BBC deckt auf: Viele britische Spielhallen bleiben ohne Kontrolle

Eine aktuelle Untersuchung der BBC hat gravierende Lücken bei der Glücksspielaufsicht in Großbritannien offengelegt. Demnach haben über 130 Kommunen in England und Wales im vergangenen Jahr keine einzige lizenzierte Glücksspielstätte überprüft – darunter auch zahlreiche Spielhallen und Adult Gaming Centres (AGCs).

Die BBC stützt ihre Recherche auf Daten der Gambling Commission und auf Anfragen im Rahmen der Informationsfreiheit (Freedom of Information Requests) an Kommunalbehörden. Von insgesamt 317 Lizenzbehörden mit mindestens einem Glücksspielbetrieb meldeten 135 keine Inspektionen für den Zeitraum 2024–2025.

Thinktank weißt auf Folgen mangelnder Überwachung hin

Der parteiunabhängige Thinktank "Social Market Foundation" (SMF) bezeichnete viele dieser Betriebe als „sinkholes on the high street“ – also als „Geldgruben in den Einkaufsstraßen“. Laut Dr. James Noyes, leitender Forscher der Stiftung, sind diese Spielstätten besonders häufig in sozial schwachen Stadtvierteln konzentriert.

Noyes fordert hier ein stärkeres Zusammenspiel zwischen Regierung, Regulierungsbehörde und Kommunen:

„Die Verantwortung muss endlich klar definiert werden. Ohne regelmäßige Kontrollen kann niemand garantieren, dass die Regeln eingehalten werden.“

Fehlende Mittel behindern Aufsicht

Der Verband der britischen Städte und Gemeinden (LGA) räumte ein, dass viele Behörden nicht über die finanziellen Ressourcen verfügen, um regelmäßige oder unangekündigte Inspektionen durchzuführen. Dies erschwere es, Regelverstöße oder problematisches Spielverhalten frühzeitig zu erkennen.

Auch die Gambling Commission warnte, dass ohne Vor-Ort-Überprüfungen mögliche Verstöße schwerer feststellbar seien.

Branche weist Kritik zurück

Die British Amusement Catering Trades Association (Bacta), die die Automatenbetreiber vertritt, wies die Vorwürfe entschieden zurück. AGCs seien „sichere, alkoholfreie und streng regulierte Orte“ mit niedrigen Einsatzlimits und klaren Schutzmechanismen.

„Spielhallen in Stadtzentren bieten kontrolliertes, legales Freizeitvergnügen“, erklärte ein Bacta-Sprecher.

Die Organisation betonte, dass Spielautomaten mit niedrigen Einsätzen zu den am strengsten überwachten Spielformen weltweit zählen und ihre Mitglieder aktiv mit den Behörden zusammenarbeiten.

Zunehmende Erträge verstärken politische Debatte

Trotz der Kritik verzeichneten viele AGCs zuletzt steigende Bruttospielerträge (Gross Gambling Yield) – also Einsätze abzüglich ausgezahlter Gewinne. Das heizt die politische Diskussion zusätzlich an: Sowohl Abgeordnete als auch Städtevertreter warnen vor den sozialen Folgen von Glücksspiel und fordern bessere Überwachung und Transparenz.