European Poker Tour zu Gast in Dortmund

Michael Keiner
Poker-Experte
E-Mail: laserase@aol.com


Von einem riesigen Medieninteresse begleitet, startete am 8. März erstmals ein echtes EPT Turnier in Deutschland. Das Casino Hohensyburg ist Austragungsort dieser prestigeträchtigsten europäischen Turnierserie. Insgesamt 493 Spieler hatten sich für den Event angemeldet, die Veranstaltung war also nahezu ausgebucht. Ich war natürlich extrem gespannt, wie gut die Organisation sich der Herausforderung eines solchen Mammutevents stellen würde.

Für mich war schon am 7. März Anreisetag.

Nein, nicht um Poker zu spielen, sondern um die von Pokerstars organisierte Players Party im Night Club Solando im Dortmunder Hafenviertel zu besuchen. Als Botschafter von 888.com quasi eine Pflichtveranstaltung für mich, der ich aber sehr gerne nachgekommen bin. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich tief beeindruckt war. Sven Stiel hat eine überaus gelungene Party in einem wunderschönen Ambiente organisiert, für abwechslungsreiche Showeinlagen gesorgt. Der absolute Knüller war die „Chill out Zone“, wo professionelle Masseurinnen dem stressgeplagten Partygast mit gekonnten Kopf- Nacken- und Fußmassagen entspannende Minuten bereiteten. Klasse Party, vielen Dank Sven! Gegen 1Uhr nachts verließ ich den Ort des Geschehens, weil ich am nächsten Tag für einen ganz besonderen Event wirklich fit sein wollte.

Ich hatte eine Einladung zur Teilnahme an der TV-Show „German Stars of Poker“ erhalten, die am nächsten Tag im Casino Hohensyburg für das DSF aufgezeichnet werden sollte. Es handelte sich hier um ein No Limit Holdem Turnier mit recht hochkarätiger Besetzung. Am Start waren Katja Thater, Andrea Wirth, Marcel Luske, Jan Heitmann, George Danzer, Marcel Seidel, Benjamin Kang, Andreas Krause und ich. Dem Gewinner winkten 12.000 €, 6.000.- € gab es für den Zweiten und auch der Dritte Platz wurde mit 3.000.- € honoriert. 10.000 Startchips und 30 Minuten Levels mit Startblinds von 50/100 waren eine wirklich faire Struktur, die jede Menge Platz zum Spielen ließ. Turnierdirektor war der aus Bregenz bekannte und beliebte Pokermanager Edgar Stuchly, der hier einen tadellosen Job in dem mehr als 8 Stunden dauernden Turnier verrichtete. Wie es genau ausging, darf und möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten, aber insgesamt war es ziemlich erfolgreich für mich. „German Stars of Poker“ soll am 24. März bei DSF ausgestrahlt werden.

Der Freitag war mein persönlicher Startschuss zum EPT Event.

Gut ausgeschlafen fand ich mich überpünktlich gegen 14:30 Uhr im Casino ein und wollte mich in aller Ruhe auf den Turnierstart konzentrieren. Habe ich Ruhe gesagt? Schon am Eingang erwartet mich ein Blitzlichtgewitter von Fotografen, aus jeder Ecke kommen Interviewwünsche und viele alte Bekannte wollen natürlich auch noch ein paar Worte wechseln. Ich bin recht froh, als ich endlich Platz nehmen darf und die Karten zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit werden.

Let´s play Poker!

Mit am Tisch unter anderem links von mir Juha Helppi, der Gewinner der Poker Premier Leaque, die letzte Woche in London ihre Premiere feierte. Mir gegenüber sitzt der amtierende deutsche Meister Florian Langmann. Links von Florian ein junger deutscher Onlinequalifikant, den ich schnell als Mittelpunkt meiner zukünftigen Bemühungen einer Aufdoppelung der Startchips ansehe. Er callt 85 % aller Preflopaktion, meistens bezahlt er auch noch am Flop selbst, ohne jedoch auch nur ein einziges Mal eine eigene Wette anzusetzen. Kurzum, die perfekte Calling Station, zu gut Deutsch auch Tankstelle genannt. Rechts neben mir ein sehr aggressiv wirkender Brite, der allerdings auch ständig Monsterstarthände vorweist, die er brav im Anschluss an jedes Raise dem Tisch präsentiert. Ich halte mich anfänglich etwas zurück, die Aktionen meiner Gegner und die miserablen Hände lassen mir auch keine andere Wahl. Schon nach 2 Stunden sitzt die Calling Station nur noch mit ca. 2.000 Chips am Tisch, scheidet also mangels Masse als Aufdoppelungsstation aus.

Es wird Zeit für einen kleinen Angriff, denke ich und als jeder zu mir am Cut Off foldet, raise ich Q-9 offsuit dreifach. Der Big Blind, eine Dame, die ich schon des Öfteren bei den Wiesbadener Montagsturnieren gesehen habe, will ihr Blind aber nicht kampflos aufgeben. Der Flop bringt K-9-5, sie spielt 200, also Minimum, an. Zum Einbremsen raise auf 600 und sie zahlt etwas zögerlich. Eine 4 am Turn und ich spiele 1.200, die sie schließlich nach langem Überlegen callt. Das As am River mag sie gar nicht und checkt nochmals. Hier sehe ich meine Chance, den Pot endgültig zu kassieren und spiele 2.000 an. Doch sie lässt sich nicht vertreiben und callt auch diese Wette mit dem König, den sie in der Hand hält. Etwas ernüchtert blicke ich auf meine Chips und stelle frustriert fest, dass ich jetzt in den echten Tight-Modus umschalten muss.

Das Turnier zieht sich endlos hin, einmal mache ich ein Preflop Reraise mit A-K, der Maniac rechts von mir callt und setzt mich bei einem Flop von 7-10-J all-in. Etwas Respekt hat er schon nach den gezeigten Händen verdient und deshalb gebe ich angesichts des Boards mein Blatt auf. Nach 8 Stunden Spieldauer gehe ich mit meinem Rest von 3.500 Chips am Button mit 9-9 all-in, doch Juha Helppi findet J-J im Small blind und callt. Keine Hilfe am Board und die EPT in Dortmund geht für mich bereits am ersten Tag zu Ende, ohne auch nur einen einzigen Showdown gewinnen zu können. Aber wie hat es Sepp Herberger einmal so schön formuliert? „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“ Und der Turniermarathon geht weiter, Wien ist das nächste Ziel auf meiner Liste.

Euer Michael von 888