Und weiter geht die WSOP 2006 in Las Vegas! – Der Starbewerb: H.O.R.S.E.

Ein Artikel von Alex Lauzon

Das enorm ansteigende Interesse an Hold’em, und die damit verbundenen hochschnellenden Teilnehmerzahlen, führten schließlich zu einem Bewerb für die Elite: H.O.R.S.E – eine Kombination aus fünf verschiedenen Pokervarianten. $ 50.000 Buy-in und mulitdisziplinäres Geschick brachten ein, im Vergleich, äußerst kleines Starterfeld von 143 Teilnehmern. Der Final Table gleicht einer Pokerstarparade!

Event # 16, Pot Limit Omaha, $ 10.000, 214 Nennungen, gewann der Amerikaner, Lee Watkinson, der bereits über beachtliche Turniereinnahmen von rund $ 2 Millionen verfügt, erhielt dafür weitere $ 655,746 und sein erstes WSOP-Bracelet.

DeweyTomko Am nächsten Tag, den 10. Juli, begann ein neuer No-Limit-Hold’em-Bewerb. Die wiederum niedrige Nenngebühr von $ 1.000 führte zu einem Starterfeld von 2.891 Teilnehmern. Sieger wurde Jon Friedberg. Für seinen ersten Turniersieg kassierte er $ 526,185.

Event # 18, Pot Limit Hold’em, $ 2.000, mit 590 Nennungen, wurde vom New Yorker, Eric Kesselman, gewonnen, der dafür $ 311.403 kassierte.

Der 19. Bewerb wurde ausschließlich von den Senioren unter den Pokerspielern ausgetragen. No-Limit-Hold’em, und bei einem Buy-in von nur $ 1.000 fanden sich 1.184 Teilnehmern. Zur stolzen Gewinnerin des Bracelets und $ 247.814 wurde eine 77-jährige Großmutter aus New Mexico, Clare Miller.

Endlich folgte das lang erwartete Ereignis, ursprünglich für den 25. Juli geplant, doch auf den 12. vorverlegt: H.O.R.S.E! Jeder Buchstabe steht für eine von fünf verschiedenen Pokerdisziplinen: „H“ = Hold’em, „O“ = Omaha Hi/Lo, „R“ = Razz (ähnlich 7-Card-Stud, doch es gewinnt das niedrigste Blatt), „S“ = Stud (7-Card), „E“ = Eight or better (7-Card-Stud Hi/Lo).

DavidSinger Alle Varianten werden mit Limit gespielt, welches in vorgegebenen Zeitabständen, wie in jedem anderen Turnier, ansteigt. Mit jedem Anstieg wird das Spiel gewechselt. Natürlich ist es hier Grundvoraussetzung, mit all diesen Pokerdisziplinen bestens vertraut zu sein. Dieser Umstand ebenso wie das außergewöhnlich hohe Buy-in von $ 50.000, führten zu einem Starterfeld, das sich fast ausschließlich aus Profis zusammensetzte.

Der Beginn des Turniers sollte sich leider etwas verzögern, da, so sagt man, ganze 60 Dealer ihren Job gekündigt haben. Es soll gewisse Probleme mit der Bezahlung gegeben haben. Nachdem es für einen Dealer in Vegas absolut kein Problem darstellt, schon am nächsten Tag einen neuen Job zu finden, wurde die Turnierleitung auf diesem Wege unter Druck gesetzt.

Die nur langsam ansteigenden Einsätze bewirkten, dass 127 der 143 Spieler den ersten Tag überlebten. Doch dann folgte das große Köpferollen. Nach 19 weiteren Spielstunden – Tag 2 dauerte bis zum Morgengrauen – zeigte sich schließlich, wer am Final Table sitzen durfte. Und hier die Teilnehmer:

ChipReese Chip Reese – $ 1,756,000. Reeses zwei Bracelets hat er vor über 20 Jahren, beide in 7-Card-Stud, gewonnen. Das soll aber keineswegs bedeuten, dass es ihm an Erfahrung fehlt. Reese spielt selten in Turnieren, doch regelmäßig in Cash-Games der allerhöchsten Einsatzebene. Sein Spiel ist konsequent und diszipliniert. Bekannt ist er dafür, dass er Bluffs so selten und geschickt einsetzt, dass es so gut wie niemals gelingt, ihn dabei zu erwischen.

Doyle Brunson – $ 1,227,000. Wohl gibt es niemanden, der sich für Poker interessiert und diesen Namen nicht kennt. Weltmeister der Jahre 1976 und 1977, Besitzer von 10 WSOP-Bracelets, und damit Rekordhalter (ex equo mit Johnny Chan), nennt man ihn den „Paten“ des Pokerspiels.

Andy Bloch – $ 934,000. Ursprünglich Card-Counter beim Blackjack, sitzt er nun zum vierten Mal an einem Final Table der WSOP. Heuer gelang ihm bereits ein 8. Platz in einem Hold’em-No-Limit-Bewerb.

DoyleBrunson Phil Ivey – $ 885,000. Favorit im Hauptbewerb, Besitzer von 5 WSOP-Bracelets, 14 Final Tables – und erst kürzlich gelang ihm ein 2. Platz, hinter Sam Farha, im $ 5.000-Omaha-Hi/Lo-Bewerb.

Jim Bechtel – $ 841,000. Champion des Jahres 1993. Zwar sitzt er erst zum siebten Mal an einem Final Table der WSOP, doch spielt er sich meist in die Geldränge. Heuer ist es für ihn bereits das fünfte Mal, dass er ein WSOP-Turnier mit Geldgewinn verlassen wird.

David Singer – $ 745,000. Im Jahr 2003 wurde er Neunter des Hauptbewerbes und insgesamt saß er sechs Mal an Final Tables der WSOP. Auch ist er regelmäßiger Teilnehmer der World Poker Tour. Seine Stärke liegt in Hold’em No-Limit, insbesondere Short Hand, doch, wie man sieht, stellt er auch in anderen Disziplinen seinen Mann.

Dewey Tomko – $ 438,000. Seine 3 WSOP-Bracelets hat er vor dem Jahr 1984 gewonnen. Trotzdem, er zählt zu den erfahrensten und gefürchtetsten Gegnern. Einundzwanzig Mal saß er an Final Tables, wurde 2001 zweiter des Hauptbewerbes, hinter Carlos Mortensen, und spielte sich nun bereits zum dritten Mal in die Geldränge der WSOP 2006.

T.J. Cloutier – $ 351,000, Pokerveteran und Erfolgsbuchautor. Sechs Bracelets und ganze 37 Final Tables machen ihn zu einem der erfolgreichsten Spieler der WSOP.

PatrikAntonius Patrik Antonius $ 13,000. Der junge Finne ist der einzige Nichtamerikaner an diesem Tisch. Zwar sitzt er zum ersten Mal an einem Final Table der WSOP, doch ist Patrik Antonius für respektable Erfolge in der European Poker Tour bekannt, und in den diesjährigen WSOP konnte er sich immerhin bereits zum dritten Mal ins Geld spielen. Allerdings, mit seinem dramatisch niedrigen Stack wird er wirklich sehr viel Glück brauchen, um über einen 9. Platz hinauszukommen.

Sollte es Doyle Brunson gelingen, sein elftes Bracelet zu gewinnen? Werden wir eine Konfrontation zwischen einem der ältesten Spieler, Doyle Brunson, und dem jungen Phil Ivey erleben? Wie lange wird Chip Reese seine Führung an diesem Final Table halten können?

Um die TV-Übertragung des Final Tables attraktiv zu halten, hat die Turnierleitung beschlossen, diesen mit dem allgemein bestens bekannten Hold’em No-Limit auszutragen. Schade für alle Zuseher, die zur Abwechslung gerne einmal Razz oder 7-Card-Stud beobachten würden.

Ivey Um den Spielern einige Stunden Schlaf zu gönnen, war der Beginn für 9 Uhr abends angesetzt. Wie zu erwarten, konnte Patrik Antonius, der mit seinem Stack von 13.000 nicht einmal sein erstes Big Blind mehr decken konnte, nicht lange aushalten. Zwar konnte er noch einen Pot gewinnen, dabei seinen Stack vervierfachen, doch schon zwei Spiele später kam das Ende für ihn und er verabschiedete sich an 9. Stelle.

Kurz nach Mitternach kam dann das Ende für „Texas Dolly“, Doyle Brunson. Zu teuer war für ihn ein Pot gewesen, den er an Jim Betchel, dessen Ass (mit Queen Kicker) sich paarte, hatte abtreten müssen. Nur zwanzig Minuten später endete das Turnier für Dewey Tomko, der mit 8-8 gegen Andy Blocks Q-Q anrannte und das Board ihm jede Hilfe versagte. Als Nächster wurde David Singer elimiert, dessen A-10 gegen Chip Reeses J-J unterlegen blieben.

In einem Zeitabstand von nur 20 Minuten gelang es schließlich Andy Bloch, sowohl T.J. Cloutier als Fünften als auch Jim Bechtel als Vierten, vom Tisch zu fegen.

JimBechtel Nun saßen noch drei Spieler auf ihren Plätzen: Chip Reese, Andy Bloch und Phil Ivey.

Schon bald kam es zur All-in Konfrontation zwischen Andy Bloch – mit höherem Stack – und Phil Ivey. Der Einsatz kam von Ivey und Bloch ging mit Möglichkeit zur Straße als auch zum Flush mit. Der Turn brachte das Flush und Phil Ivey verließ den Tisch als Dritter – mit $ 617.760.

Gegen 2 Uhr früh saßen sich nun endlich Andy Block und Chip Reese Heads-up gegenüber, mit leichtem Chipvorteil für Bloch, den er allerdings rasch weiter ausbauen konnte. Schon schien es, als würde das Turnier zu Ende sein, als Bloch, dem der Flop ein Paar beschert hatte, Reeses All-in callte, der mit einseitigem Straßeneingang einen Bluff gewagt hatte. Doch die Straße kam!

Die Heads-up-Konfrontation sollte sich über ganze 7 Stunden erstrecken, der Chipvorteil immer wieder wechselnd. Außerhalb des Rios schien schon lange die Sonne, als Chip Reese seinen Vorteil nun doch immer mehr ausbauen konnte. Als Andy Bloch schließlich mit dem Top-Paar in der Hand eine All-in-Herausvorderung annahm, erwischte Reese die fünfte Karte zum Flush und sein Chipvorteil stieg auf ein Verhältnis von 10 zu 1.

AndyBlock Am frühen Vormittag, kurz vor 9:30 Uhr, war es schließlich so weit. Andy Block sah sich gezwungen, seine letzten Chips auf 8-9 zu investieren, die sich aber gegen Reeses A-Q nicht verbessern konnten.

Chip Reese gewann dieses Prestigeturnier, sein drittes Bracelet und $ 1,784,640! Herzlichen Glückwunsch!

Übrigens, Chip Reese, ebenso wie Phil Ivey und Doyle Brunson, gehört zu den regelmäßigen Teilnehmern beim sogenannten Big Game im Golden Nugget, bei dem Tagesgewinne (oder Verluste) von mehr als einer Million durchaus keine Seltenheit sind.

Euer Alex