Dialog auf Augenhöhe: Das Unternehmergespräch

Jedes Jahr, wenn die Auszubildenden und dual Studierenden ihr erstes Jahr in der Unternehmensgruppe Gauselmann geschafft haben und ihr zweites Ausbildungsjahr beginnen, werden sie von der Ausbildungsabteilung nach Espelkamp eingeladen. Und mit nur sehr wenigen, überwiegend krankheitsbedingten Ausnahmen nehmen alle gerne an diesem einen, besonderen Event auf Schloss Benkhausen teil: dem Unternehmergespräch mit Paul und Armin Gauselmann!

Espelkamp. Pro Jahr bewerben sich mehrere Tausend junger Menschen auf einen der vielfältigen Ausbildungsplätze bei der ostwestfälischen Gauselmann Group, dem führenden Gamingkonzern mit den Zentralen in Espelkamp und Lübbecke. In einem mehrstufigen Auswahlverfahren schaffen es am Ende die, die am besten zum Unternehmen passen – der Grad des Schulabschlusses ist dabei sekundär, bestätigt Ausbildungsleiter Konrad Ostermeier.

Paul Gauselmann (links) und Armin Gauselmann (rechts) begrüßten 62 Nachwuchskräfte zum Unternehmergespräch 2019 auf Schloss Benkhausen.
Wer die Lebensgeschichte von Paul Gauselmann kennt, weiß, dass es ihm ganz ähnlich erging und er für die Chance, die sich ihm als Volksschüler 1950 bot, sehr dankbar ist.
„Von neun Leuten, die mit mir die zweitägigen Eignungsprüfungen machten und die viel höhere Schulabschlüsse vorweisen konnten, habe ich als einziger die Lehrstelle zum Fernmelderevisor bekommen!“, berichtet er den anwesenden 62 jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beim diesjährigen Unternehmergespräch. Er habe die Chance erhalten, resümierte er, weil er sich damals schon immer darum bemühte, das Beste aus sich und den Herausforderungen des Lebens herauszuholen. Jeder sei ein Stück weit eben auch immer seines eigenen Glückes Schmied.

In dem rund einstündigen Bericht über sein Leben, seine Erfahrungen und Erkenntnisse, dem sich eine ausführliche Fragestunden anschloss, betonte Paul Gauselmann immer wieder, wie wichtig es sei, mit der richtigen Idee, einem starken Durchsetzungswillen und Selbstvertrauen, auch konsequent an der Umsetzung zu arbeiten. Auch ihm sei nicht immer alles auf Anhieb gelungen, aber er wusste, dass er auf dem richtigen Weg war und das habe ihm die Kraft und Motivation gegeben, weiterzumachen.
Die Fragen, die die Auszubildenden und dual Studierenden an diesem Tag mitgebracht hatten, waren facettenreich: Würden Sie den gleichen Weg noch einmal gehen? Wie beurteilen Sie rückblickend die Vereinbarkeit von Familie und Unternehmen und was würden Sie aus heutiger Sicht anders machen? Aber auch allgemeinere Fragen zum Beispiel zum Thema „Fridays for Future“ wurden den Unternehmern Paul und Armin Gauselmann gestellt.

Sich über die Zukunft unseres Planeten Gedanken zu machen und dass diesbezüglich dringender Handlungsbedarf bestünde, darin stimmten Paul und Armin Gauselmann mit Klimaaktivistin Greta Thunberg überein. Dafür jedoch die Schule zu schwänzen sei definitiv keine Option, demonstrieren könne man ja schließlich auch samstags.

„Wenn Sie die Wahl hätten: welchen Job würden Sie in Ihrem Unternehmen am liebsten machen?“ „Dann würde ich gerne Entwicklungsleiter sein“, so Paul Gauselmann, „allerdings fehlt mir dazu das moderne Know-how in Elektronik und Informatik. Da müsste ich also erstmal eine Menge neu dazulernen!“

Während des jährlichen Unternehmergesprächs macht traditionell auch immer das inzwischen rund 70 Jahre alte Berichtsheft von Paul Gauselmann die Runde. Über viele Jahre stellte die Handwerkskammer Frankfurt das nahezu perfekt geführte Heft des Unternehmensgründers als vorbildliches Muster aus. Auf der Basis dieser persönlichen Geschichte wurde vor Jahren der interne Wettbewerb „Bestes Berichtsheft“ im Unternehmen eingeführt.
„Gibt es einen Lernprozess, der Sie besonders geprägt hat?“ „Meine Arbeit in den Verbänden!“ Seit 1966 habe er sich zunächst auf Landes-, ab 1981 auf Bundesebene für die Branche engagiert. In diesem Zusammenhang führte Paul Gauselmann zudem aus, weshalb er als „Erfinder der modernen Spielstätte“ gilt. Zum einen sorgte er in den 1970er Jahren mit seinem Konzept „Schönes Ambiente, beste Unterhaltung mit top modernen Geräten und fachlich geschultes Personal“ für eine neue Wahrnehmung der Spielotheken in der Öffentlichkeit, zum anderen ermöglichte er mit seiner bahnbrechenden Idee der Mehrfachkonzessionen dafür, dass die gesamte Branche mehr Geräte aufstellen konnte und die gesetzlichen Vorgaben für das gewerbliche Spiel in Deutschland nachhaltig verbessert wurden.

Paul Gauselmann gab den jungen Leuten auch immer wieder wichtige Eckdaten und aktuelle Fakten mit auf den Weg. „Der Spieleinsatz beim gewerblichen Spiel beträgt maximal 20 Cent in fünf Sekunden. Die Auszahlquote liegt zwischen 90 und 95 Prozent. Ein Spiel kostet somit praktisch ein bis zwei Cent in fünf Sekunden.“ Glücksspiel sei hingegen eine ganz andere Kategorie. Mit einem einzigen Walzen- oder Scheibendreh könnten da schlagartig mehrere hundert Euro weg sein.

Auf die Frage, ob man unternehmerischen Weitblick lernen könne, gab es von Paul Gauselmann eine eher kurze, aber prägnante Antwort: „Die Gene müssen stimmen!“ Er sei von Haus aus ehrgeizig und zielstrebig veranlagt. Bereits seine Mutter habe Bestnoten in der Schule gehabt.

Nach so viel beeindruckender Geschichte endete das diesjährige Unternehmergespräch nach rund zwei Stunden mit einem letzten persönlichen Bekenntnis des Firmengründers, der mit 85 Jahren noch jeden Tag die Geschicke seiner international agierenden Unternehmensgruppe mit ihren aktuell 14.000 Beschäftigten mitbestimmt: „Die Aufs und Abs in meinem Leben haben mich sicherlich geprägt. Doch ich kann heute sagen: Ich bin zu 99 Prozent ein zufriedener Mensch!“