Christmas Bodensee Championship im Casino Austria Bregenz

Michael Keiner
Poker-Experte
E-Mail: laserase@aol.com


Casinos Austria in Bregenz hatte wieder einmal vom 08. bis 10. Dezember zu einem kleinen No Limit Holdem Festival eingeladen. Es wurden 3 Turniere angeboten, mit 100.-, 200.- und 300.- Euro buy in. An allen Tagen konnte man so viele Rebuys machen wie man wollte und um den Preisgeldtopf zusätzlich etwas in Höhe zu treiben, gab es auch noch einen Add on. Natürlich machte ich mich auf den Weg, allerdings erst am Freitag, dem 09., da ich am Donnerstag im heimischen Raum noch das erste Turnier der neuen No Limit Holdem Serie in Bad Homburg spielen wollte.

Wie schon das Sommerfestival, war auch die Veranstaltung im Dezember sehr gut besucht, das 100.- Euro Turnier hatte 145 Teilnehmer, 119 waren es beim 200.- und beim 300.- Euro Turnier am Samstag spielten immerhin noch 70 Pokerfans mit. Die dortige Pokercrew hatte natürlich wieder alles bestens im Griff und so ging es gewohnt pünktlich los. Was mir in Bregenz wirklich gut gefällt, ist der Timetable, also die Struktur, nach der die Erhöhung der Blinds festgelegt wird. Die Turniere sind so konzipiert, dass am ersten Tag bis zum Finaltisch heruntergespielt wird und die eigentliche Verteilung des Preisgeldkuchens dann am 2. Tag nachmittags vor Beginn des nächsten Turniers erfolgt.

Im 200.- Euro Turnier hatte ich trotz guten Starts kaum eine Chance auf die Preisgeldränge, eine Kombination aus vielleicht etwas zu aggressiver Spielweise und die Tatsache, dass ich jede einzelne 50% Chance im Showdown verlieren musste, schickte mich bald schon an die Cashgame Tische.

Mit dem festen Vorsatz, beim Event am Samstag keine unnötigen Moves zu machen und wirklich mein bestes Poker zu spielen, nahm ich meinen Platz ein. Zugegeben, die Messlatte lag hoch, da ich dieses Turnier bereits im Jahr 2002 gewonnen hatte. Meine guten Vorsätze wurden belohnt. Obwohl die Auslosung mir nicht gerade einen leichten Tisch bescherte, kam ich prima voran. Hatte ich eine solide Hand, wurde ich ordentlich von meinen Mitspielern ausgezahlt und alle Bluffversuche gingen ohne Kontrolle durch.

Als wir noch 14 Spieler waren, hatte ich 46.000 Chips bei einem allgemeinen Durchschnitt von 38.000 und sah den Finaltisch in greifbarer Nähe.

Nachdem zuvor der drittletzte Tisch aufgelöst wurde, kam ein Spieler mit ca. 60.000 Chips an unseren Tisch, der mir schon zuvor aufgefallen war. Seine Strategie war durch eine relativ aggressive Spielweise gekennzeichnet, wobei ich bemerkte, dass er, sobald ein As in seinen Karten versteckt war, die Hand ohne Rücksicht auf die Beikarte maßlos überspielte. Mit dieser Technik hatte er dann auch relativ schnell sein Tablestake auf 40.000 Chips heruntergewirtschaftet. Er machte mittlerweile einen etwas aufgewühlten Eindruck, man konnte gut beobachten, dass er um jeden Preis seine Chips zurückholen wollte. Bei einer Blindstruktur von 1.500/3.000 raiste er in früher Position auf 9.000. Ich fand direkt links vom Dealerbutton AsKönig in der Hand. Da ich eigentlich gar keine Lust hatte einen Flop zu sehen, kam von mir als Antwort ein Reraise auf 30.000. Nachdem der Dealerbutton und die Blinds artig ihre Hand wegwarfen, wurde von meinem Gegenüber im Bruchteil einer Sekunde das all in annonciert. Unter Berücksichtigung aller vorhergehenden Beobachtungen roch dies sehr nach einem „schwachen“ As und die restlichen 10.000, die ich noch nachzahlen musste, waren in Windeseile im Pot, der jetzt immerhin fast 85.000 an Chips enthielt. Sollte ich das Spiel gewinnen, wäre ich im Besitz von rund 1/6 aller im Turnier befindlichen Chips. Der obligatorische Showdown wird bei einer all in Situation noch vor Ausgabe des Boards durchgeführt und erleichtert stellte ich fest, dass meine Überlegung richtig war. Mein Mitspieler zeigte mir As 6, ich war also fast 3 zu 1 Favorit. Aber mit unerbittlicher Präzision entwickelt sich die gleiche Ereignisfolge, die mich seit rund 6 Monaten albtraumhaft in unzähligen Variationen verfolgt: Natürlich dreht der Dealer gleich im Flop eine 6 um, während keine Spur von einem König zu sehen ist. Der Pot geht an meinen Gegner und ich bin mit verblieben 6.000 an Chips auf ein kleines Wunder angewiesen, um im Turnier zu bleiben. Das Wunder bleibt aus und ich bin die Nummer 14.

O.K., irgendwann hat auch dieser Lauf mal ein Ende und dann kann ich meinen Gegner nur empfehlen: Zieht Euch warm an!!! Vielleicht sollte ich mir vorher aber doch noch Dan Harringtons neues Buch über No Limit Holdem Turnierstrategien zu Gemüte führen, meint

Euer Michael