Isaac Baron – Auf den Spuren eines Phänomens

Dass Poker eigentlich kein Glücksspiel sein kann, weil sich an den Final Tables der Welt meistens die gleichen Nasen tummeln, ist ein Fakt, den wir an dieser Stelle gern mal wieder in Erinnerung rufen. Jüngstes fleischgewordenes Beispiel ist Isaac Baron aus Menlo Park (US-Bundesstaat Kalifornien), übrigens jener Ort, in dem der legendäre Erfinder Thomas Alva Edison 1879 die weltweit ersten von ihm erfundenen Glühbirnen installiert hatte.

Mit seinen 20 Jährchen darf Isaac in seinem Heimatland noch nicht mal in die Nähe eines Casinos, was also liegt näher, als sich auf den liberaleren karibischen Inseln und bei den lukrativen europäischen EPT-Events mit den Stars der Szene zu messen. Erstmals tauchte Isaac, damals gerade 18 Jahre alt, im Januar 2006 bei einem Liveturnier auf. Beim PokerStars Caribbean Adventure kam der junge Mann auch prompt ins Geld; als 35. konnnte er exakt USD 13.500 in Empfang nehmen. Einige Monate später nahm Isaac an den Nordamerikanischen Pokermeisterschaften in Kanada teil, wurde bei diesem WPT-Event 18. und fügte seiner bis dahin ohnehin schon stattlichen Bankroll weitere USD 62.781 hinzu. Es folgten zwei weitere kleinere Cashes beim PCA 2007 und beim Turks & Caicos Poker Classic sowie die Entscheidung, das kurz zuvor begonnene Journalistikstudium an den Nagel zu hängen und komplett auf Poker-Pro umzusatteln.

Zuerst galt es Nackenschläge zu verdauen: Beim Grand Final der EPT in Monaco 2007 hatte Isaac Baron gar keinen Auftrag und flog bereits an Tag 1A aus dem Turnier. Was er sicher verschmerzen konnte, denn seine Onlinetriumphe unter dem PokerStars-Nick westmenloAA waren zu diesem Zeitpunkt bereits legendär. Dazu aber später mehr.

Unbeeindruckt kaufte sich der junge Amerikaner vor drei Wochen in die EPT San Remo ein, wurde stolzer Elfter und strich dafür USD 37.680 ein. Mit einem auf PokerStars gewonnenen Ticket nahm er eine Woche später erneut am Grand Final in Monte Carlo teil und sorgte nun auch in der Welt der Liveturniere endgültig für Furore. Isaac spielte im Fürstentum derart souverän auf, dass Kollege Brandon Schaefer regelrecht ins Schwärmen geriet: „Isaac ist definitiv der beste Spieler im Turnier und klarer Favorit“. Ganz konnte Baron diese Erwartungen nicht erfüllen: Nach einem konstant starken Auftritt am Final Table musste er am Ende mit [Ace] [Queen] gegen die Pocketrockets des späteres Siegers Glen Chorny als Viertplatzierter die Segel streichen. Mit EUR 589.000 – seinem bisher mit Abstand größten Fischzug – wurde Isaac das Ausscheiden versüßt.

Bei Deepstack-Turnieren im Internet ist westmenloAA regelrecht gefürchtet. Seine Onlinestatistik ist absolut beneidenswert und wird allenfalls von Cracks wie dem italienischen Pro Dario Minieri erreicht. Als gerade mal 17-Jähriger versuchte sich Isaac bei diversen USD 20-Turnieren auf PokerStars – und zahlte erstmal Lehrgeld. Bis Mitte 2005 ging für den Youngster praktisch gar nichts. Es dauerte bis August 2005, bis Isaac sein erster nennenswerter Coup gelang: In einem USD 22-Turnier mit 838 Teilnehmern holte er sich den Sieg und damit über USD 4.100. Das frisch gewonnene Geld verballerte er sogleich, indem er seine Limits deutlich erhöhte. Plötzlich durften es auch mal USD 100 oder USD 200 Eintrittsgebühr sein. Die Bankroll schrumpfte dabei wie Butter in der Wüstensonne. Ende 2005 war Isaac so shortstacked, dass er sich sogar in USD 3-Turniere einkaufte!

Sein furioser Aufstieg begann erst nach dem erwähnten PCA-Auftritt im Januar 2006. Plötzlich war westmenloAA Dauergast in den Siegerlisten. Die Bankroll wuchs durch regelmäßige Einzelgewinne im vier- bis fünfstelligen Bereich zusehends an, im gleichen Maße erhöhte Isaac seine Limits. Buy-ins in Höhe von über USD 500 waren nun keine Seltenheit mehr, zwischendurch ließ der junge Mann auch mal USD 2.600 springen, um sich mit Größen wie Annette Obrestad und Brandon Schaefer zu messen. Die Tausender wanderten im Schweinsgalopp nach Menlo Park. Bis Ende des Jahres 2006 verbuchte Isaac nur bei PokerStars-Turnieren ein Plus von über USD 200.000!

Das Ganze wurde schleunigst getoppt: Am 28. Januar 2007 gewann Isaac Baron das Quartalsfinale der Sunday Million (Buy-in USD 530) und sackte mal eben über eine Viertelmillion Dollar ein, also mehr als er bis dahin zusammen gewonnen hatte. Im Jahr 2007 stand unterm Strich ein Profit von über USD 650.000, Cashgames und (gerüchteweise ähnlich hohe) Gewinne bei anderen Pokeranbietern nicht mitgerechnet!

Wegen der beiden erwähnten Live-Events konnte Isaac in den letzten vier Monaten nicht ganz so viel online zocken. Sein jüngster Profit, wohlgemerkt gerechnet seit 24. Dezember 2007, beläuft sich dennoch auf schlappe USD 105.000 …

Die Zukunft für einen der besten Pokerspieler der Welt – ob online oder live – sieht nach unseren Prognosen rosig aus. Demnächst wird Isaac Baron 21 Jahre alt, dann darf der Maserati-Fahrer und frischgebackene Besitzer einer Villa in Los Gatos (US-Bundesstaat Kalifornien) also auch endlich legal ein Bierchen zischen und bei Turnieren in seiner Heimat mitspielen. Mit Sicherheit wird der leicht pummelige Kalifornier schon bald von einem potenten Sponsor entdeckt und dann könnte die jetzt schon erstaunliche Ära westmenloAA weiteren Auftrieb bekommen.