CAPT Innsbruck: 7. Platz im Main Event

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Es war wieder mal eines jener Turniere, bei denen man denkt, dass Poker wirklich einfach ist. 116 Spieler fanden ihren Weg in den Main Event der CAPT Innsbruck und schon während der ersten Hände ging das große Sterben los. Gleich nach 10 Minuten konnte ich mich verdoppeln. Mit Pocket Königen floppte ich das Topset, während mein Kontrahent seinen getroffen König nicht loslassen wollte und mir am River all seine Chips überließ. Nach einem kurzen Rückschlag über einen verlorenen Coinflip ging es dann stetig weiter bergauf und am Ende von Tag 1 bei noch 20 verbliebenen Spielern war ich unangefochtener Chipleader mit knapp 160.000. Der Average lag zu diesem Zeitpunkt bei 55.000 und der Zweitplatzierte hatte etwa 105.000.

Erinnerungen an den Main Event von Velden aus dem Jahr 2007 wurden sofort wach. Hier hatte ich eine ähnliche Ausgangssituation, am Ende kam ein dreifach geteilter erster Platz heraus. Klarer Fall, dass ich es diesmal noch ein klein wenig besser machen wollte. Zu Mittag an Tag 2 ging ich noch mit Marc Gork (Dritter bei der EPT Dortmund) in der schönen Innsbrucker Altstadt italienisch essen, um mich kurz vor 2 Uhr mit den Worten, „Sorry, ich muss los, muss noch schnell ein Turnier gewinnen“, zu verabschieden.

Tag 2 ging dann auch gleich mit einem Paukenschlag los. Gleich in der dritten Hand calle ich das All in von zwei short Stacks mit Pocket Damen. Einer hält 8 8, während der andere A K umdreht. Die Dame am Flop macht die ganze Sache zu einer kurzen und für mich schmerzlosen Angelegenheit und wir sind nur noch 18 Spieler, während mein Stack auf 196.000 angewachsen ist.

Habe ich wirklich im ersten Satz behauptet, dass Poker einfach ist? Das Gegenteil dieser Aussage musste ich in den folgenden Stunden dann leidvoll erfahren. Nach meiner „zwei auf einen Streich Aktion“ lief buchstäblich überhaupt nichts mehr. Mit „nichts“ meine ich, dass es mir in den folgenden Stunden wirklich kein einziges Mal mehr gelang, auch nur ein Paar im Flop zu treffen. Sicher fand ich bei dem ziemlich tighten Tisch immer noch genügend Spots, um hin und wieder die Blinds und Antes einzusammeln. Aber eben auch aufgrund der tighten Mitspieler machte es reichlich wenig Sinn, nach einem Raise meinerseits mit 9 3 auf das Reraise des Gegners hin nicht zu folden. Und die Leute hatten wirklich Stahlbeton gespielt: Einmal habe ich es tatsächlich geschafft, einen Mitspieler durch ein Reraise mit A 7 offsuit zu vertreiben. Er foldete offen A Q…

Bis schließlich der Finaltisch losging, hatte ich gerade noch Average an Chips. In der Hoffnung, dass sich mit genügend Geduld doch mal hin und wieder eine passable Starthand zu mir verirren würde, fing ich langsam zu taktieren an. Ich konnte mich zwar halten, aber keine einzige echte Konfrontation um vernünftige Stacksizes herbeiführen. Als wir schließlich zu Siebt sind, kommen mir die Pocket Damen, die ich finde, wie eine echte Erleuchtung vor. Bei Blinds von 4000/8000 raise ich im Hijack auf 22.000 und der Cutoff reraist mich all in. Mit den Worten: „Ich denke nicht, dass ich diese Hand noch aufgeben kann“, schiebe ich meine restlichen 100.000 Chips in die Mitte und darf mir die Könige meines werten Mitspielers ansehen. Das war dann auch meine letzte Hand im Main Event. Zwei Turniertage, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Aber vielleicht macht genau jene Unvorhersehbarkeit einen Teil der „Faszination Poker“ aus.

Euer Michael von free-888.com