Bettertainment*-Panel auf der ICE in London – Deutsche Politik informierte sich vor Ort über effiziente Lösungen bei der Glücksspiel-Regulierung

  • Nach dem Scheitern des Glücksspiel-Staatsvertrages: DVTM-Expertenrunde weist Wege aus der Sackgasse
  • Legale Bettertainment-Märkte führen zu einer Win-Win-Situation von Wirtschaft, Politik sowie Verbrauchern und dienen der Suchtprävention

London-Bonn, den 04. Februar 2019 – Die weltgrößte Messe der Glücksspiel-Industrie ICE findet jährlich in London statt. Fachbesucher aus aller Welt informieren sich dort über aktuelle Entwicklungen in den Sektoren Online-Glücksspiel, Wetten, Bingo, Casino, Lotterie etc. In diesem Jahr gab es eine Premiere. Mit dem Bundestagsabgeordneten Professor Dr. Patrick Sensburg (CDU), dem Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz, Clemens Hoch (SPD), dem DVTM-Vorstandsvorsitzenden Renatus Zilles und dem DVTM-Vorstand Dr. Wulf Hambach fand eine hochkarätige Panel-Diskussion vor den weltweit renommiertesten Regulierern statt. Thema: Die richtige Strategie für eine große Glücksspielreform im Rahmen des 3. Glücksspiel-Staatsvertrages. Anschließend tauschten sich zwei hochkarätige deutsche Politiker mit Shelley White, CEO of The Responsible Gambling Council of Canada und Stella Dalton, Social Responsibility / Regulatory Affairs at RGA – The Remote Gambling Association darüber aus, wie eine Reform des Bettertainment-Marktes mit wettbewerbsfähigen und EU-konformen Rahmenbedingungen und insbesondere mit innovativen, sozialverträglichen Lösungen in Deutschland aussehen kann.

Sensburg: Dem Staat gehen hohe Steuereinnahmen verloren

Sensburg mahnte eine zügige und grundlegende Reform des Glücksspielmarktes in Deutschland an: „Ich bedauere, dass dies in den vergangenen Jahren nicht gelungen ist. Durch den bevorstehenden Austritt von England aus der EU wird Deutschland der größte ‚Bettertainment‘*-Markt. Wir können uns als Nation nicht leisten, dass dieser Markt unreguliert bleibt und sollten in Europa eine Vorbildfunktion übernehmen. Die Einnahmen der staatlichen Lotterien gehen seit Jahren kontinuierlich zurück. Immer mehr Menschen spielen stattdessen im unregulierten Markt. Der rechtliche Wildwuchs und das Fehlen einer gesamtschlüssigen Regulierung gefährden das Ziel der Spielsucht-Prävention. Außerdem gehen dem deutschen Staat hohe Steuereinnahmen verloren, auf die wir wegen dringend notwendiger Investitionen in die Zukunft unseres Landes nicht verzichten können. Ziel einer Regulierung ist die Gewährleistung eines effizienten Jugend-, Verbraucher- und Datenschutzes, die Generierung von Steuereinnahmen und die Trennung der seriösen Anbieter von den unseriösen Anbietern.“

Hoch: Staat hat Schutzauftrag und soziale Verantwortung

„Die Digitalisierung durchdringt inzwischen fast alle Lebensbereiche. Sie ist vornehmlich ein technischer Umbruch, der auch viele Vorteile bringt“, ergänzt Hoch. „Die Bundesländer stehen in der Pflicht, eine moderne und rechtssichere Lösung für die Glücksspiel-Regulierung auf den Weg zu bringen, die diesen neuen Anforderungen und Möglichkeiten Rechnung trägt. Die Schaffung legaler Märkte hat den Vorteil, dass negative Begleiterscheinungen wie das Entstehen von Glücksspiel- und Wettsucht besser bekämpft werden können. Der Staat hat hier eine soziale Verantwortung und muss durch eine grundlegende Regulierung seinem Schutzauftrag nachkommen. Man muss sich den Realitäten stellen, auch wenn sie nicht allen gefallen: Märkte, die de facto entstanden sind, müssen reguliert werden. Sonst bewegt man sich im Graubereich.“

Zilles: Britische Wohltätigkeits-Organisation Gamble Aware könnte Vorbild sein

Der DVTM-Vorstandsvorsitzende Renatus Zilles zeigte sich hochzufrieden mit dem Verlauf des Panels und den direkten Eindrücken von der ICE: „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich ein Bundestagsabgeordneter und der Chef einer Staatskanzlei, die zwei unterschiedlichen Parteien angehören, die Mühe machen und sich die Zeit nehmen, um sich vor Ort in London zu informieren und zu diskutieren. Die positiven Eindrücke von der ICE werden sicher auch in die politische Diskussion in der Zukunft einfließen. Der DVTM wird das Thema jedenfalls weiter vorantreiben und an einer konstruktiven Lösung, die Wirtschaft und Politik gemeinsam finden müssen, arbeiten. Die Stärkung der Prävention für die Behandlung von potentieller Spielsucht könnte zum Beispiel durch einen Fonds nach dem Vorbild der britischen Wohltätigkeits-Organisation Gamble Aware erfolgen. Hieran sind der Staat und die privaten Anbieter beteiligt. Wir müssen es schaffen, dass nun endlich eine konvergente Lösung gefunden wird und alle am Markt etablierten und nachgefragten Glücksspiele reguliert werden. Meiner Auffassung nach könnte der Bund von seinen Regulierungsbefugnissen Gebrauch machen, wenn die Bundesländer in naher Zukunft keine Regelung finden, die Basis für einen effizienten und nachhaltigen Jugend-, Verbraucher- und Datenschutz´ bildet.

*„Bettertainment“ inkludiert insbesondere: Sportwetten, Poker & Casino und “Online-Lotterien”
Es steht gleichzeitig auch für eine „Konvergenz-Strategie“ entlang der gesamten Wertschöpfungs-Kette mit dem Ziel eines volkswirtschaftlichen Gesamtnutzen.