Interview mit Detlef Brose, CEO der Grand Casino Baden AG und der Stadtcasino Baden AG

Reinhold Schmitt
ISA-GUIDE Chefredakteur (V.i.S.d.P.)
E-Mail: info@isa-guide.de


ISA-GUIDE spricht mit Direktoren, Managern, Aktionären und Persönlichkeiten aus der Spielbank- und Casinobranche. ISA-GUIDE hinterfragt Aktuelles und Interessantes für Sie.

Detlef Brose
Detlef Brose
Heute im Interview:
Detlef Brose, 52, ledig, CEO der Grand Casino Baden AG und der Stadtcasino Baden AG, Verwaltungsrats-Mitglied der Casino Davos AG, Vorstandsmitglied beim Schweizer Casino Verband und Beiratsmitglied der Merkur Spielbanken Sachsen-Anhalt GmbH.

Chefredakteur Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Seit wann sind Sie in der Spielbranche?

Detlef Brose: Ich bin seit Juli 1986 in der Spielbankenbranche tätig.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Welche Funktion üben Sie heute aus?

Detlef Brose: Als CEO der Grand Casino Baden AG und der Stadtcasino Baden AG nehme ich ausserdem die Funktionen als Verwaltungsrats-Mitglied der Casino Davos AG, als Vorstandsmitglied beim Schweizer Casino Verband und als Beiratsmitglied der Merkur Spielbanken Sachsen-Anhalt GmbH wahr.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Welche Gesellschaften sind der Stadtcasino Baden AG angeschlossen.

Detlef Brose: Der Stadtcasino Baden AG gehören folgende Gesellschaften an: Die Grand Casino Baden AG (100%), die Casino Davos AG (90%), die Trafo Baden Betriebs-AG (50%), die Merkur Spielbanken Sachsen-Anhalt GmbH (25%) und die Plaza 3 Entertainment Development AG (67%).

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Wo liegen für Sie die markantesten Veränderungen im Bereich der Spielbanken?

Detlef Brose: Die elementaren Veränderungen betrafen in den letzten 30 Jahren die Entwicklung im Slot-Bereich und die zunehmende Digitalisierung des Geldspielangebotes.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Was zeichnet das Grand Casino Baden besonders aus?

Detlef Brose: Es gibt mehrere Gründe, die das Grand Casino Baden besonders auszeichnen. Sicher ist es der Charme des historischen Gebäudes sowie dessen innenarchitektonischen Gestaltung. Unsere Gäste schätzen das Ambiente und die vielseitige Unterhaltung, sei es bei Promotionen im Spielsaal oder bei Veranstaltungen in der mit dem Casino direkt verbundenen Eventlocation „Club Joy“ und selbstverständlich unser Spielangebot. Abgerundet wird dieses Unterhaltungsangebot von unserer Gastronomie. Unsere strategische Ausrichtung „House of Entertainment“ ist somit für uns elementar. Und nicht zuletzt können wir auf sehr gute und motivierte Mitarbeitende zählen, die Tag für Tag mit hoher Service- und Fachqualität im Grand Casino Baden präsent sind.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Welche Spiele werden in ihrem Haus angeboten?

Detlef Brose: Es werden Roulette, Black Jack, Poker und Automaten-Spiele angeboten, bei Bedarf auch Punto Banco, Baccara und mehrere Pokerturniere pro Jahr.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Ist Ihrer Ansicht nach eine Marktsättigung bei Casinos in Europa erreicht?

Detlef Brose: In der Tat hat die Casinobranche in den letzten Jahren in zahlreichen europäischen Ländern erhebliche Umsatzverluste hinnehmen müssen. Auch in der Schweiz ging der BSE seit 2007 um einen Drittel zurück. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Neben Rauchverboten, teilweise unsinnigen aufsichtsrechtlichen Verschärfungen sind die Hauptgründe die immer weiter fortschreitenden Ausdehnung des Online-Gaming und besonders in der Schweiz die Ausuferung des illegalen Spiels. Somit ergibt sich diese Umsatzkrise nicht aus Gründen einer Marktsättigung, sondern ist vor allem auf regulatorische Eingriffe und zunehmende Konkurrenz zurückzuführen. Grotesk ist dabei, dass der Konzessionsgeber zur besseren Kontrolle und Steuermaximierung Oligopole schafft, diese mit hohen Spielbankenabgaben belegt und gegen die zum Teil mafiösen Betreiber der illegalen Etablissements viel zu wenig unternimmt. Was die Zukunft angeht, bin ich sogar der Meinung, dass der übergeordnete Geldspielmarkt in den deutschsprachigen Ländern aufgrund der mittelfristigen Auswirkungen der Alterspyramide wachsen wird. Die Aufgabe der Casinobranche in dieser Phase ist es, möglichst viele Markanteile zu halten bzw. diese auszubauen.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Automatenspiele erlangen allein durch ihre technische Innovation immer größere Beliebtheit. Ist das klassische Spiel nicht mehr attraktiv?

Detlef Brose: In einigen Ländern erreicht der Anteil des Automatenspiels bereits 80% am Gesamt-BSE-Volumen. Die Slots haben aufgrund der kurzen Spieldauer, hohen Gewinnmöglichkeiten bei gleichzeitig niedrigen Einsatzmöglichkeiten bzw. Hemmschwellen und permanenten Innovationen einen Vorteil gegenüber den klassischen Spielen. Dennoch glaube ich an die Zukunft des Tischspiels und dessen generelle Attraktivität. Leider ist es in der Schweiz zurzeit kaum möglich, klassische Spiele neu oder Varianten zu entwickeln. Dies wird aber nach jetzigem Stand des neuen Schweizer Geldspielgesetzes ab 2019 voraussichtlich der Fall sein.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Die Spielautomaten folgen Trends. Ist für Sie das stetige Anpassen an neueste Generationen sinnvoll oder steht mehr die Spielgewohnheit im Vordergrund?

Detlef Brose: Dies hält sich aus meiner Sicht die Waage. Zum einen müssen die Casinos in der zumeist vorhanden Oligopol-Situation neuen Trends folgen und den Slotpark laufend mit neuen Typen und Spielen modernisieren. Auf der anderen Seite wissen wir, wie unangenehm es ist, langjährigen Gästen ihren Lieblingsautomaten aus dem Spielangebot zu entfernen, weil es z.B. keine Ersatzteile für diesen mehr gibt oder der Slottyp nicht mehr kompatibel zum neuen Online-System passt.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Sehen Sie Möglichkeiten, die Attraktivität von Spielstätten zu erhöhen, auch durch Änderungen seitens des Gesetzgebers?

Detlef Brose: Der Gesetzgeber muss aus meiner Sicht für klare und kohärente Regularien im gesamten Geldspielmarkt Sorge tragen. Wichtig ist zudem, dass Innovationen generell und ohne unsinnige Auflagen möglich sind, und die Gesetze flexibel genug für Markt- und Angebotsänderungen sind. Dies alles natürlich unter Beachtung der sozialpolitischen und sicherheitstechnischen Anforderungen. Zudem ist auf eine für alle Anforderungsgruppen attraktive Steuerpolitik zu achten. Die Casinobranche hat dagegen die Aufgabe, die Attraktivität ihres Angebotes hoch zu halten bzw. weiter zu entwickeln. Dies ist allerdings mit sinnvollen Rahmenbedingungen möglich. Leider gelingt dies den Gesetzgebern nur in seltenen Fällen.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Turniere sind ein attraktives Special wie zum Beispiel das Poker oder Black Jack. Sehen Sie hier Handlungsbedarf?

Detlef Brose: Spielturniere sind aus unserer Sicht elementar für die Abrundung des Spielangebotes, besonders im klassischen Sektor. Im Grand Casino Baden bieten wir jedes Jahr über 500 Pokerturniere an. Hinzu kommen zahlreiche Spielpromotionen und Turniere in den anderen Spielbereichen.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Gut geschultes Personal ist das Nonplusultra im Spielbanken-Sektor. Wie sieht bei Ihnen die Aus- und Fortbildung der Beschäftigten aus?

Detlef Brose: Die Aus- und Fortbildung beginnt im Grand Casino Baden bereits bei der Personalgewinnung mittels Einsatz von diagnostischen Auswahlverfahren. Um den besten Gästeservice zu gewährleisten, legen wir grossen Wert auf die Potenziale und Entwicklungsfähigkeiten unserer Mitarbeitenden. Schon in der Einarbeitungsphase wird nebst den obligatorischen Schulungen im Rahmen des Sozialkonzeptes und Geldwäschereigesetzes auch der Ausbildungsbedarf im jeweiligen Fachgebiet ermittelt und kann so strukturiert und sinnvoll bearbeitet werden. Aktiv fördern wir Qualifikationssteigerungen im Rahmen der Fach-, Kommunikations-, Sozial- und Servicekompetenz durch ein breites und modular aufgebautes Ausbildungsprogramm. Auch individuelle Aus- und Fortbildungen haben einen festen Platz im Grand Casino Baden. Wir nehmen zudem als Ausbildungsbetrieb unsere gesellschaftspolitische Verantwortung war und bieten Lehrstellen im Bereich Gastronomie sowie Praktikantenplätze im kaufmännischen Bereich an.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Die wirtschaftliche Talfahrt konnte bislang nicht zum Stillstand gebracht werden. Inwieweit sind auch Ihre Spielbanken betroffen?

Detlef Brose: Seit Beginn der Rezession lagen wir im Grand Casino Baden bis 2012 deutlich besser als der Schweizer Branchentrend. Dann eröffnete unser neuer Hauptkonkurrent in Zürich sein neues Casino und wir verloren, wie erwartet, einen Drittel der Umsätze. Danach lag unser Casino trotz eines inzwischen ein Jahr andauernden Vollumbaus des Badener Hauptverkehrsknotenpunktes auf dem Level der Branche.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Das Internet nimmt zwischenzeitlich einen bedeutsamen Raum im Informationsfluss für Konsumenten ein. Wie sehen hier Ihre Aktivitäten aus?

Detlef Brose: Wir werden noch in diesem Jahr ein Fun-Online-Casino eröffnen. Dies, um Synergien zwischen dem Online-Spiel und unserem klassischen Casino zu nutzen und um uns auf die schweizerische Legalisierung und der damit verbundenen Konzessionierung des Online-Angebotes ab ca. 2019 bestmöglich vorzubereiten.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Immer mehr Spielbanken stellen sich auch dem Problem der Spielsucht und werden damit ihrem gesellschaftlichen Auftrag gerecht. Welche Aktivitäten unterstützen Sie diesbezüglich in Ihrem Unternehmen?

Detlef Brose: Die Schweizer Regularien und Kontrollmassnahmen der hiesigen Eidgenössischen Spielbankenkommission sind vergleichsweise restriktiv. Unser Sozialkonzept untersteht im internationalen Vergleich strengsten Anforderungen und ist nicht, wie in einigen europäischen Ländern ein Feigenblatt zur Beruhigung der Politiker. Das Sozialkonzept des Grand Casino Baden baut nicht nur auf den sogenannten weichen Kriterien der Früherkennung, sondern basiert auch auf einem Alertsystem mit digitalen Kriterien wie Besuchsfrequenz, Spieldauer und -umsatz. In unserem QM-System ist klar festgelegt, wie unsere Mitarbeitenden innerhalb der Früherkennung und eines danach zu erfolgenden Abklärungsprozesses zu verfahren haben. Das Grand Casino Baden führt jährlich über 4‘000 Sozialkonzeptgespräche und registriert ca. 400 Spielsperren pro Jahr. Unsere Mitarbeitenden werden speziell nach Aufgabengebiet und Verantwortung zielgerichtet in Zusammenarbeit mit externen Fachleuten geschult. Unser eigenes, internes Kontrollsystem erfasst nicht nur die statistischen Daten, sondern auch die qualitative Umsetzung unserer Prozesse.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Mit dem Begriff „Spielbanken“ und „Casinos“ verbinden die Konsumenten nicht nur das Ambiente, sondern auch das Glück des grossen Gewinns. An welche grossen Ausschüttungen, die Ihre Gäste erfahren haben, erinnern Sie sich?

Detlef Brose: Im Besonderen erinnere ich mich an die folgenden zwei Gewinne: Im März 2007 fiel im Grand Casino Baden der Swiss Jackpot mit knapp CHF 5 Mio. Ein Gast gewann beim Roulette im Oktober 2010 CHF 2.6 Mio.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Bis vor Jahren galt eine strenge Kleiderordnung beim Besuch von Spielbanken. Zwischenzeitlich gelockert, legen aber trotzdem die meisten Häuser auch heute noch sehr viel Wert auf grosse Abendgarderobe. Wie sehen Sie dies?

Detlef Brose: Diese unsinnige Kleidervorschrift haben wir bereits 2002 zur Eröffnung des Grand Casino Baden abgeschafft. Es ist mir ein Rätsel, weshalb Gäste in ihrer Freizeit immer noch zu einer restriktiven Kleiderordnung gezwungen werden sollen. Natürlich achten wir auf der anderen Seite auf ein gewisses Niveau, dies funktioniert jedoch sehr gut ohne grosse Abendgarderobe als Standard.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an amüsante Begebenheiten während Ihrer Tätigkeit denken?

Detlef Brose: Da ich seit 30 Jahren in der Casinobranche tätig bin, würde es den Rahmen sprengen, über alle amüsanten Begebenheiten zu berichten. Ein Beispiel möchte ich aber aus dem Grand Casino Baden bringen. Am Tage nach einem bewaffneten Raubüberfall mit Schüssen im Basler Casino wurde ich vom internen Sicherheitsdienst informiert, dass sich im Casinofoyer ein merkwürdiger Herr aufhielte. Er tastete die Scheiben unserer Foyerfenster ab und guckte ziemlich enttäuscht drein. Auf Nachfrage gab er an, dass er die Einschusslöcher des Vortages suche.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was fällt Ihnen, mal abgesehen von Reichtum spontan ein?

Detlef Brose: Gesundheit, keine Krankheiten und sportliche Vitalität bis ins hohe Alter.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Wie sieht Ihr freizeitlicher Ausgleich aus?

Detlef Brose: Ich spiele immer noch dreimal pro Woche Fussball, dazu schwimme ich und besuche regelmässig das Fitnessstudio. Leider komme ich im Job zu selten dazu. Im Urlaub hole ich dann aber vieles nach.

Reinhold Schmitt, ISA-GUIDE: Herzlichen Dank für das Gespräch.