Das PokerNews Profil: Antonio Esfandiari

Von Nicole Gordon

Als Antonio Esfandiari sich zu Beginn des 2008 EPT Grand Final in Monte Carlo einen überaus hohen Stack erspielt hatte, ging ein Raunen durch den Raum.

Durch den Gewinn dieses Events wäre er der zweite Spieler in der Pokergeschichte, welcher die Poker „Triple Crown“ erhalten würde – ein World Series of Poker Bracelet, ein Sieg bei der World Poker Tour und ein Sieg bei der European Poker Tour. Er bahnte sich den Weg an den Final Table und bewies durch seine Platzierung erneut, daß er ein echter Poker Pro ist. Aber irgendwas war anders an ihm – er war wieder „hungrig“. Nachdem er schon zu Beginn des Pokerbooms so erfolgreich war, hatte sich bei ihm so eine Art Selbstzufriedenheit eingestellt, ihm fehlte einfach der „Biss“. Er hatte zu diesem Zeitpunkt bereits vieles erreicht, er hatte Geld, Ruhm, Erfolg, einen Sponsorvertrag und eine eigene TV-Show. Aber in Monaco merkte man deutlich, daß der alte Antonio wieder zurück war, er hatte seinen „Biss“ wieder gefunden.

Antonio Esfandiari wurde als Amir Esfandiari am 08. Dezember 1978 in Tehran/Iran geboren. Seine Familie wanderte in die USA aus, als er neun Jahre alt war und siedelte sich in San Jose/Kalifornien an. Als er in Kalifornien ankam, redete er kein Wort Englisch, aber er erlernte die Sprache sehr schnell und war in der Schule erfolgreich. Seine Klassenkameraden riefen ihn Anthony anstatt Amir, wohl weil beide Namen mit einem „A“ beginnen. Kurz vor Ende seiner High School feierte er dann lieber Partys anstatt sich mit der Schule zu beschäftigen. Er zog bei seinen Eltern aus und nahm sich ein Zimmer in einem mexikanischen Stadtteil, wo er auch als Bedienung arbeitete. Dort bekam er dann auch seinen heutigen Namen Antonio.

In einer Nacht, als er bediente, führte ihm der Barkeeper des Restaurants einen einfachen magischen Trick vor. Er war völlig fasziniert und ging gleich in den Zaubershop um zu erfahren, wie der Trick funktioniert. Er fing damit an, sich selbst Zaubertricks beizubringen und führte diese den Besuchern im Restaurant vor. Er wurde mit der Zeit immer besser und so konnte er es sich erlauben seinen Job als Bedienung aufzugeben und als Magier zu arbeiten.

In der Zeit in welcher er als Zauberer arbeitete, hatte er einen Zimmergenossen, welcher seinen Lebensunterhalt durch Pokerspielen bestritt. Eines Tages lud er Antonio ein, mit ihm zusammen in ein Casino zu gehen, wo Esfandiari an einem Turnier teilnahm, bei welchem er allerdings relativ früh ausschied. Aber der Funken war übergesprungen, Antonio war von dem Spiel begeistert. Zusätzlich zu seinem Job als Zauberer, begann er eine Menge Zeit damit zu verbringen in den Casinos rund um die Bay Area Cash-Games zu spielen.

Im November 2002 schaffte er es beim ersten Event der World Poker Tour – dem USD 3.000 Buy-In 49’er Gold Rush Bonanza im Lucky Chances Casino/San Francisco – bis an den Final Table. Am Tisch demonstrierte er immer wieder seine ausgefallenen Chip-Tricks und unterhielt sich ausgiebig mit seinem Kontrahenten Phil Hellmuth. Letztendlich belegte er den 3. Platz bei diesem Event und sein Spiel wurde national im TV übertragen. Im darauf folgenden Sommer reiste er nach Las Vegas und nahm an der WSOP teil, wobei er den 5. Platz beim USD 2.000 No-Limit Holdem Event belegte, das Preisgeld betrug USD 34.060.

Im Februar 2004 gewann Antonio Esfandiari die L.A. Poker Classic, wodurch er seinen ersten World Poker Tour Titel und ein Preisgeld von über USD 1,4 Millionen erhielt. Nur eine Woche später saß er am TV Table der WPT Invitational, wo er letztendlich den 6. Platz belegte. Im Sommer des Jahres 2004 gewann er auch sein erstes WSOP Bracelet, als er sich den Sieg beim USD 2.000 Pot Limit Holdem Event sicherte. Sein Name war in aller Munde und er nahm an einigen TV-Pokershows teil: „Poker Royale“, „Battle of the Sexes“, „Poker Superstars Invitational“, „William Hill Poker Grand Prix“, „Poker Nations Cup“, „High Stakes Poker“ und „Poker After Dark“. Außerdem zeichnete er während dieser Zeit 2 Staffeln seiner eigenen TV-Show „I Bet You“ auf. Das MOJO Netzwerk, welches Esfandiari präsentierte und sein bester Freund, der Poker Pro Phil „The Unabomber“ Laak, machten während dieser Zeit unglaubliche Prop Bets auf Antonio.

Im April 2008 saß Antonio Esfandiari am Final Table des EPT Grand Final in Monte Carlo. Wenn seine Q-Q gegen A-10 einen Tag vorher gehalten hätte, wäre er am 2. Tag als Chipleader gestartet, aber obwohl er diesen Bad Beat hinnehmen musste (er bezeichnete seine Bad Beat übrigens später als seinen besten Moment im Turnier) belegte er letztendlich den 8.Platz, wofür er ein Preisgeld in Höhe von USD 265.835 erhielt.

Esfandiari lebt in Las Vegas, wo man ihn oft dabei beobachten kann, wie er das Nachtleben der Stadt in vollen Zügen geniest. Momentan ist er auf reisen, er nimmt an einigen größeren Events teil und wird bei der 5. Staffel „High Stakes Poker“ auf GSN zu sehen sein.