Neun Fragen zu den November Nine – Michael Keiner im Interview

Heute steht uns der „Pokerdoc“ und 888 Pro Michael Keiner Rede und Antwort zum Thema November Nine. Viel Vergnügen!

1. Wirst du den Final Table des WSOP Main Events verfolgen (permanent über Liveblogs oder ähnliches?)

Nein.

2. Wer ist dein Favorit und warum?

Darwin Moon, weil er deutlicher Chipleader ist.

3. Wer wäre dein Weltmeister der Herzen?

Ebenfalls Darwin Moon, weil es eine Wiederholung der Moneymaker-Story wäre und weit mehr Beachtung von den „normalen“ Leuten (Nichtpokerspielern) bekommen würde.

4. Kennst du einen der Spieler? Hast du mit einem der Spieler schon mal am Tisch gesessen?

Ich kenne James Akenhead, Phil Ivey und Jeff Shulman. Mit allen Dreien habe ich schon öfters in Turnieren am gleichen Tisch gespielt.

Michael Keiner (Bildquelle: ACEMag.net)
Michael Keiner (Bildquelle: ACEMag.net)

5. Wäre es für die Pokerwelt besser, wenn ein Holzfäller aus Ohio, der noch nie Online-Poker gespielt hat (Darwin Moon) oder aber einer der besten Spieler der Welt (Phil Ivey) gewänne?

Ganz klar der Holzfäller.

6. Jeff Shulman, der Sohn des WSOP Europe Main Event Gewinners und Herausgeber des Poker Magazins „Card Player“ hat angekündigt, das Bracelet nach dem Sieg wegzuwerfen, um gegen die Medienpolitik der WSOP-Verantwortlichen zu protestieren. Wäre er im Fall eines Sieges ein würdiger Repräsentant der Pokerwelt? Wie wichtig ist die repräsentative Rolle des Weltmeisters eigentlich?

Aus diesem Grund wäre er der zweitbeste Gewinner nach Darwin Moon. Die Politik von Harrahs ist durch unsägliche Gier charakterisiert. Dadurch wird auch die freie Berichterstattung erheblich zensiert. Dies ist, verglichen mit anderen „Sportarten“ oder Events von öffentlichem Interesse, geradezu absurd. Es liegt aber auch daran, dass die Spieler selbst keine starke Lobby oder Interessenvertretung haben. Ein Weltmeister Jeff Shulman könnte mit dem damit verbundenen Medieninteresse zumindest gesteigerte Aufmerksamkeit auf diesen wunden Punkt lenken. Die repräsentative Rolle des Weltmeisters ist schon sehr wichtig, da er auch bei „Nichtpokermedien“ auf erhebliches Interesse stößt.

7. Wie würdest du das Turnier angehen, wenn du Chipleader Darwin Moon wärst?

Ich würde mit seinen „bescheidenen“ Pokerkenntnissen in erster Linie die Short-Stacks attackieren und möglichst Preflop-Entscheidungen suchen. Dann muss er sich nicht mehr allzu viele Gedanken machen. Wenn einer der Short-Stacks openraised, sollte er sofort mit jeder halbwegs passablen Hand all-in gehen.

8. Wie würdest du das Turnier angehen, wenn du auf alle anderen eine große Edge hättest (wie Phil Ivey) aber im Chipcount nur 7. bist und sechsmal weniger Chips hast, als der Chipleader?

Hat er wirklich auf alle anderen eine so große Edge? Gegen Leute wie Akenhead oder Shulman ist die Edge zwar vorhanden, aber nur gering. Seine Edge würde sich erst dann ernsthaft bemerkbar machen, wenn er mit seinen Chips über Average liegt. Er muss relativ zügig im Turnier einen Showdown zum Double Up gewinnen. Mit ständigem Stehlen der Blinds geht bei seinem Ausgangs-Chipcount nicht viel, da er für die großen Stacks keine fundamentale Bedrohung darstellt. Für ihn gilt bei dieser Ausgangslage der gleiche Satz wie bei allen anderen Pokerspielern auch: Er braucht zumindest am Anfang Kartenglück!

9. Hast du irgendwelche Wetten hinsichtlich des Ausgangs am Laufen?

Nein! Alle Spieler mit Ausnahme von Phil Ivey werden wohl die Vorbereitungswochen mit Coaching und Gegneranalyse verbracht haben und zumindest für die Anfangssituation eine präzise Strategie eingehämmert bekommen haben. Entscheidend wird die Tagesform (Lauf) sein und die Set-Ups werden das Turnier entscheiden. Wenn beispielsweise Pocket Asse gegen KK antreten, werden bei den Blinds die Könige preflop kaum gefoldet werden können.
Ich persönlich glaube, dass entweder Moon, Begleiter oder Buchman das Turnier aufgrund des Chipcounts gewinnen werden. Die Quoten zusammen genommen sind aber viel zu schlecht, als dass ich wetten würde.