Legenden im Poker: Gus Hansen

Von Frank van der Weck

Gustav Hansen wurde am 13. Februar 1974 in der Nähe von Kopenhagen geboren und wuchs auch in der Nähe der skandinavischen Hauptstadt auf. Der junge Gus war ein sehr sportlicher Junge, er spielte Fussball, Tennis und war aktiver Leichtathlet. Er gewann in seiner Altergruppe sogar die dänischen Tennis Meisterschaften. Wenn er mal keinen Sport machte, beschäftigte er sich mit seiner Schule, im speziellen mit Mathematik. Der Däne war von allem fasziniert, was irgendwie mit Mathematik zu tun hatte.

Ein Mathematikfan zu sein, ist natürlich eine großartige Sache für einen Pokerspieler. Während eines Sommerlagers, an welchen er als Kind sehr oft teilnahm, kam er das erste Mal mit Poker in Kontakt. Er spielte gegen die anderen Kinder im Sommerlager, meistens um das Münzgeld und stellte sehr schnell fest, daß Pokern ihm sehr viel Spaß machte. Als er später in der Schule war, kam er in Kontakt mit Backgammon und dieses Spiel faszinierte ihn noch mehr. Er nahm dieses Spiel sehr ernst, überlegte sich immer neue Taktiken und versuchte sein Spiel fortwährend zu verbessern. Er hoffte irgendwann hauptberuflich Backgammon spielen zu können und war sich bewusst, daß er in diesem Fall in die USA auswandern müsste. Als er 19 Jahre alt war, zog er nach Santa Cruz/Kalifornien. Überraschenderweise spielte er in den örtlichen Clubs Poker anstatt Backgammon. Er hatte jedoch keinen wirklich guten Start und war schon bald auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt.

Bevor er allerdings weiter an seiner Karriere arbeiten konnte, musste er zuerst 9 Monate Zivildienst in Dänemark ableisten. Nach seinem Militärdienst kehrte er in die USA zurück, entschloss sich aber nicht mehr an die Westküste zu ziehen, sondern zog nach New York. Dort konzentrierte er sich auf das Backgammon und Gin Rummy, gab das Spiel aber wieder nach kurzer Zeit auf, da in den Backgammon Turnieren nichts los war. Er hatte gehofft, hauptberuflich Backgammon zu spielen, konnte aber trotz seiner Erfolge bei den Backgammon Turnieren nicht genug Geld verdienen, um davon zu leben. Nachdem Gus Huck Seed und Phil Laak bei einer Backgammon Tour kennen lernte, entschloss er sich zukünftig wieder mehr Poker zu spielen. Die Beiden brachten ihm No Limit Holdem bei und ohne wirkliche Spielerfahrung startete er bei der WSOP 1996. Obwohl oft gesagt wird, daß Gus ein Naturtalent wäre, war sein Debüt bei der WSOP nicht sehr erfolgreich. Seine fehlende Erfahrung führte dazu, daß er nicht sehr lange im Turnier blieb.

Seine fehlende Erfahrung wirkte sich aber nicht auf Hansen’s Motivation aus, das Spiel zu beherrschen und den perfekten Spielstil zu finden, um beim Pokern Geld zu gewinnen. Er stellte sehr schnell fest, daß er seinen Spielstil verändern musste und so wurde er zu dem Gus Hansen, welchen wir heute kennen. Er entschied sich dann, das Backgammonspiel komplett aufzugeben und sich voll auf Poker zu konzentrieren. Er reiste regelmäßig nach Las Vegas, weil er wohl der Meinung war an der Ost-Küste, an welcher er immer noch wohnte, gäbe es nicht genug gute Spiele. Sein Spielstil führte dazu, daß er an den Spieltischen in Las Vegas mit sehr hohen Swings zu kämpfen hatte. Obwohl er sehr oft verlor, gewann er das Geld meistens in der gleichen Session wieder zurück. Seine Gegenspieler bezeichneten seinen Spielstil als absolut unvorhersagbar. Er konnte jede Hand spielen, als hätte er Asse und wenn man am Schluss dachte er hätte nichts, deckte er dann meistens wirklich Asse auf. Die meiste Zeit spielte er Cash Games, zusätzlich spielte er aber auch ab und an ein Turnier.

Als die World Poker Tour im Jahr 2002 startete entschied sich Gus mal eine Pause von den Cash Games zu machen und registrierte sich für die Diamonds World Poker Classics. Es stellte sich heraus, daß dies eine hervorragende Entscheidung war, da der Däne letztendlich das Main Event gewann. Am Final Table konnte er sich gegen Spieler wie z.B. Freddy Deeb, John Juanda und Scotty Nguyen durchsetzen. Das Preisgeld in Höhe von USD 556.000 war Hansen’s erstes Preisgeld bei einem großen Live Event und bedeutete für ihn den Durchbruch in der Pokerszene. Ein Jahr später stellte Gus unter Beweis, daß sein Gewinn kein Glückstreffer war. Im Februar 2003 gewann er die WPT L.A. Poker Classics, wofür er ein Preisgeld von über USD 500.000 erhielt. Danach wurde der Däne in der Online Pokerszene aktiv und eröffnete seinen eigenen Poker-Room, welcher den Namen „Pokerchamps.com“ trug. Der Poker-Room startete sehr erfolgreich und wurde zwei Jahre später von Betfair für 13 Millionen Dollar übernommen. Gleichzeitig nahm Gus auch weiterhin an den großen Turnieren teil. Im Dezember 2003 wurde er 3. bei den Five Diamonds World Poker Classics, und nur einen Monat (Januar 2004) später gewann er das PokerStars Caribbean Adventure und sicherte sich seinen dritten WPT Titel. Sein Spielstil und seine Persönlichkeit, machten ihn bald zum einem der bekanntesten Spieler der Pokerszene.

Zwei Monate später gewann er sein erstes WSOP Preisgeld, als er beim Main Event den 150 Platz belegte. Erstaunlicherweise ist dies eines der besten Ergebnisse von Gus bei der WSOP, es scheint so als würden der Däne und die WSOP irgendwie nicht harmonieren. Er gewann zwar bei der WSOP 2007 und bei der WSOP 2008 jeweils Preisgelder, war aber immer sehr weit vom Final Table oder vom Gewinn eines Bracelet’s entfernt. Dafür läuft es bei den WPT Events umso besser, er hat zwar seit 2004 kein weiteres WPT Event gewonnen, saß aber während dieser Zeit insgesamt 7 Mal am WPT Final Table. Nachdem er PokerChamps verkauft hatte, wurde er Mitglied im Full Tilt Poker Team, bei Full Tilt Poker spielt er an den High Stakes Tischen und hat sogar zwei eigene Tische. Einer davon ist ein Pot Limit Omaha Deepstack Spieltisch (Gus City) mit 200 USD/400 USD Blinds, der andere Tisch (Gus Heaven) ist ein NLHE Spieltisch mit Blinds in Höhe von 500 USD/1000 USD. Wenn man den Statistiken glauben kann hat Gus im Jahr 2008 ca. 1,5 Millionen Dollar Online gewonnen.

Obwohl er immer noch sehr viel Zeit an den Cash-Game Tischen verbrachte, konnte er trotzdem weitere Turniererfolge verzeichnen. Im Jahr 2007 nahm er an den Aussie Millions in Melbourne teil, welches er letztendlich gewann (Preisgeld: 1,2 Millionen Dollar). Während dieses Event machte Gus sich bei jeder Hand Anmerkungen auf sein Diktiergerät. Diese Anmerkungen dienten später als Grundlage für ein Buch mit dem Namen „Every Hand Revealed“, in welchem Gus seine Leser Hand für Hand durch das Turnier führt und den Lesern den Prozess erläutert, durch welchen er das Turnier letztendlich gewonnen hat, geschrieben.

Aber das höchste Preisgeld sollte er erst später gewinnen. Im April 2008 spielte er in einem USD 25.000 WPT Championchip Event und obwohl er nur den 2.Platz nach David Chiu belegte, erhielt er ein Preisgeld in Höhe von USD 1.714.800, wodurch seine Gesamtturniergewinne auf 7,2 Millionen Dollar stiegen. Er bevorzugt aber immer noch Cash-Games. Jeder hat bestimmt schon mal von der Hand gehört, welche Gus in einer High Stakes Poker Folge (Season 2) gegen Daniel Negreanu gespielt hat. Bei dieser Hand kam es zu einem der größten Pötte der TV-Geschichte. Hansen hatte 5er Quads und Negreanu ein Full House, der Pot betrug USD 575.000.