Prediger der Ekstase schafft Bilder mit soghafter Wirkung

Horst Gläsker präsentiert die Ausstellung „Pinseltanz“ in der Alten Gießerei

Hochwertiges Kunsterlebnis: Horst Gläsker und Angelika Gauselmann freuen sich über die Ausstellung „Pinseltanz“ in der Alten Gießerei. (Foto: Merkur Group)
Hochwertiges Kunsterlebnis: Horst Gläsker und Angelika Gauselmann freuen sich über die Ausstellung „Pinseltanz“ in der Alten Gießerei. (Foto: Merkur Group)
Espelkamp - Horst Gläsker war sichtlich bewegt: „Ich bin völlig platt und total glücklich, dass ihr alle gekommen seid.“ Zur Vernissage seiner Ausstellung „Pinseltanz“ in der Alten Gießerei waren auch etliche Freunde aus seiner Espelkamper Zeit erschienen. Der Künstler hatte sein Abitur am früheren Jung-Stilling-Kolleg gemacht und deshalb von 1970 bis 1973 in Espelkamp gelebt. Schon damals zeigte sich seine rebellische Attitüde, als er kurz vor dem Abitur stehend zwei Schulgebäude mit knallgelber Farbe bepinselte und über das Lehrerzimmer „Vorsicht vor Eintritt in die Unterdrückungsanstalt“ kritzelte. Dieses Unangepasste und Normen Sprengende hat sich Horst Gläsker in seiner Kunst bewahrt. Die abstrakten, farbstarken Bilder entziehen sich dem rationalen Verständnis und fordern den Betrachter auf, sich ohne allzu viel Reflexion auf die Kunstwerke einzulassen. „Die Menschheit ist immer nur durch den Zustand der Ekstase vorangekommen“, erklärt Horst Gläsker. Wie er diesen Zustand auf der Leinwand festhält, können die Besucher nun in der Alten Gießerei erleben, wo 20 seiner Werke zu sehen sind.

Farbstark und eruptiv: Gläskers abstrakte Werke entziehen sich der rationalen Analyse. (Foto: Merkur Group)
Farbstark und eruptiv: Gläskers abstrakte Werke entziehen sich der rationalen Analyse. (Foto: Merkur Group)
„Die Bilder betören mit einer kräftigen Farbpalette und erzeugen einen fast hypnotischen 3D-Effekt“, erläuterte Anke Steinhauer. Die Kunsthistorikerin und Leiterin der Volkshochschule Lübbecker Land attestierte Gläskers Bildern eine „soghafte Wirkung“. Doch so sehr die Werke Ausdruck einer „expressiven Eruption“ seien, so wichtig sei auch das akribische, detailversessene Handwerk. Denn Gläskers Bilder entstehen zwar im Zustand der Ekstase, werden danach aber von ihm abgemalt und teilweise in monatelanger Kleinarbeit auf die Leinwand gebracht. „Das ist sehr meditativ und gehört für mich genauso dazu wie die künstlerische Entgrenzung vorher“, so der 75-Jährige.

Anlässlich des Stadtjubiläums hat Angelika Gauselmann den Düsseldorfer Künstler nach Espelkamp geholt. „Ich bin sehr froh, dass Horst Gläsker sofort von der Idee begeistert war, zu seinen Wurzeln zurückzukehren.“ Schließlich hatte der Maler seine erste Ausstellung in Espelkamp gehabt. Horst Gläsker wurde 1949 in Herford geboren und ist in Hiddenhausen aufgewachsen. Er absolvierte eine Ausbildung als Schaufenstergestalter und war im Herforder Modehaus Klingenthal als Plakatmaler tätig. Doch er fühlte sich zur Kunst und Musik hingezogen, machte sein Abitur in Espelkamp und studierte dann an der Kunstakademie Düsseldorf. Als Schüler von Gerhard Richter und Karl Otto Götz hinterfragte er das tradierte Kunstverständnis und begann, Teppiche vom Sperrmüll zu bemalen. In der Tradition Jackson Pollocks widmet er sich dem abstrakten Expressionismus und versteht Kunst als sinnliches Gesamterlebnis, das musikalische und rhythmische Elemente einbezieht.

Der Startschuss ist gefallen: Dr. Henning Vieker (von links), Angelika Gauselmann, Sylvia Blaha, Horst Gläsker und Anke Steinhauer eröffnen die Ausstellung. (Foto: Merkur Group)
Der Startschuss ist gefallen: Dr. Henning Vieker (von links), Angelika Gauselmann, Sylvia Blaha, Horst Gläsker und Anke Steinhauer eröffnen die Ausstellung. (Foto: Merkur Group)
Zur Vernissage war auch Espelkamps Bürgermeister Dr. Henning Vieker anwesend und würdigte die Alte Gießerei als Ort des Kunsterlebnisses. „Es ist toll, was die Familie Gauselmann und ihre Mitarbeiter hier auf die Beine gestellt haben. Vielen Dank, dass Sie solche Veranstaltungen möglich machen.“ Die abstrakten Werke kommen in den Räumlichkeiten eines der ältesten Gebäude Espelkamps besonders zur Geltung. Als Nebenräume der Alten Gießerei erscheinen die Ausstellungsflächen „Schmiede“ und „Magazin“ nun in einem ganz besonderen Licht, so Sylvia Blaha vom Immobilienbereich der Merkur Group. Damit verwandelt sich die Alte Gießerei erstmals in eine Kunsthalle.

Die Ausstellung kann bis zum 10. April immer freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr besucht werden. Individuelle Anfragen nimmt Angelika Gauselmann unter (0 57 43) 9 31 82 20 sowie unter angauselmann@schloss-benkhausen.de entgegen. Parallel dazu ist vom 14. März bis 18. April die Sonderausstellung des Auswandererhauses unter dem Titel „Welche Geschichten erzählt Espelkamp?“ in der Alten Gießerei zu sehen.