WSOP 2008: Sebastian Ruthenberg triumphiert nach einem dramatischen Duell

Sebastian Ruthenberg hat es tatsächlich geschafft! In seinem ersten Liveturnier im Seven Card Stud Hi-Lo hat die Luckbox aus Hamburg nicht nur sein erstes Bracelet, seinen ersten Titel als World Champion und USD 328.756 gewonnen, sondern ließ auch die komplette Weltelite hinter sich.

Der PokerStars ShootingStar verwies unter anderem Marcel Luske, Annie Duke, Steve Sung, Howard Lederer, David Benyamine, Allen Cunningham, Team-PokerStars-Pro Barry Greenstein und Cyndy Violette auf die Plätze und setzte sich zum krönenden Abschluss in einem packenden Heads-up-Duell gegen den haushohen Favoriten am Finaltisch, Chris Jesus Ferguson, durch.

Das Finale der letzten acht Spieler begann pünktlich um 17 Uhr Ortszeit in Las Vegas und die deutschen Pokerspieler und Fans, die durch den Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Portugal ohnehin bester Laune waren, waren auch im Amazon Room zahlreich vertreten, um Sebastian Ruthenberg, der als Chipleader mit 663.000 an den Finaltisch kam, den Rücken zu stärken.

Zu Beginn sorgten Bob Lauria und Marcel Luske für Schlagzeilen. Lauria baute seine 40.000 Chips schnell auf 270.000 aus. Bei Luske dagegen war es das erwartete Auf und Ab, denn er beteiligte sich wie gewohnt an vielen Pots und nahm mit Bob Beveridge (Platz acht für USD 36.801) auch den ersten Spieler vom Tisch.

Dennoch hatte man als Zuschauer von Beginn an den Eindruck, dass der Sieg nur über zwei Spieler gehen würde. Chris Ferguson und Sebastian Ruthenberg spielten viel kontrollierter und konzentrierter. Der große Unterschied zu den anderen Spielern war vor allem, dass sich beide auch frühzeitig aus schwierigen Händen verabschiedeten und dadurch eine Menge Chips einsparten. Ferguson schien schnell zu merken, dass Ruthenberg wohl sein gefährlichster Gegner am Tisch war, denn er vermied es, sich mit dem Deutschen auf Spielereien einzulassen.

Nach und nach mussten dann Steve Sung (Platz sieben für USD 46.001), Alessio Isaia (Platz sechs für USD 58.268) und Annie Duke (Platz fünf für USD 73.602) ihre Stühle räumen. Marcel Luske riskierte weiterhin viel zu viel, lief seinen Draws hinterher und schied schließlich auf Rang vier aus, was ihm USD 95.069 einbrachte.

Bei noch drei verbliebenen Spielern führte Ferguson (1.340.000), vor Lauria (685.000) und Sebastian (550.000). Doch schnell stellte sich heraus, dass Lauria überhaupt nicht mithalten konnte. Auch die in Sachen Fans hatte Sebastian klar die Nase vorn, denn neben den Bewohnern des Luckbox-Hauses waren natürlich auch die Teams von PokerToday und IntelliPoker sowie viele Pokerspieler aus dem deutschsprachigen Raum an der Rail vertreten und unterstützten den Hamburger so lautstark, dass Interessierte allein anhand der Lautstärke immer genau Bescheid wussten, wenn Sebastian einen Pot einstrich.

Lauria rutschte dann sogar unter die Marke von 100.000 Chips und konnte sich nur mit viel Dusel zurück auf 250.000 kämpfen. Das war allerdings nur ein Strohfeuer, denn eigentlich spielten Ruthenberg und Ferguson bereits heads-up, während Lauria brav seine Ante in die Mitte schob. Im 27. Level war dann das Ende der Fahnenstange für Bob Lauria erreicht. Ferguson nahm ihm mit einem Full House vom Tisch und für den Spieler aus Westhaven (US-Bundestaat Connecticut) blieb ein Preisgeld in Höhe von USD 125.737.

Das Heads-up war erreicht und jetzt prallten zwei Spieler aufeinander, die absolut auf Augenhöhe waren. Die langjährige Erfahrung seines Gegenübers Ferguson machte Sebastian mit seiner druckvollen und klugen Spielweise wieder wett und bereits nach zwei Händen hielt er einen massiven Chiplead mit zwei Millionen zu 610.000 in Chips. Mit einem Drilling Asse gegen drei Fünfen hatte er sich den bis dahin größten Pot geschnappt, da kein Spieler ein Low traf.

Aber Chris Ferguson gab sich natürlich nicht so einfach geschlagen. Die Betting-Limits stiegen auf 60.000/120.000, der fünffache Bracelet-Gewinner schöpfte langsam, aber stetig immer mehr Chips des Hamburgers ab und ging sogar in Führung (2:1 in Chips). In der letzten Hand vor dem letzten Break schlug Sebastian aber wieder zurück, zwei Paare waren genug, um sich einen Pot mit 600.000 Chips zu sichern.

Direkt nach der Pause entwickelte sich das Ganze dann zu einem echten Drama. Versteinert und schockiert stand die deutsche Fangemeinde hinter den Absperrungen, nachdem Sebastian Ruthenberg innerhalb von drei Händen fast alle sein Chips abgegeben hatte. 180.000 waren ihm noch geblieben und wenig später war er zum ersten Mal in diesem Finale all-in! Mit einem Paar Fünfen (10 [key:card_diamonds] 5 [key:card_clubs] 5 [key:card_diamonds]) bekam er seine restlichen Chips in die Mitte, Ferguson callte mit 7 [key:card_diamonds] 8 [key:card_spades] 3 [key:card_diamonds], konnte sich aber bis auf eine weitere Drei nicht verbessern, während Sebastian unter großem Jubel sogar noch ein zweites Paar gedealt bekam.

Es folgte das zweite All-in. Wieder streckten sich die Railbirds ganz weit nach vorn, um sehen zu können, welche Karten auf dem Tisch lagen und wieder brach am Ende der Hand ein Jubelsturm aus. Die Bracelet-Gewinner Katja Thater, Jens Vörtmann und Michael Keiner sowie Alex Jung, Florian Langmann, Nico Behling, Chris Niesert oder Cort Kibler-Melby rissen jubelnd die Arme hoch, denn Ferguson hatte auf der letzten Straße seinen Flushdraw, ein zweites Paar und den Lowdraw verpasst, was gleichzeitig bedeutete, dass Sebastian wieder knapp eine Million in Chips hielt.

Die Spannung stieg ins Unerträgliche und nur wenig später lag die Luckbox wieder deutlich vorn, denn mit zwei Paaren Asse verdoppelte er gegen zwei Paar Zehnen und war plötzlich wieder mit fast zwei Millionen Chips in Führung. Die Luckbox war obenauf und diesmal gab es kein Entrinnen mehr für Chris Jesus Ferguson, der nur noch ein paar Chips hielt, als die alles entscheidende Hand gespielt wurde.

Auf der fünften Straße war Ferguson mit (A 9) 5 [key:card_spades] A [key:card_diamonds] 4 [key:card_hearts] all-in, Ruthenberg hielt (6 2) 7 [key:card_clubs] 4 [key:card_spades] Q [key:card_spades], bekam dann eine weitere Vier, Ferguson einen Jack. Als Sebastian seine verdeckte Rivercard aufdeckte, stieg die Spannung und mit einer weiteren Sieben waren die Asse von Ferguson geschlagen. Der ließ sich Zeit, schaute seelenruhig unter seine Karte und benötigte mindestens ein zweites Paar. Als er dann 3 [key:card_spades] umdrehte, rissen Sebastian und seine vielen Fans jubelnd die Arme hoch. Die große Überraschung war perfekt und Sebastian Ruthenberg World Champion im Seven Card Stud Hi-Lo!

Die beiden Kontrahenten gaben sich fair die Hand, Ferguson gratulierte Sebastian zu seiner sensationellen Leistung („Du hast wirklich sehr gut gespielt!“) und überließ dem Gewinner die große Bühne.

Das Ergebnis von Event #33:

Teilnehmer: 261
Buy-in: USD 5.000
Preispool: USD 1.226.700
Bezahlte Plätze: 24

1. Sebastian Ruthenberg USD 328.762
2. Chris Ferguson USD 202.405
3. Bob Lauria USD 125.736
4. Marcel Luske USD 95.069
5. Annie Duke USD 73.602
6. Alessio Isaia USD 58.268
7. Steve Sung USD 46.001
8. Bob Beveridge USD 36.801