Vor 66 Jahren kam er am 1. Dezember nach Espelkamp, ist seit gut 65 Jahren selbstständig – und blickt auf ein einzigartiges Lebenswerk
Espelkamp - Paul Gauselmann glaubt nicht an Glück. Er glaubt an Chancen, die erkannt, richtig eingeschätzt und ergriffen werden wollen. Das ist dem Espelkamper in seinem Leben besonders gut gelungen. Fast 15.000 geschaffene Arbeitsplätze und eine international erfolgreiche Unternehmensgruppe mit einem Gesamtumsatz von über 3,5 Milliarden Euro im Jahr stehen für ein einzigartiges Lebenswerk, an dem der Gründer und Vorstandssprecher der Gauselmann Gruppe weiterhin feilt. Am 26. August feiert Paul Gauselmann seinen 88. Geburtstag und blickt zudem auf 65 Jahre Selbstständigkeit zurück – denn am 25. Mai 1957 war die Entscheidung dazu gefallen.
Die Erfolgsgeschichte des 1934 bei Münster (Westfalen) geborenen Paul Gauselmann fing mit der Ausbildung zum Fernmelderevisor an. Nach sieben Jahren als Angestellter wagte er 1957 als Aufsteller von Musikautomaten den Schritt in die nebenberufliche Selbstständigkeit – dies war die Geburtsstunde der Gauselmann Gruppe und mündete 1964 in die komplette Selbstständigkeit. Gerade die Jahre im Angestelltenverhältnis sollten den Unternehmer ein Leben lang prägen. Acht Jahre war er im Automatenbereich als Entwicklungstechniker tätig, vier davon als Entwicklungschef. In dieser Funktion hatte er ständig Einblick in die Bereiche Fabrikation und Vertrieb. Große Unterstützung bekam er von Seniorchef Wilhelm Harting, dem Automaten bis zu seinem viel zu frühen Tod 1962 eine echte Herzensangelegenheit waren. Diese Zeit hatte Paul Gauselmann vor Augen geführt, dass die Mitarbeiter die wichtigste Ressource sind und ihre Zufriedenheit maßgeblich von der Wertschätzung abhängt. So kann man ihn immer wieder dabei beobachten, wie er sich auf den Fluren des Unternehmens die Zeit für ein interessiertes Gespräch mit den Mitarbeitern nimmt, persönlich die Jahreshauptversammlung der Merkur Senioren besucht oder auch beim traditionellen Unternehmergespräch in den Dialog mit den Auszubildenden tritt.
Auch wenn Paul Gauselmanns Lebensleistung beispiellos ist, so steht seine Erfolgsgeschichte stellvertretend für ein Nachkriegsdeutschland mit neuen Geschäftsmöglichkeiten, das solche Aufstiege ermöglicht und damit das Schaffen gesellschaftlichen Wohlstands zusätzlich begünstigt hat. Voraussetzung waren herausragende Ideen, permanente Tatkraft und ein langer Atem. Eigenschaften, die Paul Gauselmann zur Genüge besitzt und die unter anderem 1974 mit der Gründung der ersten Spielothek sichtbar wurden. „Ich hatte die Idee, aus den paar wenigen Rumpelkammern der damaligen Spielräume eine Spielstätte im Sinne eines Drei- oder Vier-Sterne-Hotels zu machen – mit Teppich und Hydrokultur. Das war eine super Idee, auf die sich dann die ganze Branche gestürzt hat“, erzählt der Unternehmenspatriarch.
Nur drei Jahre später setzte er das nächste Ausrufezeichen und eroberte mit dem ersten selbstentwickelten Spielgerät noch ohne Elektronik den deutschen Markt. Der „Merkur B“ stellte mit mehr Spielfreude alle Konkurrenzprodukte in den Schatten und brachte auf Anhieb doppelt so hohe Spielfreude und Kassenergebnisse wie die Geräte der damaligen Marktführer. „Ich wusste, dass damit eine neue Ära beginnt“, erinnert sich Paul Gauselmann. Als er seiner Ehefrau Karin 1975 die Marktführerschaft prognostizierte, antwortete sie nur: „Oweia.“ Die Marktposition mit über 50 Prozent Marktanteil wurde 1985 erreicht und konnte bis heute behauptet werden, weil neben der konsequenten Ausrichtung auf die Bedürfnisse des Spielgastes immer wieder frühzeitig auf technische Neuerungen und sich verändernde politische Rahmenbedingungen reagiert wurde. Viele Entwicklungsabteilungen zwischen Australien und den USA mit insgesamt rund 1.000 Beschäftigten zeigen exemplarisch, dass herausragende Ideen weiterhin die Basis des Erfolgs sind. Damit steht die Unternehmensgruppe ganz in der Tradition ihres Gründers, der in seinem Leben rund 300 Patente angemeldet hat und dessen Erfindergeist und unternehmerische Weitsicht immer wieder den Unterschied ausgemacht haben.
Diese Leistungsbereitschaft lebt Paul Gauselmann heute noch vor – auch wenn er sich mittlerweile eine reduzierte Vier-Tage-Woche verordnet hat. Die Internationalisierung der Unternehmensgruppe hat er mit einer langjährigen, hervorragenden Führungsmannschaft genauso vorangetrieben wie das immer stärkere Engagement im Bereich der Spielbanken. Strategisches Geschick und wirtschaftliches Augenmaß in guten Zeiten haben dazu geführt, dass die Restriktionen im Heimatmarkt Deutschland kompensiert und auch in einer historischen Krisensituation wie der Pandemie alle 15.000 Arbeitsplätze erhalten bleiben konnten. Das permanente Streben nach Exzellenz sowie sein unbändiger Wille haben dazu geführt, dass Paul Gauselmann in diesem Jahr sein 65-jähriges Jubiläum als Unternehmer begeht. Damit blickt der Gründer auch auf eine 65-jährige Tätigkeit in der Gauselmann Gruppe zurück und ist somit der Mitarbeiter mit den meisten Dienstjahren. In mehr als sechs Jahrzehnten hat er einen Unterhaltungsgiganten geschaffen, der mit eigenen Spielen und Geräten erfolgreich ist, europaweit Spielstätten betreibt und neben Spielbanken und Casinos auf Kreuzfahrtschiffen auch neue Zukunftsmärkte Online-Gaming und Sportwetten im Portfolio hat. Die Marke Merkur mit der lachenden Sonne ist zum Synonym für Spielfreude geworden. Zur Freude ihres Gründers feiert auch die Vertriebsgesellschaft adp in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum.
Paul Gauselmann hat ein Firmen-Imperium geschaffen und sich dennoch den Blick für die Mitmenschen bewahrt. Mit Herzblut unterstützt er besonders all jene Projekte und Initiativen, die der Gesundheitsversorgung im Kreisgebiet dienen. Dazu gehört auch das medizinische Leuchtturmprojekt der roboterassistierten Chirurgie, das Paul Gauselmann zusammen mit Ehefrau Karin mit der Anschaffung des OP-Roboters „da Vinci X“ am Standort Lübbecke finanziert hat. Die Menschen im Mühlenkreis lässt Paul Gauselmann auch in der Breite am Unternehmenserfolg teilhaben. Mit der Paul und Karin Gauselmann Stiftung werden im Einzugsgebiet des Unternehmenssitzes jedes Jahr hunderte soziale und kulturelle Projekte, Initiativen, Vereine, Gruppen und Privatpersonen finanziell unterstützt. Auch zu seinem 88. Geburtstag, den er in diesem Jahr wieder im Kreise der Familie sowie vieler Freunde feiert, wünscht sich der Unternehmenslenker wieder ein Geschenk, das der Allgemeinheit zugutekommt. Für seine Verdienste erhielt er neben dem Verdienstkreuz erster Klasse auch die Ehrenbürgerschaft der Städte Espelkamp und Lübbecke. Sein jahrzehntelanger Einsatz von 53 Jahren seit 1966 für die Automatenbranche, darunter zuletzt 38 Jahre als Vorsitzender beim Verband der Deutschen Automatenindustrie (VDAI), wurde mit der VDAI-Ehrenpräsidentschaft gewürdigt.
Hinter dem erfolgreichen Unternehmer steht eine starke Familie: „Ob im Vorstand, im Aufsichtsrat oder im Rahmen der Stiftung – meine Familie ist privat und beruflich die wichtigste Säule in meinem Leben“, betont Paul Gauselmann. „Meine vier Söhne haben zudem jeder in seinem Bereich maßgeblich zum heutigen Unternehmenserfolg der Gauselmann Gruppe beigetragen. Mein besonderer Dank gilt meiner Ehefrau Karin, die mir seit 55 Jahren ermutigend zur Seite steht.“ Trotz seines außergewöhnlichen Erfolgs ist Paul Gauselmann immer ein bodenständiger und heimatverbundener Mensch geblieben, der seinen Ausgleich auch beim Tennis findet. Beim heimischen Tennisverein Espelkamp-Mittwald (TVE) engagiert er sich als Sponsor, Ehrenvorsitzender und Mannschaftssportler. Im Kreis der Familie – mit den vier Söhnen und Schwiegertöchtern, neun Enkelkindern und drei Urenkeln –, beim Sport oder in der Natur findet er Kraft, um die Herausforderungen auch in diesem stolzen Alter noch tatkräftig und optimistisch zu meistern. Das Online-Spiel wird die Branche verändern – und Paul Gauselmann hat längst Ideen, mit denen die Gauselmann Gruppe auch in diesem Umfeld erfolgreich sein kann.
Quelle: Gauselmann AG