Bally Wulff Stiftung spendet mobile Tischtennisplatte für Neuköllner Rapper

Das Neuköllner Unternehmen Bally Wulff Entertainment bekennt sich zu seinem Standort Neukölln und gründete dazu eigens die „Bally Wulff Stiftung zur Unterstützung Neuköllner Kinder“. Aus Stiftungsmitteln wird monatlich punktuell ein Jugendprojekt mit einem sportlichen Unterhaltungsgerät unterstützt. Teils werden die Empfänger in Absprache mit dem Bezirksamt ermittelt, teils können sich Jugendprojekte aus Neukölln bei der Stiftung bewerben.

Entsprechend der Vorschlagsliste des Bezirksamts erhielt der Jugendclub „Sunshine Inn“ in der Neuköllner Sonnenallee 273 am Anfang September von der Bally Wulff Stiftung eine mobile Tischtennisplatte. Für den Streetworker Ilyas Yorgun ist dies eine echte Bereicherung für das bereits vielfältige Angebot. Der Jugendtreff Sunshine Inn befindet sich keine 500m östlich des weithin bekannten Estrel Hotels. Dort stößt man auf die sog. „Weiße Siedlung“, einen typischen Komplex der 70er-Jahre mit rund 30 Wohnblocks von 6 bis 14 Etagen, wo ca. 2.000 Familien, insgesamt rund sieben bis achttausend Menschen, leben. Signifikant sind die hohe Arbeitslosigkeit mit 17,8% (9,9% Berliner Durchschnitt), 10,2% Arbeitslose unter 25J. (6,0% Berliner Durchschnitt) und 81,5% Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund (43,1% Berliner Durchschnitt). Diese Zahlen lassen durchblicken, dass es für die beiden Streetworker Ilias Yorgun und Cheikho Rabih eine Menge Arbeit gibt.

„Wir bieten eine große Bandbreite an Aktivitäten, die von Kindergruppen über Box- und Antiagressions-Training für Jugendliche bis hin zu Familiengesprächen und Frauengruppen reicht“, erklärt der 41-Jährige Yorgun. Der gelernte Maschinenschlosser kümmert sich bereits seit 5 Jahren um die Jugendlichen im Kiez und verbringt dabei sehr viel Zeit auf der Strasse: „Das beginnt schon vormittags, wo ich mit den Jungs das Gespräch suche, die sich vor der Schule drücken“. Probleme lösen und Hilfestellung leisten geht dabei für den gestandenen Streetworker bis hinein in die Familien. „60 bis 75% der Kinder haben arbeitslose Eltern und sind trotzdem auf sich selbst gestellt. Die Mischung ist international: Araber, Türken, Libanesen, Roma, Afrikaner und Engländer. Da müssen wir eine Menge bieten, um Vertrauen zu gewinnen, Interesse zu wecken und verantwortliches soziales Verhalten zu trainieren.“ Die Vielfalt der Angebote zeigt, wie engagiert die Streetworker der „Weißen Siedlung“ sind: Kochworkshops, Video-Workshops mit Drehen und Schneiden, Hip Hop, Streetdance, Lyrics und Bauchtanz, Computerkurse, Boxtraining, um nur die wichtigsten Angebote zu nennen. Täglich kommen rund 150-250 Jugendliche, auch von außerhalb: „Die fühlen sich einfach wohl“, meint Yorgun lapidar.

Cheiko Rabih, früher Karosseriebauer und jetzt Streetworker, hat als Boxtrainer mit dem Antiagressionstraining Erfolg, um die überschüssigen Adrenalinschübe der Heranwachsenden in geregelte Bahnen zu lenken. „Allerdings wurde jetzt in unseren Trainingskeller eingebrochen. Sandsäcke, Matratzen, Boxhandschuhe und Springsaile, selbst die Konditionsuhr, alles fehlte. Dass es Jungs aus der weißen Siedlung gewesen sein könnten, glaubt er nicht. „Durch unsere Veranstaltungen sind unsere Einrichtungen weit über die Grenzen der weißen Siedlung hinaus bekannt und ich denke, dass sich unsere Jungs nicht selbst beklauen.“ Jetzt muss wieder für neues Equipment Geld gesammelt werden. Aber Antiagressionstraining ist nicht nur für die Jugendlichen wichtig. „Wir bieten dies auch für die Eltern in drei Trainingseinheiten mit der Überschrift „Zuhören lernen“.

Eines der am meisten beeindruckenden Ergebnisse ist die Rapper-CD „Jungs aus’m Kiez“ mit 15 Titeln. Jeder einzelne würdig, im Radio gesendet zu werden. Abgemischt im eigenen Tonstudio, einem ehemaligen Müllraum, den der Eigentümer der Siedlung kostenlos zur Verfügung stellte. Geplant 2007 wurde das Projekt 2008 mit finanzieller Unterstützung des Berlin Recycling Services sowie der tatkräftigen und sachkundigen Hilfe eines in der Siedlung tätigen Tischlers und natürlich mit Hilfe der vielen hilfsbereiten Hände der Jugendlichen fertig gestellt. Bei der alljährlichen Berliner „Streetdance-Meisterschaaft“ im Mai haben die Jugendlichen aus der wissen Siedlung gute Chancen. Und bei rund 5.000 Besuchern innerhalb von 2-3 Tagen ist man dann auch Wer.

Einfach ist es nicht für die Streetworker, all das zu bewerkstelligen. „Man muss auch wie ein Jugendlicher denken können“, verrät Ilyas Yorgun ein wenig von seiner Vorgehensweise. Auch mit dem Quartiersmanagement (QM) klappt es ganz gut und über den Jugendbeirat bekommen seine Jugendlichen auch eine Stimme im QM-Beirat.

Dass von der Bally Wulff Stiftung unerwartete Hilfe kommt, freut die beiden vom Sunshine Inn. Mit der Tischtennisplatte kann der Innenhof wieder intensiver genutzt werden. Dazu ist nur noch ein Windschutz notwendig. Aber bei all den Erfolgen, die in der Weißen Siedlung bei der Jugendarbeit erzielt wurden, kommt kein Zweifel auf, dass auch dieses Problem gelöst wird.

Bewerbung für ein Sportgerät richten an:
Bally Wulff Stiftung, Maybachufer 48-51, 12045 Berlin
oder
stiftung@bally-wulff.de
Es können sich ausschließlich Institutionen aus Neukölln bewerben.