Geschichten von der WSOP: Ivey, Kassela und Nguyen schreiben WSOP Geschichte

Von Elissa Harwood

Alles dreht sich um Ivey: In dieser Woche ruhten alle Augen auf Phil Ivey. Er eilte durch das Rio, wechselte vom USD 10K Heads-Up zum USD 2.500 Pot-Limit Holdem und von dort zum USD 3K H.O.R.S.E. Ivey gewann sein zweites Preisgeld der diesjährigen WSOP beim USD 1.500 Stud-8. Drei Tage später belegte er beim Pot Limit Mix den 12. Platz, während er gleichzeitig mit dem H.O.R.S.E Event startete. Bei diesem Event schaffte er es dann an den Final Table und war letztendlich mit Bill Chen im Heads Up. Ivey lag im Bezug auf die Chips weit zurück, aber das konnte den besten Spieler dieses Games nicht aufhalten. Die Zuschauer konnten bis spät in die Nacht jede Menge Action beobachten und letztendlich gewann Ivey dann sein 8. Bracelet. Die Stimmung im Publikum war einzigartig und die Zuschauer freuten sich mehr, als der ewig emotionslose Ivey. Jeder war sich bewusst, dass hier Geschichte geschrieben wurde, während sich Ivey Heads-Up in einer Situation befand, welche sich zukünftig sicherlich noch oft wiederholen wird. Wenn man Ivey dabei beobachtete, wie er sein achtes Bracelet gewann, konnte man fühlen, dass die Legende von Ivey sich eigentlich erst am Anfang befindet.

Die Lichter für Kassela gehen aus: Als er am Final Table des USD 2.500 Seven Card Razz Events saß, hatte Frank Kassela die Chance in diesem Jahr der erste Spieler zu sein, welcher zwei Bracelets gewann. Aber er war Short-Stacked und stand zu dem Zeitpunkt, als noch drei Spieler am Final Table saßen, kurz vor der Eliminierung. Dann gingen die Lichter in Vegas kurz aus. Der Turnierraum war einige Sekunden dunkel und danach kehrte das Licht langsam in den Spielsaal zurück. Der Final Table wurde von der dunklen Ecke auf die Final Table Hauptbühne umgesetzt, der Ort an welchem Kassela sein erstes Bracelet gewonnen hatte. Und sofort änderte sich alles für Kassela. Er verdreifachte seinen Chip-Stack und ebnete sich den Weg auf den ersten Platz. Jeder Teil von Kassela’s diesjährigem Run war eine Cinderella Storie. Er wurde beim einem Event auf Platz 10, der Final Table Bubble, eliminiert aber gerade rechtzeitig, um sich noch für die USD 10k Seven Card Stud Hi-Low Championship registrieren zu können, wo er sein erstes Bracelet gewann. Im Razz Event war er zu Beginn des 2. Tages auf Position 105 von insgesamt 105 Spielern. Er schaffte es trotzdem bis an den Final Table und schrieb mit einer Menge Glück und der Unterstützung des Stromversorgers letztendlich noch ein Stück WSOP Geschichte.

Nguyen der Meister der gemischten Gefühle: Men Nguyen war im USD 5k 6-max Event im Heads-Up und hatte eine gute Chance das achte Bracelet seiner Karriere und somit das zweite Bracelet in diesem Jahr zu gewinnen. Die Stimmung im Zuschauerraum bei diesem Final Table war allerdings nicht mit der Stimmung bei Ivey’s 8 Bracelet zu vergleichen. Nguyen’s erster Sieg in diesem Jahr sorgte schon für einiges Stirnrunzeln bei den Fans, aber für einige Branchenkenner war der Wunsch Nguyen’s an der Wahl zum Spieler des Jahres teilzunehmen, einfach zu viel. Natürlich hat Nguyen auch einige Fans, die für ihn jubeln, aber es gibt ebenso viele Kritiker, welche die Action Online mitverfolgten und warteten, bis er eliminiert war, bevor sie beruhigt schlafen konnten, Die WSOP Mitarbeiter hatten alle Hände voll zu tun für Ruhe im Publikum zu sorgen, da die “Betrüger“ Rufe aus dem Publikum immer lauter wurden. Es wird sich zeigen, ob seine diesjährigen Erfolge dazu beitragen werden, seine Reputation in der Poker-Szene zu verbessern. Es wäre alles etwas einfacher wenn er ein zweites Bracelet gewonnen hätte. Aber nach 4 Stunden Heads-Up unterlag Nguyen letztendlich. Seine erste Reaktion nach der Eliminierung bestand darin, den Dealer zu beleidigen. Bracelet oder auch nicht, manche Dinge ändern sich nie.

Der 6 Max Zauberer: Jeffrey Papola war der Spieler, der dafür sorgte, dass Nguyen im Heads-Up ausschied und der ehemalige Jura-Student war für diese Aufgabe sehr gut vorbereitet. Papola setzte sich beim USD 2.500 6-Handed No Limit Holdem Event gegen 1.243 Gegner durch und belegte in diesem Event den zweiten Platz. Am Tag danach spielte Papola im USD 5.000 6-Handed Turnier. Es war sein zweites 6-max Event und Papola besiegte 566 der besten Spieler dieses Games und fand sich zuletzt erneut im Heads-Up mit Men the Master wieder. Er brauchte mehr als vier Stunden, aber er schaffte es den zweiten Final Table innerhalb von vier Tagen als Sieger zu verlassen und sich sein erstes Bracelet zu sichern. Dafür erhielt er ein Preisgeld in Höhe von USD 667.443, was zusammen mit den USD 391.068, welche er zu Beginn dieser Woche gewonnen hatte, schon ein hübsches Sümmchen ergab.

Pokern & die Romantik: Bill Chen spielte den kompletten Final Table Tag beim USD 3k H.O.R.S.E. und sah noch eleganter aus als sonst. Am frühen Morgen kämpfte er Heads-Up gegen Ivey und trug einen überaus schicken Anzug mit einem Anstecksträußchen und PokerStars Werbung. Es stellte sich heraus, dass Chen zu einer Hochzeitsfeier eingeladen war und diese Feier an seinem Final Table Tag stattfand. Er verlies das Rio dann für einige Minuten, um an der Zeremonie teilzunehmen, wobei er knapp einen Orbit verpasste. Die Braut und der Bräutigam revanchierten sich und starten ihre Flitterwochen als Teil von Chen’s Siegesfeier. Die Braut machte sich sogar einen PokerStars Aufnäher an ihr Hochzeitskleid und bestellte für ihre erste Mahlzeit als verheiratete Frau chinesisches Essen aus der Poker-Küche. Wenn das keine Freundschaft ist.

Nicht wirklich in Süd-Amerika: Das Rio ist zwar ein Casino, das sich Brasilien als Motto ausgesucht hat, aber das Klima im Convention Center passt irgendwie nicht zu diesem südlichen Flair. Vergessen Sie Ed-Hardy T-Shirts, die neuste Mode im Rio sind Winterklamotten. Einige Spieler saßen zur Mittagszeit an den Starttagen sogar in Wolldecken eingehüllt im arktischen Pavillion Raum an den Spieltischen.

Die November Nine dominieren den Juni: Als Eric Buchman letzte Woche sein erstes diesjähriges WSOP Bracelet gewann, war er der erste von insgesamt drei letztjährigen November Ninern, welche in diesem Jahr ein Bracelet gewonnen haben. Phil Ivey hatte diese Woche sein achtes Bracelet gewonnen, wobei dies das erste Bracelet seit letzten November war. Scott Montgomery’s Bracelet beim USD 1.000 No-Limit Hold’em Event, war für ihn ebenfalls das erste Bracelet seit er im letzten Jahr am Final Table des WSOP Main Events saß. Somit haben mit Buchman, Ivey und Montgomery nun 1/3 der November Nine in diesem Jahr ein Bracelet gewonnen. Aber es kann ja bei dieser WSOP noch einiges passieren.

Multi-Tabling für das große Geld: Wenn wir irgendwann einmal an einem WSOP Final Table sitzen würden, wäre dies sicherlich die Erfüllung unserer Träume und wir würden uns nicht noch zusätzlich mit anderen Dingen beschäftigen. Bei den Pros ist jedoch alles anders. Beim USD 2.500 Seven Card Razz Final Table saßen noch sieben Spieler am Spieltisch als die Deadline für die Registrierung zum USD 10K H.O.R.S.E Event sich ihrem Ende näherte. Es wurde eine Pause eingelegt und sechs der sieben verbleibenden Spieler liefen zum Schalter, um sich für das USD 10K zu registrieren, bevor die Registrierungsphase zu Ende ging. Die Spieler diskutierten sogar darüber den Final Table zu verschieben bzw. einen 7-Way Deal zumachen, damit einige der Spieler im H.O.R.S.E Event weiterspielen können. Aber nicht alle Spieler waren damit einverstanden, da immer noch die Chance auf das Bracelet bestand. Jennifer Harman sagte: „Ich will mir keine Bracelets kaufen. Ich will die Bracelets gewinnen.“ Sie schied auf Platz 6 aus und konnte zügig zum nächsten Event wechseln. Der Final Table war immer noch 3-Handed, als das H.O.R.S.E Event für diesen Tag bereits in der letzten Phase befand. Alle Spieler am Tisch wurden beim H.O.R.S.E Event ausgeblindet und verfügten zu diesem Zeitpunkt nur noch über 1/3 ihres anfänglichen Chip-Stacks. Frank Kassela hat bereits unter Beweis gestellt, dass er immer mal wieder für ein Comeback zu haben ist. Schafft er es diesen Sommer ein drittes Mal? Darüber berichten wir in unserer nächsten wöchentlichen Ausgabe.