Pokerreise nach Italien und ein Kurzbesuch in der Schweiz

Henry Nowakowski
Poker-Experte
London, England
E-Mail: henryknowakowski@hotmail.de

Auf meiner Reise nach Italien fuhr ich durch die Schweiz und entschloss mich in der Enklave Campione Halt zu machen. Mir ist das Casino schon seit langem bekannt und es hat alle erdenklichen Spiele, wie Roulette, Black Jack, Baccara, Chemin de Fer, Punto Banco, aber auch das nur noch in wenigen Casinos gespielte 30 40. Zu meinem großen Erstaunen wird jetzt auch Poker angeboten und seit einigen Jahren ein sehr großer Automatensaal.

Es gibt einige Änderungen durch das Entstehen der Casinos in Lugano, Locarno und Mendrisio. Auch Campione muss sich der bisher unbekannten Konkurrenz stellen und musste den Spielern entgegenkommen um seine Position wenigstens etwas zu behaupten. Es wird kein Eintrittsgeld mehr verlangt (vorher 15 Franken) und die Getränke sind frei (im großen Spiel). Auch scheinen die Angestellten freundlicher zu sein.

Begeistert reserviere ich einen Platz. Ich freue mich, denn es wird Dealers Choice Omaha Holdem mit Limit 20-40 angeboten. Da ich die Spieler in Campione kenne dachte ich, dass ich es einfach haben werde zu gewinnen. Ich habe leider meine Rechnung ohne den Wirt gemacht. Das Casino verhindert, dass irgend ein Spieler eine dauerhafte Chance zu gewinnen hat. Die Regeln sind einfach. Es gibt ein 10-Franken Ante und die Limits sind 20-40. Daher geht vor dem Flop fast keiner weg und auch nach dem Flop sind meist noch 5-6 Spieler dabei. Die Pots variieren von 700-1800 Franken und da ist auch schon das Problem: Es werden von jedem Pot 5% als Taxe abgenommen, wobei bei einem Pot von 950 Franken auch sogleich 50 Franken bezahlt werden und die Croupiers noch einen Obolus von mindestens 10-20 Franken erwarten. Somit beträgt die Abgabe insgesamt 7-8% des Pots und meist mehr als 12% des Gewinns. Unter diesen Bedingungen ist es realistisch nicht möglich langfristig zu gewinnen.

Als ich 500 Franken vorne lag dachte ich es wäre damit nun genug und ging zum Roulette. Es bleibt die Hoffnung, dass das Casino bei Turnieren großzügig Preise ausschütten wird. Beim Baccara werden vom Casino bis zu Fr. 100.000.– gestiftet. Wird es beim Poker auch so sein? Es ist möglich, da schon von 5% Taxe einiges finanziert werden kann.

Casino Campione

Das Casino Campione steht vor einem großen Umbruch. Man sieht schon das neue Casino entstehen, das eines der größten Europas werden soll. Es sollte schon Anfang 2005 eröffnet werden, ist aber immer noch nicht fertig. Der neue Termin liegt im Herbst 2006, aber ich glaube es nicht. Sind Finanzierungsprobleme die Ursache?

Campione ist nur 1.6 Quadratkilometer groß und hat nur ca. 2300 Einwohner. Es profitiert von seiner außerordentlichen Situation, italienisch zu sein, aber wirtschaftlich praktisch zur Schweiz zu gehören (Schweizer Telefonnummer, Tessiner Autonummer). Campione entstand 1798, als die Tessiner beschlossen Schweizer zu werden, während die Einwohner Campiones Italiener bleiben wollten.
So war Campione lange Zeit das einzige Casino das sich mitten in der Schweiz befand. Jahrelang wanderten die Spielgewinne des Casinos in italienische Kassen. Da es weit und breit das einzige Casino war, konnte der Spieler maximal ausgenutzt werden. Heute sieht es anders aus.
Diese wunderschöne Enklave bietet eine kleine Seepromenade am Luganer See, mit der Möglichkeit mehrmals täglich mit dem Schiff nach Lugano zu fahren. Campione ist für Touristen, wie für den Spieler, einen keinen Umweg Wert.

Ich bin derzeit auf Zypern, um mich ein wenig von den Strapazen meines letzten erfolglosen Turniers und den Spielerfahrungen zu erholen. Und ich habe mir vorgenommen, die Casinos im türkischen Teil der Insel NICHT zu besuchen denn:

Erstens bin ich müde
Zweitens ist es leider etwas kompliziert in den türkischen Teil zu kommen
Drittens bereite ich mich auf die World Series of Poker im Rio Las Vegas vom 27.Juni – 11.August vor.

Bis bald also, Euer Henry Nowakoski