Reaktionen auf die WSOP Zehn-Level Regel

Von Donnie Peters und Rich Ryan

Eine der neuen Regeln bei der 2011 World Series of Poker ist die Zehn-Level-Regel. In diesem Jahr wird kein Event länger als zehn Levels pro Tag andauern. Das hört sich in der Theorie großartig an, oder? Während der ersten paar Events der WSOP hat diese Regel jedoch schon für einige Auseinandersetzungen gesorgt.

Das offizielle Live Reporting Team der WSOP 2011, PokerNews tat sein Bestes, bei Events, die es ermöglichten, einen Extra-Tag hinten dranzuhängen. Was nicht erwartet werden konnte, war die Reaktion von einigen Spielern. Viele von ihnen sind über die neue Regel nicht glücklich. PokerNews hat sich ein paar Spieler der Series herausgepickt, darunter auch drei Bracelet Gewinner, um ihre Gedanken über diese neue Regel einzufangen.

Allen Bari war der erste Spieler, mit dem wir sprachen. Bari gewann Event #4: USD 5,000 No-Limit Hold’em für fast USD 875,000 und war direkt betoffen von der Zehn-Level-Regel. An Tag 3 begann das Feld mit 42 Spielern. Als das Feld auf die letzten 10, den Finaltisch, zusammengeschrumpft war, zogen die Spieler auf den zweiten Feature Table um. Hier sollte nun noch ein weiterer Spieler ausscheiden, um dann den Tag zu beenden. Doch die Spieler wurden informiert, dass dies nicht der Fall sei, sondern dass man genau bis zum Ende des Levels 10 spielen würde oder bis eben ein Spieler als Sieger feststehen würde.

Obwohl alle Spieler einverstanden waren, das Turnier am nächsten Tag fortzusetzen, erlaubte dies das Tournament Staff nicht. WSOP Tournament Direktor Jack Effel in Person trat sogar vor die Spieler und teilte mit, dass man bis zum Ende des 10. Levels spielen würde und man den Wünschen der Spieler nicht nachkommen könne. Einige der Spieler teilten ihre Meinung mit. Es fielen sarkastische Kommentare, wie etwa “Danke für den großartigen Service” oder “Ich bin froh, dass die WSOP so viel Wert auf die Meinungen der Spieler legt” Ricky Fohrenbach, der Sechster wurde, also auch den Final Table erreicht hatte, kündigte an, dass er kein Trinkgeld (Tipp) geben wird.

Das Turnier wurde also nach Regelwerk fortgesetzt und somit wurde das Turnier um etwa 3:30 A.M. gestoppt – vier Spieler waren noch übirg. Die Spieler mussten am kommenden Tag schon um 2:30 P.M. PDT zurückkehren. Was die Spieler aber eigentlich wollten, war das Spiel zu stoppen, als noch neun übrig waren – ein paar Stunden früher also – oder das Event komplett fertigzuspielen. PokerNews setzte sich mit dem späteren Sieger Bari zusammen, um zu erfahren, wie er sich mit dieser neuen Regel in diesem Jahr arrangiert.

„Ich finde sie schwachsinnig. Das Momentum ist allgegenwärtig in Turnieren und wenn man genug Zeit zum Schlafen hat, dann kann sich das sehr auf das Momentum auswirken. So hat jeder Zeit, sich zu regenerieren und mit jemandem zu sprechen. Dafür hat man sonst nur 15-20 Minuten in der Pause Zeit. Wir hätten stoppen müssen, als wir zu neunt waren. Das sollte man je nach Turnier individuell handhaben können. Wir haben um eine Million Dollars gespielt; es war 2:30 A.M. Wir mussten aufhören. Die Nacht davor hatten sie alle zu mir gefoldet. Am nächsten Tag haben sie mich attackiert, wie die Wilden. Das hätte mir Geld kosten können – glücklicherweise tat es das nicht.“

Bari’s enger Kumpel und WSOP Gold Bracelet Gewinner Jason Mercier haben wir auch noch nach der Regel gefragt.

„Die Zehn-Level-Regel ist absolut dumm. Sie ruiniert den Fluss im Turnier. Jedes Mal, wenn man unter die neun Spieler kommt, sollte man den Turniertag beenden. Entweder bei 9 aufhören oder bis zum Ende spielen – sogar, wenn es bis zum Sechs Uhr morgens läuft. Das sollte man wirklich den Spielern überlassen. Wenn alle einverstanden sind, dann ist das doch ok. Wenn sich Turnierdirektoren gegen die Meinung der Spieler richten, sind sie sicherlich nicht die Glücklichen in der Situation. Das mag sich dann auch auf weniger Trinkgeld auswirken.“

Maria Ho war auch in Bari’s Event involviert. Sie wurde letztlich Zweite. Wie auch Bari hatte Ho vier-handed das Spiel unterbrechen und am nächsten Tag zurückkehren müssen. Im PokerNews Podcast gab Ho ihre Meinung preis.

Die Pause gibt den Leuten mehr Zeit, ihre Situation einzuschätzen. Wenn man von 42 Spielern auf vier runterspielt, dann ändern sich Gemütszustand und das Spiel total. Ich wollte auch bei neun verbleibenden Spielern aufhören. Ich hätte die mentale Erholung wirklich gebraucht. Auch wollte ich meine Freunde hier haben, um mich supporten zu können. Es ist immerhin ein WSOP Final Table – ein großer Deal. Man mag eine Pause machen und seine Kumpels zusammentrommeln. Ich habe mich nicht gefühlt, als säße ich an einem Finaltisch eines WSOP Events — und das änderte sich am nächsten Tag total, als wir durch „Main Stage“ liefen.

Ho bringt also einen sehr wichtigen Punkt über das Prestige eines WSOP Final Tables zur Sprache. Die WSOP ist die größte Turnierserie der Welt. Ein Finaltisch ist etwas richtig Großes. Man muss ans Telefon, Twitter oder Facebook und es den Freunden und der Familie wissen lassen. Oftmals lassen die Spieler ihre ganze Familie für den folgenden Tag einfliegen. Und alle Freunde kommen zur Unterstützung an die Rails, um einen Sieg zu sehen. Wenn ein Event zum Finaltisch kommt und man gleich weiterspielt, dann geht dadurch die Aura eines WSOP-Finalisches verloren.

Jetzt kann man sagen, dass wenn ein Soieler es in Tag 3 schafft, dann sollten Familie und Freunde sowieso anreisen. Aber wenn ein Event an Tag 3 mit 42 Spielern startet, weiß jedermann, dass an an diesem Tag kein Sieger feststehen wird. Es liegt noch viel zu viel Spiel dazwischen. Finaltische sind etwas spezielles. Die sind selten. Und WSOP Final Tables erst recht.

Bari’s Finaltisch war jedoch nicht als einziger betroffen. Sean Getzwiller, der Event #8: USD 1,000 No-Limit Hold’em, gewonnen hatte, musste mit nur mehr zwei weiteren Spielern zurückkehren.; Sadan Turker und Jon Turner. Getzwiller verstand überhaupt nicht, warum noch weitergespielt werden musste, also sie zu neunt oder sechst waren. Das ist, was er sagte.

„Ich hatte sehr darum gebeten, zu stoppen. Wir waren six-handed und es war 2 Uhr morgens. Es sollte aber noch ein paar Stunden weitergehen. Es machte aber keinen Sinn. Ich habe nicht verstanden, warum wir bis auf drei Spieler runtergespielt haben und dann am nächsten Tag zurückkehren sollten.“

Ein drittes Event, bei dem es einen extra Tag gab, war Event #11: USD 10,000 Omaha Hi-Low Split-8 or Better Championship. George Lind III, Viacheslav Zhukov und Steve Billirakis musste dreihanded aufhören nd dann nochmal wiederkommen einen Tag später.

Mit diesen Bezeugungen kann man bestätigen, dass die Spieler nicht glücklich sind über diese neu-eingebaute Regel. PokerNews wollte wissen, ob Effel bereits die Reaktionen der Spieler mitbekommen hat und was er zu diesem Thema sagt.

„Nicht dass Spieler nicht wissen, was für sie das Beste ist, aber manchmal denken die Spieler eben, dass wenn sie three-handed sind, dass Turnier nur noch eine Stunde länger dauert. – und das ist meistens nicht der Fall. Im USD 1K sind sie zu dritt zurückgekehrt. Der erste Spieler bustete in fünf Händen und die anderen beiden spielten fünfeinhalb Stunden Headsup. Hätten sie in der Nacht zuvor weitergespielt, hätten sie bis 9 A.M. gespielt. Es geht doch darum, dass wir alles einigermaßen in einem Turnierplan organisieren wollen und jedermann frisch sein soll. Wenn man um viel Geld spielt, gibt es keinen Grund, 19 Stunden lang an ein und demselben Final Table zu sitzen. Darum arbeiten Leute auch nicht länger als acht Stunden am Stück. – Da wird man ja ganz blöd im Kopf, länger kann man nicht funktionieren. Wir woollen, dass sich unsere Spieler – unsere Athleten – gut fühlen und immer kraftvoll sind.“
„Wir wollen nicht, dass unsere Spieler irgendwann nicht mehr können, Herzattacken haben, erschöpft sind oder krank werden. Und wir wollen nicht, dass unsere Mitarbeiten so etwas durchleben. Wir haben einen Disclaimer, wie Sie wissen, der aussagt, dass das Turnier laut Turnierplan durchgeführt wird.

Effel erwähnte eine Alternative, die man aber nichtausprobieren wollen würde.

”Diese Alternative ist, die Struktur zu “vergewaltigen”, was niemand will.“

Aber das kann doch nicht die einzige Alternative sein, über die man nachdenken muss. Wieso nimmt man nicht jedes Event und plant es von Anfang an einen Tag länger ein? Aus allem Drei-Tages-Events machen… oder sogar vier Tage lang. Wenn man sich die anderen prominenten Poker-Touren weltweit ansieht. Zum Beispiel die European Poker Tour, die Asian Pacific Poker Tour oder die World Poker Tour, all diese Events dauern vier Tage oder länger und jeder Tag ist kürzer. Viele der EPT und APPT Events haben mehrere Tage, die nicht bis in die frühen Morgenstunden des nächsten Tages reichen. Wenn man ein Turnier auf mehrere Tage ausweitet, kann man vernünftiger spielen. Dadurch werden die einzelnen Tage kürzer und die Spieler bleiben gesund und frisch, was Effel zu verachten scheint. PokerNews hat das bereits im September 2010 grob skizziert.

Es wird interessant werden, wie sich das auf die weitere WSOP 2011 noch auswirken wird und ob nochmal Änderungen vorgenommen werden. Wie es momentan aussieht, steht die Regel und es werden keinerlei Änderungen vorgenommen. Das ist die WSOP und die Spieler sollten mitentscheiden können. Spieler sollten abstimmen können, ob sie mit mit dem Finaltisch weitermachen wollen oder stoppen möchten.