AWI unterstützt Europäischen Dienstleistungspreis
Berlin. Am 23. März 2009 wurde erstmals der Europäische Dienstleistungspreis in der Akademie der Künste am Brandenburger Tor in Berlin verliehen. Laudator war der Bundesminister für Finanzen, Peer Steinbrück, der für den auslobenden Bundesverband der Dienstleistungswirtschaft (BDWi) den Preis in einer feierlichen Stunde an den Luxemburger Premierminister Jean-Claude Juncker übergab.
„Wir haben uns für Herrn Premierminister Juncker entschieden“, erklärte Karl Besse, Präsident des Bundesverband Automatenunternehmer e.V. und Vizepräsident des BDWi, „weil er sich wegen seiner herausragenden Verdienste um das Entstehen der Dienstleistungsgesellschaft in Europa ausgezeichnet hat“. In seinem Grußwort betonte er, dass in Deutschland bereits zwei Drittel des Bruttoinlandproduktes durch Dienstleistungsunternehmen erwirtschaftet würden. Diese Tatsache berge neben Vielfalt und Dynamik auch große Herausforderungen an die Politik. Und Besse erinnerte an die europäische Dienstleistungsrichtlinie, die nach seinen Worten, wenn sie nach dem Herkunftslandprinzip umgesetzt worden wäre, zu „unübersehbaren Konsequenzen für die Wirtschaft in Europa“ geführt hätte.
Er unterstrich das vielfältige Freizeitangebot der Unterhaltungsautomatenbranche. „Klare Rahmenbedingungen, die strikte Einhaltung strenger gesetzlicher Regelungen und die Umsetzung freiwilliger Maßnahmen“, so Besse, „sorgen für einen umfassenden Spieler- und Jugendschutz im Bereich des gewerblichen Gewinnspiels.“ Die Branche sei sich als Teil der Dienstleistungswirtschaft ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und nähme diese Herausforderung aktiv an.
In Richtung Europa, aber auch für Deutschland wünschte sich Besse einen intensiveren Dialog zwischen der Dienstleistungswirtschaft und der Politik.
Kontakt: Dirk Lamprecht, Tel.: 030-24 08 77 60
Berlin, 24.3.2009
Grußwort von Vizepräsident Karl Besse anlässlich der Verleihung des Europäischen Preises der Dienstleistungswirtschaft am 23. März 2009 in Berlin
Sehr geehrter Herr Premierminister Juncker,
sehr geehrter Herr Minister Steinbrück,
Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,
meine Damen und Herren,
auch ich möchte meine Freude über die heutige Preisverleihung zum Ausdruck
bringen. Herr Präsident Küsters hat schon darauf hingewiesen, welche Bedeutung der heute zum ersten Mal vergebene Europäische Preis der Dienstleistungswirtschaft hat.
Die Dienstleistungswirtschaft wird allgemein als junger Wirtschaftssektor wahrgenommen – das machen wir uns gerne zu eigen und sagen: Wir sind nicht nur jung, wir sind vor allem auch dynamisch, innovativ und vielseitig. Die Wirtschaftskennzahlen der deutschen und europäischen Statistiken belegen das. In Deutschland erwirtschaften Dienstleistungsunternehmen heute bereits zwei Drittel des Bruttoinlandsproduktes. Diese Dynamik und Vielfalt ist unternehmerisch eine Bereicherung, politisch nicht selten eine Herausforderung. Denn es ist häufig schwierig, die durch die Vielschichtigkeit der Dienstleistungswirtschaft entstehende Interessenvielfalt zu bündeln und in einem Verband zu vereinen, um so gegenüber der Politik geschlossen auftreten zu können. Aber es wird uns gelingen, die Politik für die Probleme unserer Branchen zu sensibilisieren.
Gemeinsame Interessen gibt es genug. In Deutschland genauso wie in Europa. So darf ich an dieser Stelle an die Dienstleistungsrichtlinie erinnern. Wäre das Herkunftslandprinzip umgesetzt worden, das zunächst als einziger Weg erschien, hätte dies zu unübersehbaren Konsequenzen für die Wirtschaft in Europa geführt. Ja, es war zu befürchten, dass das soziale Gefüge in Europa aus den Angeln gehoben worden wäre, weil die Unternehmen eines Mitgliedslandes bei der Erbringung einer Dienstleistung in einem anderen EU-Land nicht dessen Sozialstandards hätten einhalten müssen.
Zum Glück ist es gelungen, das zu verhindern. Wir Dienstleister haben uns in besonderer Weise dafür eingesetzt. Und wir sind Ihnen, sehr geehrter Herr Premierminister, dankbar, dass Sie ebenso intensiv dafür gekämpft haben.
Wirtschaftliche Aspekte dürfen vom sozialen Kontext, in dem sie sich bewegen, nie völlig losgelöst werden. Das muss der Politik und muss auch der Wirtschaft jederzeit bewusst sein. Wo das nicht der Fall ist – wie bei den Auslösern der aktuellen Krise – werden die Grundfesten unserer wirtschaftlichen und in der Folge auch unserer sozialen Basis nachhaltig erschüttert. Dann geht es nicht nur um die Bekämpfung von schwarzen Schafen, dann geht es um die Glaubwürdigkeit unseres marktwirtschaftlichen Systems. An der Infragestellung dieses Systems kann wohl niemand ernsthaft ein Interesse haben – wir Unternehmer schon gar nicht. Wir haben unsere Unternehmen auf der Grundlage der sozialen Marktwirtschaft errichtet. Gerade deswegen hat die soziale und die gesellschaftliche Verpflichtung auch für uns Dienstleister einen so großen Stellenwert.
Als Vertreter der Freizeitwirtschaft und als Präsident des Bundesverband Automatenunternehmer e.V. weiß ich, wovon ich spreche. Die Unterhaltungsautomatenwirtschaft bietet ein vielseitiges Freizeitangebot. Unsere Spielstätten sind heute moderne Entertainmentcenter, die Sport und Spiel für Freizeit und Erholung bieten. Klare Rahmenbedingungen, die strikte Einhaltung strenger gesetzlicher Regelungen und die Umsetzung freiwilliger Maßnahmen sorgen für einen umfassenden Spieler- und Jugendschutz im Bereich des gewerblichen Spiels. Als Teil der Dienstleistungswirtschaft sind wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung vollumfänglich bewußt.
Umgekehrt ist es bei allen politischen Entscheidungen wichtig, vernünftige Wege zu finden, wirtschaftliche Freiheit und gesetzliche Reglementierung so in Einklang zu bringen, dass kein regulativer Erstickungstod der Wirtschaft eintritt. Das gilt auch für Europa, wobei gerade die Europäische Kommission für ihre Regelungsfreude bekannt ist.
Aus unserer Sicht muss der Dialog zwischen der Wirtschaft und der europäischen Politik noch weiter ausgebaut werden. Ich halte das auch für einen wichtigen Beitrag, um die Europäische Union künftig noch besser und positiver im Bewusstsein der Bürger zu verankern. Bei uns in Deutschland werben wir Dienstleister unter anderem intensiv für einen Dialog zwischen der Dienstleistungswirtschaft und der Politik im Bereich der Mindesteinkommen. Der BDWi mit seinen 25 Branchenverbänden muss unserer Meinung nach als Spitzenverband für die Dienstleistungswirtschaft anerkannt werden, um gegebenenfalls künftige Branchenmindestlöhne im Zuge des Mindestarbeitsbedingungsgesetzes mitgestalten zu können. Ich wünsche mir sehr, dass wir dieses Ziel erreichen. Nur so können sinnvolle Lösungen erarbeitet werden.
Sehr geehrter Herr Premierminister Juncker,
ich darf noch einmal meine große Freude über Ihre heutige Ehrung ausdrücken. Die angemessene Würdigung Ihrer Verdienste möchte ich aber nun einem anderen überlassen; jemandem der Sie gut kennt und mit dem Sie sich auch gut verstehen, wie man sagt – auch wenn die Presse gelegentlich anderes schreibt.