Die World Series of Poker macht Sommerpause

Von Elissa Harwood

Es ist nur schwer zu glauben, dass es bereits zwei Monate her ist, seit die Lichter auf der größten Poker-Bühne der Welt angingen. Die 42. World Series of Poker brachte Dramen und jede Menge Aufsehen. Jetzt ist der Vorhang der ersten WSOP nach dem Black Friday gefallen und im Thunderdome bleibt es bis November dunkel. Es kamen mehr Fans als erwartet und noch viel mehr schalteten bei den Live-Übertragungen auf ESPN ein. Es war ein Sommer, den man nicht vergisst, aber erst wenn die ganze Auswirkung der Umstürze am Online-Sektor sichtbar wird, wird man alles im richtigen Licht betrachten können. Die WSOP 2011 produzierte jedenfalls einige Stars und interessante Stories.

Echte Charaktere
Phil Ivey wollte eigentlich allen die Show stehlen, in dem er nicht antrat. Aber nach einer Weile krähte kein Hahn mehr nach ihm. Phil Hellmuth stürmte mit Pauken und Trompeten aus der Versenkung, im Vorfeld der WSOP war es ganz schön ruhig um „Poker Brat“, auf die große Bühne. Hellmuth verbuchte drei zweite Plätze (und vermutlich auch Platz zwei im Player of the Year Race). Das brachte ihm nicht nur in seinen eigenen Augen einigen Respekt ein.

Shark Brian Rast stürmte ebenfalls die Bühne und nahm zwei Bracelets mit nach Hause. Jake Cody gewann die USD 25.000 Heads Up Championship und machte damit die Triple Crown perfekt. Andy Frankenberger, der WPT Player of the Year, konnte seinem tollen Jahr ebenfalls ein WSOP-Bracelet hinzufügen. Eugene Katchalov, Jason Mercier, John Juanda und Bertrand „ElKY“ Grospellier fügten ihren Trophäensammlungen ebenfalls Prunkstücke hinzu.

Breaking News: Benba kann nicht echt sein
Ben „Benba“ Lamb’s Lauf bei dieser World Series ist so irre, dass man meinen könnte, der Typ ist nicht von dieser Welt. Egal in welchem Event, Lamb hatte immer Chips. Er startete seine „Herrschaft“ mit einem zweiten Platz im $ 3,000 PLO-Event, nur um wenige Tage später Gold in der USD 10.000 PLO Championship zu gewinnen. Drei Tage danach war er in der USD 10.000 No-Limit Hold’em Six-max Championship erneut auf den letzten beiden Tischen zu Gast, aber er war immer noch nicht fertig. Auch in der USD 50.000 Poker Players‘ Championship schaffte er es an den Finaltisch, wo die USD 200K Preisgeld seine WSOP-Earnings auf unglaubliche USD 1,33 Millionen in die Höhe schraubten.

Diese Ergebnisse setzten Benba im POTY-Race auf Platz zwei hinter Phil Hellmuth. Aber mit der Rolle eines Nebendarsteller gab sich Lamb in diesem Jahr nicht zufrieden. Der nächste Auftritt folgte im Main Event, wo er die Tage 1b und 2b als Chipleader beendete. Nun nimmt er seinen unglaublichen Lauf sogar in die November Nine mit, wo er im Chip Count aktuell auf Rang fünf liegt.

Fertiger Soundtrack
Das WSOP-Musical lieferte eine Zugabe, als Phil „USCphildo“ Collins sich im Main Event dazu entschloss sein A-Game auszupacken und an den Finaltisch einzuziehen. Die Komponisten können sich zurücklehnen und Kaffe trinken, denn Collins wird jede Menge Ohrwürmer an den Final Table mitbringen. Während die Witze über seinen Namen bis November abgedroschen sein werden, wird die Musik noch immer begeistern können.

Can You Feel the Love Tonight?
Hardcore-Pokerfans schwitzten während der Live-Übertragungen genug, doch der normale Zuseher konnte sich vor allem für eine Liebesgeschichte begeistern. David „DocSands“ Sands und seine langjährige Freundin Erika Moutinho (die beiden sind seit sechs Jahren ein Paar) schafften es im Duett bis Tag 7 des Main Events. Von über 7.000 Spielern fanden sich beide in die letzten 30. Wie es der Zufall wollte, nahm das Paar am Feature-Table einige Zeit nebeneinander Platz. Sie küssten sich, teilten Geheimnisse über Hände und machten Poker romantischer als je zuvor. Sands verabschiedete sich schließlich als 30. und Moutinho folgte ihm als 29., was beiden jeweils USD 242.636 und einen gewaltigen Boost des Bekanntheitsgrads einbrachte. Vor dem Black Friday wäre ihnen ein Millionen-Dollar-Deal wohl sicher gewesen. Aber sie werden auch so ihren Weg machen, denn diese Story ist einfach zu gut um sie nicht zu vermarkten.

WORLD Series of Poker
Die diesjährigen November Nine machen die World Series zu einem wirklich internationalen Event. Es gab immer schon Spieler aus aller Welt, die es an den Final Table schafften, aber in diesem Jahr sind die Nicht-US-Spieler deutlich in der Überzahl. Chipleader Martin Staszko ist ein Profi aus Tschechien. Eoghan O’Dea, Sohn des berühmten irischen Spielers Donnacha O’Dea, folgt ihm im Chip Count. Badih Bounahra aus dem Libanon lebt mittlerweile in Belize. Pius Heinz wird für den Final Table wieder aus Deutschland in die USA eingeflogen und Anton Maklievskyi wird für die Ukraine Platz nehmen, deren Spieler heuer bereits vier Bracelets erobern konnten. Zur Abrundung der internationalen Elite ist mit Sam Holden auch noch ein britischer Pro in den November Nine. Im Gegenzug gibt es mit Ben Lamb, Phil Collins und Matt Giannetti nur drei US-Amerikaner, die dafür sorgen wollen, dass das Bracelet im Lande bleibt. Für internationale Kost in den Poker-Nachrichten ist bis November also gesorgt.