und eine Bar aus echtem Marmor. Nebst all diesem Luxus gibt es auch noch einen Whirlpool, in welchem sechs Personen bequem Platz haben und zwei riesige Plasmafernseher welche per Knopfdruck aus dem Boden gezaubert werden können und der Übertragung von hauseigenen Konzerten, Shows oder sonstiger Unterhaltung dienen.
MGM Grand ließ auch nicht lange auf sich warten und zog schnell nach. Auf der Fläche eines Fußballfeldes entstanden 29 Villen, die man auch als “Mansion” bezeichnete. An Exklusivität kaum mehr zu übertreffen. So erreichte das MGM Grand wohl den Höhepunkt dessen, was man derzeit den Top-Spielern bieten konnte. Für die Fertigstellung des Mansion wurde von offizieller Seite kein Budget genannt. Diese 29 Villen kosteten zur Zeit der Fertigstellung schätzungsweise über 200 Millionen Dollar, welches ungefähr derselbe Betrag ist, den die Coast-Gruppe 1996 zur Fertigstellung des Orleans Hotels und Casinos aufwenden musste.
Die Villen im Mansion haben zwischen zwei und vier Schlafzimmer. Daneben hat jede dieser Suiten einen eigenen Garten und zusätzlich einen eigenen Indoor-Swimmingpool. Jeweils zwei dieser Villen können zu einer Mega-Villa kombiniert werden. Selbstredend ist jede dieser Villen mit unglaublichem Luxus ausgestattet.
Highrollers haben alle ihre eigenen Wünsche und Vorzüge. So reisen einige von ihnen mit ihrem privaten Personal an, andere wiederum sind unkomplizierter und genießen einfach den Service des Casinos. Manche sind ausschließlich des spielens wegen in Las Vegas und legen keinen großen Wert auf die Nebensächlichkeiten, die das Leben versüßen, andere kommen exakt deswegen in die Spielerstadt. So richtet sich das Casino stets nach den Wünschen jedes Einzelnen.
Dass die Kosten für ein derart risikoreiches Walfänger-Geschäft enorm sind, hatten wir ja bereits erwähnt, genauso das Casinos dieses Geschäft sehr genau durchkalkulieren. Kostenanalysen und Risikobereitschaft mussten in Einklang gebracht werden. Denn selbst das Las Vegas Hilton hatte Monate, in denen es bis zum 25. des Monats in der Gewinnzone war, und dann drehte das Resultat wegen eines einzigen Super-Spielers, der schnell angeflogen kam und dem Casino 20 oder 50 Millionen Dollar, innerhalb weniger Tage, wegnahm.
Im folgenden Abschlussbericht werden wir Ihnen einige Hintergrundinformationen über dieses hoch riskante Geschäft geben. Danach werden Sie verstehen, weshalb einige Casinos nicht länger bereit waren, sich auf dieses hochspekulative Walfänger-Geschäft einzulassen. Und dann werden Sie auch verstehen, weshalb heute der Trend ganz eindeutig in Richtung Massengeschäft, auf tieferen Limits, anstelle von Highroller Geschäft im Stil „Grand Hotel Casino“ hinausläuft. Und dieser Trend ist auch hier in Europa zu erkennen. Das sogenannte Kleine Spiel, also das Automatenspiel, gewinnt allmählich die Vorderhand. Mondäne Casinos, bei denen um große Beträge gespielt wurde, verlieren ihre normalen Gäste, der Rückgang des Lebendspiels ist eindeutig erkennbar. Ein neues Zeitalter des Glücksspieles scheint angebrochen zu sein, obwohl einige Las Vegas Casinos dennoch dem Trend entgegenhalten und das Walfängergeschäft weiterverfolgen. Im Abschlussbericht erfahren Sie außerdem mehr über ein paar High-Roller und weitere wichtige Persönlichkeiten.